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 ! Nachricht von: Oliver

Dieses Forum ist im Ruhezustand.

Es hat sich eine neue Gemeinschaft aus Betroffenen und Angehörigen gegründet, die sich weiterhin beim risikominimierenden Absetzen von Psychopharmaka unterstützt und Informationen zusammenträgt. Die Informationen, wie ihr dort teilnehmen könnt findet ihr hier:

psyab.net: wichtige Informationen für neue Teilnehmer


Die öffentlichen Beiträge auf adfd.org bleiben erhalten.

Bereits registrierte Teilnehmer können hier noch bis Ende 2022 weiter in den privaten Foren schreiben und PNs austauschen, aber es ist kein aktiver Austausch mehr vorgesehen und es gibt keine Moderation mehr.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die über die geholfen haben, dieses Forum über 18 Jahre lang mit zu pflegen und zu gestalten.


Antidrepressiva-Wechsel...

Hier lassen sich auch viele Erfahrungsberichte über das Absetzen von Antidepressiva und Benzodiazepinen finden.
Gesperrt
Angel1972
Beiträge: 5
Registriert: 22.05.2009 16:59

Antidrepressiva-Wechsel...

Beitrag von Angel1972 »

Halli Hallo,

ich bin neu hier. Ich bin 36, na ja fast 37 Jahre alt und weiblich. Ich habe vier Jahre lang Trevilor genommen. Dann ging's ein Jahr ganz ohne.

Seit ca. 2 Wochen hab ich jetzt wieder Venlafaxin genommen und mit einem Tag Unterbrechung auf Valdoxan gewechselt. Hab also am 19.05.09 die letzte Venlafaxin genommen und gestern Abend (21.05.09) die erste Valdoxan genommen.

Heute geht's mir nun völlig dreckig: Angst, Panik, Übelkeit, die Welt um mich herum erschein völlig unwirklich, hundemüde, zittern usw.

Hat jeman von Euch mit so einem Wechsel schon Erfahrung? Sind das jetzt Entzugserscheinungen vom Venlafaxin oder hat das mit dem Valdoxan zu tun? Bin grad ziemlich verzweifelt.

lg Angel1972
Marsupilami

Re: Antidrepressiva-Wechsel...

Beitrag von Marsupilami »

Normalerweise muss man ein Mittel langsam absetzen, wenn man ein Mittel abrupt ab- und ein neues ansetzt, weiß man wohl nicht, ob es Absetzsymptome des alten oder Einschleichprobleme des neuen Mittels sind, oder Beides. Ob man ein Mittel erst ganz absetzen muss, bevor man mit einem neuen beginnen darf, weiß ich nicht. Hängt auch davon ab, um welchen Typ AD-um es sich handelt, man darf nicht alle Typen mixen.
Wie Du jetzt am Besten vorgehen solltest, kann Dir hoffentlich jemand von den Anderen hier sagen, denn Dein Arzt hat aber offenbar keine Ahnung von den erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen, völlige Inkompetenz. Leider eher die Regel als die Ausnahme.

Gruß,

Marsu
Angel1972
Beiträge: 5
Registriert: 22.05.2009 16:59

Re: Antidrepressiva-Wechsel...

Beitrag von Angel1972 »

Hallo Marsu,

hatte in den Jahren der Behandlung jetzt bei meinem Therapeuten eigentlich gedacht, dass er weiß, was er da tut, aber nach der Aktion jetzt, bin ich mir da auch nicht mehr so sicher. Sowas wie jetzt, hab ich noch nie erlebt.

Dankeschön aber erst mal für deine Antwort. Spendet ein bischen Trost.

lg Angel1972
chiara63
Beiträge: 570
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Re: Antidrepressiva-Wechsel...

Beitrag von chiara63 »

Hallo

ich kenn das auch meist so, dass man ein über den anderen Tag ein Mittel ab- und das andere ansetzt. Wahrscheinlich aus dem Grund, damit der Körper sich nicht erst langsam erneut überhaupt an ein AD gewöhnen muss, sondern dass noch Reste des alten erhalten sind und es einem so eigentlich leichter fallen sollte, zu wechseln. Wie gesagt - nur meine Gedanken und meine Erfahrungen.....
Bei dir allerdings würde ich eher darauf tippen, dass es beides Male Einschleichwirkungen sind - du hast das Trevilor über ein Jahr nicht genommen, gerade 2 Wochen damit begonnen - dann wurde es rapide abgesetzt und ein anderes angesetzt. Der Körper muss sich nach einem Jahr erstmal überhaupt wieder an ein AD gewöhnen - und da sind leider oftmals die NW, dass die Störung sich (ähnlich wie bei einem hom. Präparat) zunächst verstärkt.

