Klick auf das Kreuzchen um das hier auszublenden ->


 ! Nachricht von: Oliver

Dieses Forum ist im Ruhezustand.

Es hat sich eine neue Gemeinschaft aus Betroffenen und Angehörigen gegründet, die sich weiterhin beim risikominimierenden Absetzen von Psychopharmaka unterstützt und Informationen zusammenträgt. Die Informationen, wie ihr dort teilnehmen könnt findet ihr hier:

psyab.net: wichtige Informationen für neue Teilnehmer


Die öffentlichen Beiträge auf adfd.org bleiben erhalten.

Bereits registrierte Teilnehmer können hier noch bis Ende 2022 weiter in den privaten Foren schreiben und PNs austauschen, aber es ist kein aktiver Austausch mehr vorgesehen und es gibt keine Moderation mehr.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die über die geholfen haben, dieses Forum über 18 Jahre lang mit zu pflegen und zu gestalten.


Absetzprogram Psychopharmakamedikamente

Hier lassen sich auch viele Erfahrungsberichte über das Absetzen von Antidepressiva und Benzodiazepinen finden.
Gesperrt
grischa
Beiträge: 2
Registriert: 15.01.2011 07:59

Absetzprogram Psychopharmakamedikamente

Beitrag von grischa »

Für meine Mutter suche ich wege aus dem Dilemma mit diesen Medikamenten die sie von der Psychiatrie bekommen hat.

4 Jahre Medikamenteneinnahmen mit 5 tiefen Psychosen sagen mir dass die Medikamente keine Hilfe gebracht haben.
Momentane Einnahme sind:
- Seroquel XR (150mg nachts) (Neuroleptika)
- Citalopram (60mg morgens) (SSRI)
- Lorasifar (1mg nachts) (Tranquillizer)
- Simvastin-Mepha (40mg abends) (???) (Kombination von Metfen(Diabetes) und Ersatz von Stilnox)
nebenbei noch Aspirin-Cardio fürs Herz und Eltroxin für die Schilddrüse...

Nun ja in diesen 4 Jahren hatte es bereits verschiedenste Nebenwirkungen. (Zittern von Haldol, Gewichts- und Volumenzunahme von Seroquel, Diabetes durch?, liegt sehr viel auf dem Sofa, sehr passiv,...)
Es gab auch Entzugserscheinungen in kritischen Phasen welche jeweils in einer tiefen Psychose endeten (Verwirrtheit/Delir von ?, "Hirnstromstossblitze" von ?, mit den Händen Papierschnitzel rupfen)

Nun ja alles was ich versuche ist die ersten 4 Tabletten ganz abzusetzen. Dies wird sicher ein langer Weg. Aber ich bin mir sicher dass dieser sich lohnt.

Wie lange dieser Entzug dauert und was auf dem Weg alles passieren kann ist für mich nicht ganz klar.

Ich erhoffe mir Unterstützung und Tips hier in diesem Forum.

So zu leben wie die letzten 4 Jahre ist auch kein menschenwürdiges Leben - dem möchte ich entgegenwirken.

Danke im voraus
mücke
Beiträge: 2922
Registriert: 30.12.2004 09:24
Hat sich bedankt: 156 Mal
Danksagung erhalten: 19 Mal

Re: Absetzprogram Psychopharmakamedikamente

Beitrag von mücke »

Hallo grischa

Herzlich Willkommen.

Möchte deine Mutter die Medikamente denn auch absetzen?
Wenn ja, womit will sie beginnen?

Psychosen werden immer mit Neuroleptika behandelt.
Eine andere Option kenne ich da nicht.
Allerdings weiß ich auch das Neuroleptika nicht immer helfen.
Das habe ich selbst in meiner Familie erlebt.

Gruss Mücke
Das-kleine-Runde

Re: Absetzprogram Psychopharmakamedikamente

Beitrag von Das-kleine-Runde »

Hallo Grischa :) ,

Herzlich Willkommen :) !

Das ist traurig, was Deine Mutter durchmacht.

Wie ist sie denn zu den Medikamenten gekommen? Welche Beschwerden hatte sie ursprünglich?
Falls die Psychose ihre Grunderkrankung ist, weswegen sie die Medikation erhalten hat, ist die Frage die, ob sie ohne Medikamente sein sollte.

Die geschilderten Symptome können auch Absetzsymptome sein, wenn sie in Zusammenhang mit dem Absetzen eines ADs oder NLs auftreten.

Du schreibst hier für sie, für einen Austausch wäre hilfreicher, sie würde selber die Dinge ansprechen, die ihr auf der Seele liegen.
Kannst Du ihr nicht dabei helfen, selbst zu schreiben?

Liebe Grüße :group:
grischa
Beiträge: 2
Registriert: 15.01.2011 07:59

Re: Absetzprogram Psychopharmakamedikamente

Beitrag von grischa »

Danke vielmals vorab für die schnellen Antworten.

