http://prescribeddrug.org/wp-content/up ... PG-PDD.pdf
Hier eine verkürzte Zusammenfassung (Auszug):
(Die Zahlen sind alle für UK, aber ich denke vieles sieht bei uns sehr ähnlich aus.)
Unter den wichtigsten Fakten wird unter anderem genannt:
* Seit 1992 ist die Anzahl an Antidepressiva-Verschreibungen in den UK um 500 Prozent (!) gestiegen.
* Obwohl die Anzahl an Depressionserkrankten seit 2003 gleich geblieben ist, stieg die Menge an Antidepressiva-Verschreibungen im gleichen Zeitraum um 92 % da die Medikamente länger eingenommen werden (Zahlen für UK).
* Antipsychotika-Verschreibungen haben ebenfalls zugenommen, obwohl neuere Untersuchungen zeigen dass die Wahrscheinlichkeit psychotischer Zustände bei Langzeiteinnahme dieser Medikamente steigt, im Vergleich zu Patienten die medikamentenfrei waren.
* Ärzte bestreiten oft, dass Psychopharmaka Schäden verursachen können und sind nicht in der Lage ihre Patienten angemessen zu behandeln.
[...]
Das CEP berichtet, dass es trotz riesiger Mengen an Psychopharmaka-Verordungen viel zu wenig Aufklärung über Risiken und Langzeitfolgen wie Abhängigkeit, neurologische Schäden und Entzugsprobleme gibt. Oft werden diese Probleme als neue Erkrankung fehldiagnostiziert und mit weiteren Medikamenten behandelt.
Benzodiazepine werden trotz anders lautender Empfehlungen oft länger als 4 Wochen verschrieben. Es gibt aber keine genauen Zahlen zur Langzeiteinahme, weder über die Anzahl an Patienten noch über deren Probleme mit Nebenwirkungen und Entzug. Obwohl die Problematik schon seit Jahrzehnten bekannt ist, wurden kaum Untersuchungen zu Langzeitschäden durchgeführt und es gibt viel zu wenig Hilfsangebote für Betroffene.
Antidepressiva werden immer mehr verschrieben. Inzwischen sind die Hälfte von Betroffenen, die Hilfsangebote zum Entzug ihrer Medikamente aufsuchen, Antidepressiva-Patienten.
Viele Patienten nehmen Antidepressiva lange Zeit ein, da sie es aufgrund von Entzugsproblemen nicht schaffen, die Behandlung zu beenden.
Obwohl die Folgen der Langzeiteinnahme nicht untersucht sind, wird die Verschreibung über 6 Monate oder sogar 2 Jahre hinaus vom NICE (National Institute for Health and Care Excellence) empfohlen. Dies verursacht neben den Schäden auch eine massive Kostenzunahme.
Ian Singleton vom Bristol Tranquilizer Projekt (ein Projekt zur Unterstützung beim Medikamentenentzug): „Antidepressiva scheinen genauso viele Probleme zu verursachen wie Benzodiazepine…viele der Symptome sind genauso wie im Benzo-Entzug…bei einigen Betroffenen halten die Symptome des Antidepressiva-Entzugs sogar länger an als beim Benzo-Entzug…“
[...]
Insgesamt ist die Anzahl an Verordnungen von Psychoaktiven Medikamenten, Schlafmittel, Schmerzmittel, insbesondere auch ADHS-Medikamente, stark angestiegen.
Trotz des massiv erhöhten Einsatzes von Medikamenten ist unter den Sozialhilfeempfängern die Anzahl von Menschen mit affektiven Störungen und Verhaltensstörungen um 38 % gestiegen (Vergleich der Jahre 2000 bis 2013).
Interessant ist besonders die kleine Online-Umfrage, an der 75 Personen aus den UK teilgenommen haben (man kann davon ausgehen, dass dies vor allem stark Betroffene waren):
• 72% gaben an, dass ihr Arzt ihnen keinerlei Informationen zu möglichen Risiken und Nebenwirkungen ihrer Medikamente mitgeteilt hat.
• 40% wurde gesagt, dass sie ein chemisches Ungleichgewicht hätten (obwohl es keine Hinweise gibt, dass ein solches Ungleichgewicht existiert)
• 91% berichteten von schweren oder extrem schweren negativen Auswirkungen während oder nach dem Entzug
• 45% berichteten von Entzugssymptomen die mehr als 2 Jahre anhielten, bei 17% hielten sie sogar länger als 5 Jahre an
• 61% berichteten ihre Ärzte stritten ab, dass die negativen Auswirkungen durch die Medikamente verursacht wurden
• 71% berichteten, dass ihr Arzt ihnen keine Unterstützung anbot oder dass er sagte, es gäbe nichts was er tun könne
• 32% wurde von ihren Ärzten mitgeteilt sie sollten schnell absetzen oder kalt entziehen (entgegen der meisten Richtlinien)
Ziele der APPG sollten laut CEP sein:
1) Neue Untersuchungsergebnisse an die politischen Entscheidungsträger zu kommunizieren, um deren Bewusstsein über das Problem der Medikamentenabhängigkeit zu stärken
2) Sicherzustellen, dass die Erkenntnisse durch angemessene Forschung und Analyse der Daten gewonnen werden, auch zu Langzeitschäden
3) Sicherzustellen, dass von Medikamentenabhängigkeit Betroffene angemessene Unterstützung beim Entzug bekommen
4) Bewusstsein und Wissen über Medikamentenabhängigkeit bei medizinischen Fachkräften zu verbessern
5) Sicherzustellen, dass sich Ärzte an die existierenden Richtlinien halten und, wo nötig, neue Richtlinien durchzusetzen, um so die Verschreibungszahlen zu reduzieren