Was nun das Valdoxan betrifft - lies mal dazu folgenden Beitrag:
http://www.adfd.org/forum/archive/zum-p ... n-3731.htm

Die Frage, die ich mir zum einen stelle:
Warum hat dein Arzt, wenn du das Trevilor recht gut vertragen hast, plötzlich gewechselt?
Warum geht es dir nach einem Jahr ohne plötzlich wieder so schlecht, dass du erneut zu einem AD greifst? Was ist in der Zwischenzeit passiert?

Liebe Grüße
Anja
Diagnose: redidivierende Depressionen, gen. Angststörung!

- Seit 1996 immer wieder auftretende, mitunter sehr starke Angstepisoden.
- 1996 erster Klinikaufenthalt, Einstellung auf saroten und Tavor.
- 1998 Tavorabhängigkeit, stat. Entzug.
- Von 1998 bis 2003 versch. Antidepressiva (Saroten, Zoloft, Fluoxetin, Remergil, Trevilor)
- Von 2003 bis 2006 ohne Psychopharmaka
- 2006 extremer Rückfall, erneut Einstellung auf AD, Trevilor und Lyrika.
- 2008 Umstellung von Trevilor (Nebenwirkungen) auf Cipralex. Von Ende 2008 bis 2010 ohne ADs.
- 2010 schlimmster Rückfall bisher. Stat. Aufenthalt von Aug/Ende Nov. Extreme NEbenwirkungen bei Cipralex (Angst, Übelkeit, Erbrechen), Umstellung auf Cymbalta, Remergil und Lyrika.
- Im Lauf von 2011 Reduzierung von Lyrika und Remergil, schließlich Absetzung von Remergil ohne Probleme.
- 2013 Versuch "cold Turkey" von Cymbalta, aber extreme Entzugserscheinungen (Übelkeit, Schwindel, Zittern, Träume, usw.) deshalb wieder Rückgang auf die vorige Dosis. Jetzt langsamer Entzug.
Stand: Anfang Juli 2013
antianti
Beiträge: 217
Registriert: 06.03.2009 08:43

Re: Antidrepressiva-Wechsel...

Beitrag von antianti »

Das hier ist glaube ich die neuere Fortsetzung des Links:
http://www.adfd.org:1190/austausch/view ... xan#p35017

Es könnte sein, wenn die Medikamente unterschiedliche Wirkmechanismen haben, dass hier ein Entzug von Venlafaxin und das Einschleichen des Valdoxan kollidieren. Aber auch Anja könnte Recht haben. Manche Leute entwickeln nach einer Einnahmeunterbrechung eine Unverträglichkeit gegen solche Mittel.

Und Anjas Fragen sind ebenfalls von Interesse, speziell warum Dein Arzt so früh das Medikament gewechselt hat. Bist Du eigentlich zusätzlich in Therapie?

Liebe Grüße, ANTIANTI
Seit März 2009: Trevilor/Venlafaxin abgesetzt! (Akuter Entzug: 3 Tage, danach schrittweise Besserung. Bis zwei Monate später noch selten leichte Stromschläge.)
26.05.09: 25µg L-Thyrox
20.07.09: 50µg L-Thyrox
09.09.09: 75µg L-Thyrox
13.01.10: 75µg L-Thyrox + 150µg Jodid
21.01.10: 100µg L-Thyrox + 150µg Jodid

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"Ein Antidepressivum runterzudosieren ist wie mit einem 500PS starken Sportwagen durch eine verkehrsberuhigte Zone zu fahren."
Angel1972
Beiträge: 5
Registriert: 22.05.2009 16:59

Re: Antidrepressiva-Wechsel...

Beitrag von Angel1972 »

Ich glaube, ich sollte mit meiner Leidensgeschichte am Anfang anfangen.