Meine Mutter ist 68. Sie möchte am liebsten alles so belassen wie es jetzt ist. Ich finde diese Haltung tragisch und versuche neue Wege zu evaluieren.

Angefangen hatte es vor bald 5 Jahren wo jemand auf die "dumme" Idee kam dass meine Mutter erste Anzeichen von Demenz zeigte... Nun ja, ehrlich gesagt war mir gar nicht so bewusst auf was sich meine Mutter da einlassen wird, es haben ja irgendwie alle zugestimmt. Ärztlich gab es eine Begründung dass die Zeichen von Demenz von einer Arteriosklerose verursacht werden... auch begründet durch Herzinfakt und Bypass Operation...
Nun ja, was geschah war die Einnahme gegen Vaskuläre Demenz mit Aricept. Sie hatte sehr intensive Nachtträume und es schien mir so dass irgendwass im Gehirn "unkontrolliert" abging. Zu Beginn der Sommermonate Begann es mit dem Schnitzelschneiden und Zerrupfen von Papier. Nun ja in der tiefsten Psychose lag sie auf dem Küchenboden, wollte von Zuhause abhauen und als sie abhaute hörte Sie auch Stimmen auf der Strasse. Nun ja. Ich hatte Sie ins normale Spital gebracht auf die Intensivstation. Irgendwie konnte dieses Spital nichts mit meiner Mutter anfangen und dummerweise plante Sie und war auf dem Weg "abzuhauen" vom Spital. "Dummerweise..." hatte eine Schwester dies bemerkt und hielt sie noch auf. Ich selber war dann auch ins Spital gekommen und es wurde mir so mitgeteilt. Nun ja ich ging zu einem Kaffee mit meiner Mutter im Spital und dann wollte Sie nicht mehr von der Cafeteria zurück ins Spitalzimmer. Leider hatte dieses Spital keine Zimmer die "verschliessbar - oder überwacht" waren und die Ärzte schrieben einen Brief damit meine Mutter am gleichen Tag noch in die geschlossene Anstalt der Psychiatrischen Spitals überwiesen wird. Und ich fuhr mit ihr noch dorthin... - ohne zu wissen was Sie dort erwarten wird... nun ja seit dann sind über 4 Jahre vergangen. Die ersten Tage wurde sie mit irgendwelchen "schweren" Medikamenten ausser Gefecht gesetzt... und erst ab diesem Zeitpunkt bekam meine Mutter obige Depressionstabletten. Und diese nimmt sie immer noch...

Alles was ich will ist das Rad wieder zurückdrehen und diese Depressionstabletten wieder aus ihrem Leben nehmen. Ob mit oder ohne ärztliche Hilfe steht noch in den Sternen, aber für mich ist das Vertrauen in Ärzte, die mit diesen Depressionstabletten arbeiten, arg geschwunden. Vielleicht plane ich sogar meine Mutter zu mir zu nehmen und irgend ein Programm zusammenzustellen dann diese Medikamente mit dem Ziel auf 0 abzusetzen. Natürlich nichts ohne genauste Abklärungen und Planungen.

Seitens der Ärzte gibt es für mich grösste Fragezeichen da mit den Tablettendosen richtiggehend zeitweise herumgespielt wird. Meiner Meinung nach ist das nichts als eine Spielerei. Bei Seroquel war es lange Zeit 600mg, dann mal 50mg und wieder rauf auf 300mg... auch Citalopram geht auf und ab zwischen 20 und 60mg... . Aber niemand will auf 0 absetzen. Logisch, bei diesen Entzugserscheinungen... aber es gibt doch gar keinen anderen Weg als diese Depressionstabletten abzusetzen damit meine Mutter wieder einen "klar denkenden" Kopf bekommt und nicht einfach von Tag zu Tag "dahinvegetiert".
Ja es gibt sicher noch viel zu schreiben.
PhilRS
Beiträge: 1071
Registriert: 07.04.2005 10:16
Wohnort: FI-Joensuu / DE-Berlin
Danksagung erhalten: 48 Mal
Kontaktdaten:

Re: Absetzprogram Psychopharmakamedikamente

Beitrag von PhilRS »

Hallo Grischa,

so schwer es vielleicht fällt, aber Ihr solltet in erster Linie Kontakt zu vernünftigen (!) Ärzten suchen und das nur unter enger Betreuung machen. Alleine und auf (eigenen) Druck hin halte ich das für riskant.

Bei dieser Medikamentenkombination kann ich allerdings auch nur mit dem Kopf schuetteln: Seroquel verschlechtert die geistige Leistungsfähigkeit und sollte bei >65jährigen ohnehin nicht gegeben werden (es verkürzt in Studien signifikant das Leben bzw. erhöht das Risiko auf Schlaganfall), darüber hinaus ist es ein sehr schwaches "Antipsychotikum", taugt meist nur zur Beruhigung - für Ältere also ein shut up and die-Medikament, zugespitzt gesagt.