Ich war schon als Kind ein ziemlich ängstlicher Mensch. 1997 hab ich dann durch einen plötzlichen Herzinfarkt meinen Vater verloren und für mich ist da eine Welt zusammengebrochen. Bis November 2004 hab ich mich dann noch so durch’s Leben „geschleppt“. Mein Hausarzt hat mich damals dann zum FA für Psychatrie und Psychotherapie überwiesen. Als erstes hab ich dann kurz Citalopram ausprobiert, was gar nicht ging. Dann bekam ich Trevilor 75 mg, was nach recht kurzer Zeit super anschlug.
Das hab ich dann bis Februar 2008 genommen und auch nur abgesetzt, weil ich zweimal die Einnahme vergessen hab. Hab’s dann durch leichte Entzugserscheinungen gemerkt und mir gedacht: Da komm ich jetzt durch. War zwar ein kalter Entzug… lief aber prima. Muß dazu sagen, wir hatten 2006 und 2007 schon mal versucht Trevilor abzusetzen, also auszuschleichen, und das war die Hölle damals und ging gar nicht.

Von September 2007 bis Anfang Dezember 2008 hab ich 25 Sitzungen ambulante Psychotherapie (Gesprächstherapie) gehabt. War früher nicht möglich, da Psychotherapeuten in unserem Land Mangelware und daher patientenbedingt überfüllt sind. Außerdem zahlen die Krankenkassen ja lieber ne „Pille“ als ne Psychotherapie zu genehmigen.

Jedenfalls ging’s mir dann bis Ende Januar 2009 super. Dann ging meine Mutter mit 60 in Rente (Für sie super.) Für mich ist da, warum auch immer, wieder mal ne Welt zusammengebrochen. Ich bekam plötzlich auch noch körperliche Symptome… Übelkeit, Magen, Darm, Gynprobleme (Hatte 2006 schon mal ne Myom-OP)…Meine Gedanken drehten sich nur darum, das ich sterbenskrank bin. Es wurden dann allerlei Untersuchungen gemacht, mit dem Ergebnis, das alles i. O. ist. Dann bekam ich noch mit nem Backenzahn Probleme, was eine Wurzelspitzenresektion zur Folge hatte. Dabei wurde aber festgestellt, das der Zahn nicht mehr zu retten ist. Zahn blieb trotzdem erstmal drin. Dann gab’s ne fette Entzündung und nach zwei Wochen wurde er dann doch gezogen. Die Entzündung dauerte lange, bis sie abgeheilt war. Ich war inzwischen fix und fertig. Hab dann endlich wieder einen Termin bei meinem Therapeuten bekommen und dann haben wir wieder mit Trevilor angefangen. Hab auch noch mal nachgeschaut: Ich hab’s so ca. drei Wochen wieder genommen. Nach ca. einer Woche ging’s mir seelisch wieder ziemlich gut. Allerdings machten mir zwei Nebenwirkungen sehr zu schaffen…. Libidoverlust und massives Schwitzen, besonders zwischen den Beinen, was Entzündungen im Intimbereich zur Folge hatte. Daher dann jetzt die Umstellung von Trevilor auf Valdoxan, was ja so gut wie keine Nebenwirkungen haben soll.

Eine Psychotherapie mach ich zur Zeit nicht, da eine Beantragung einer Zusatztherapie (maximal 10 bis 15 Sitzungen) zwar läuft, aber die Krankenkasse es wohl nicht für nötig hält, zu reagieren. Allerdings gehe ich inzwischen alle zwei Wochen zu einer Sozialtherapeutin (wird über einen Verein gestützt), wo wir im Einzelgespräch über meinen Ängste reden und diese gezielt angehen…. Angstpyramide und so…

Heute nun war der zweite Tag mit Valdoxan.... genauso wie gestern... Werd Montag doch erstmal zur Vertretung meines Therapeuten gehen, da der im Urlaub. Bin momentan echt ziemlich ratlos.

Lieben Gruß

Antje
PhilRS
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Re: Antidrepressiva-Wechsel...

Beitrag von PhilRS »

Hi Angel,

das sind nach Stand der Dinge höchstwahrscheinlich Valdoxan-Nebenwirkungen. Gründe:

1. Die Trevilor-Einnahme sollte nach 2 Wochen noch keine gravierenden Absetzerscheinungen machen. Generell werden 4 Wochen als nötig erachtet für das Entzugssyndrom. Einschränkung: Ob es bei ehemaligen Langzeitanwendern bei erneuter Einnahme schneller zur Ausbildung kommt ist unbekannt -> Du hattest früher bereits Entzugserscheinungen.

2. Deine Erfahrungen decken sich mit denen anderer Valdoxan-Starter auffällig. Siehe die diversen deprimierten Nutzer im pharmafreundlichen Forum depri.ch.

Ich hatte zum Agomelatin (VALDOXAN) erstmal festgestellt, dass Werbung und Realität extrem auseinander klaffen - statt "wirkstark und nebenwirkungsarm" ist es nachweislich extrem wirkschwach, und wie jetzt nach der Markteinführung klar wird, auch noch nebenwirkungsreich. Von den gelegentlichen schweren Schadwirkungen abgesehen.

Immerhin lässt es sich in der Regel wohl schnell absetzen, worauf es den Betreffenden rasch besser geht.

Alles Gute
-PhilRS.
Ulrich

Re: Antidrepressiva-Wechsel...

Beitrag von Ulrich »

Hallo Angel!

PhilRS hatt absolut recht, auch ich habe den Start vom Valdoxan seit der Zulassung am 01.04.09. im Schweizer Forum beobachtet. Jedes Antidepressivum ob Duloxetin oder Valdoxan wird von der Pharmaindustrie werbetechnisch so positiv hochgelobt. Doch in der Realität sieht das meist ganz anderst aus. Natürlich muß man gewisse Dinge ausprobieren, wenn bei einem Medikament die Nebenwirkungen nicht zu ertragen sind.
Du wirst im Schweizer Forum sehen, daß Du von Valdoxan genau diese Nebenwirkungen hast.
Inwieweit diese nach der Einschleichphase anhalten oder bleiben, kann niemand sagen.
Würde es mit dem Arzt besprechen und gegebenensfalls absetzen, dann weißt du das genau!
Also ich vermute ganz klar wie PhilRS es kommt vom Valdoxan, aber lese mal die Berichte im Schweizer Forum, dann kannst Du Vergleiche anstellen!

Lg Uli
Angel1972
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Re: Antidrepressiva-Wechsel...

Beitrag von Angel1972 »

Hab da in dem Schweizer Forum schon mal reingeschaut und festgestellt, dass sich das alles nicht so prickelnd anhört. Hab jetzt erstmal beschlossen, bis zu meinem nächsten Termin am 02.06. Valdoxan weiter zu nehmen und dann über meine ersten Erfahrungen mit meinem Arzt zu sprechen. Die meisten beziehen sich ja bei Valdoxan auf das "Schlafen", das sie damit besser schlafen können, aber damit hab ich ja nun keine Probleme. Bei mir steht die Angstsymptomatik im Vordergrund und da war Trevilor schon optimal von der Wirkung her. Wenn da diese blöden Nebenwirkungen nicht wären...

Irgendwie ist das mit den Medi's wie ne Lotterie.
PhilRS
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Re: Antidrepressiva-Wechsel...

Beitrag von PhilRS »

Hi Antje,

man kann das Resultat dieser "Lotterie" allerdings beeinflussen, indem man sich an Grundregeln hält: z.B. nur Sachen verordnen, die nachgewiesenermaßen für ein Problem wirksam sind (sofern man komplexe Dinge wie psych. Befinden überhaupt in psychiatrische Diagnosen fassen kann). Valdoxan hat eine einzige Positivstudie bei Generalisierter Angststörung, keine Zulassung dafür und überhaupt gibt es so gut wie keine praktischen Erfahrungen.

Dass manche SSRI/SNRI wie Paroxetin oder Trevilor sich bei Angstsymptomen einsetzen lassen kam erst nach einiger Zeit in Mode, und auch bei diesen Mitteln weiß man, dass sie Ängste auch auslösen oder verstärken können. Valdoxan wird erst seit Ende März als Probepackung und seit 1.4. offiziell vertrieben. Da kann es noch gar keine halbwegs verlässlichen Erfahrungen geben. Sowas sollte man meines Erachtens nicht "auf gut Glück" verschreiben (der Lotterievergleich ist ganz angebracht), besonders weil das ein Austesten am labilen Menschen ist - ohne dass die Nebenwirkungen ernstlich bekannt sind.

Meine bescheidene Meinung, ganz vorsichtig formuliert
Alles Gute
-PhilRS.
Angel1972
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Re: Antidrepressiva-Wechsel...

Beitrag von Angel1972 »

Hallo PhilRS,

das hast du vollkommen recht. Genau das sagt aber auch immer mein Arzt, ein AD zu verordnen, egal ob neu oder alt, ist eigentlich ein Austesten. Bei dem einen wirkt dieses, bei dem anderen jenes.

Mir geht's jetzt nach der 8. Einnahme von Valdoxan gestern abend überhaupt nicht gut.... Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, und tagsüber bin ich hundemüde oder eher so'n Gefühl als hätt man sich ne Flasche Wein reingedreht und will nur noch schlafen. Am 02.06. hab ich Termin bei meinem Doc.

Lieben Gruß
Antje
Gesperrt