Zu dem Citalopram will ich mich hier nicht breit auslassen, da ich den Hintergrund nicht im Detail kenne, wir reagieren hier naturgemäss immer etwas allergisch auf SSRI - das hast Du wohl schon bemerkt. Bei mir in Finnland ist es ein Klassiker für nervige Omas, die unbedingt was haben wollen ("schad' nix, hilft nix, macht nix" ist die Einstellung vieler Verordner hier). Wie Deine Mutter jetzt genau dazu kam, will ich lieber nicht wissen bei dieser verfahrenen Geschichte. Im Pack mit angesetzt und drauf hängen geblieben, so hört sich das an.

Lorasifar ist offenbar identisch mit dem altbekannten Tavor, keine weiteren Fragen. Doch was wolltest Du uns damit sagen:
Simvastin-Mepha (40mg abends) (???) (Kombination von Metfen(Diabetes) und Ersatz von Stilnox)
nebenbei noch Aspirin-Cardio fürs Herz und Eltroxin für die Schilddrüse...
Simvastatin kann durchaus sinnvoll sein, ein so genannter CSE-Hemmer ("Statin"), wird manchmal unnötig verschrieben (hängt ggf. vom Herzinfarktrisiko ab, jedenfalls nicht von den Blutfettwerten). Metfen ist Metformin, ein Blutzuckersenker für Leute, die noch kein (oder doch schon mehr) Insulin brauchen - etwas kompliziert zu erklären. Aspirin-Cardio 100mg ist eine feine Sache, und l-Thyroxin nimmt man auch nicht ohne Grund, da wird es entsprechende Schilddrüsenwerte gegeben haben.

Was ich damit meine: Ein Teil der Medikation hört sich vernünftig oder wenigstens plausibel an, der andere wiederum ist verdächtig. Darum bitte nicht auf eigene Faust ohne Arzt, wir können und dürfen und werden nicht in so einen Mix reinfunken. Wir könnten vielleicht mal sagen "Symptom X kann mit dem Entzug zusammenhängen", weil es hier tausendfache Erfahrungen gibt. Aber sicher können wir aus der Ferne nicht sein, das kann nur jemand machen, der direkt an der Sache dran ist.

So eine Multi-Kombination kann durchaus krank machen, daran zweifle ich keine Sekunde. Aber wie man zu einem besseren Resultat kommt - das werden wir Dir nicht sagen können. Änderungen können die eingefahrenen Reaktionen auf die übrigen Stoffe aushebeln. Auch eine noch so gute Intention kann böse Folgen haben - mir fällt z.B. die Möglichkeit ein, dass ein Absetzen des Seroquels die Glukosetoleranz ändert und es zu Unterzuckerungen kommt. Ist nicht allzu naheliegend, aber denkbar.

Eines noch auf den Weg, falls Du es nicht schon weisst: Aricept kann akute Psychosen auslösen.

Alles Gute, auf dass Ihr eine Lösung findet
-PhilRS.
Marsupilami

Re: Absetzprogram Psychopharmakamedikamente

Beitrag von Marsupilami »

Hallo Grischa,

ich kann sehr gut verstehen, wie belastend der Zustand Deiner Mutter für Dich ist. Es wird nicht leicht sein, einen Arzt zu finden, der bereit ist, die Medikation evtl. zu verändern, da die Psychiatrie in der Regel nicht von ihren Dogmen abgeht und eher immer noch mehr Medikamente gibt statt weniger.
Eine Änderung der Medikation ist natürlich auch nur möglich, wenn Du die Entscheidungsbefugnis hast. Solange Deine Mutter nicht entmündigt ist und selbst entscheiden darf, kannst Du gegen ihren Willen nichts ändern.
Es tut mir sehr leid, dass wir Dir hier nicht helfen können. Du und Deine Mutter haben mein tiefstes Mitgefühl, so der Psychiatrie-Maschinerie ausgeliefert zu sein, wie die meisten alten Menschen. Ich wünsche Dir für sie alles Gute!

Marsu
Das-kleine-Runde

Re: Absetzprogram Psychopharmakamedikamente

Beitrag von Das-kleine-Runde »

Hallo Grischa :) ,

um beurteilen zu können, ob ein Arzt kompetent ist, kannst Du die hier zusammengetragenen Erfahrungen und Informationen als Hilfe benutzen.

Vielleicht hilft Dir auch eine Beratung beim Bundesverband-Psychiatrie-Erfahrener weiter, diverse Adressen sind bei mir hinterlegt und ich kann sie Dir per PN weitergeben, Du müßtest mir allerdings mitteilen, von welcher Region Du sie benötigst.

Bei Entscheidungen, wie die Medikation in Zukunft gehandhabt wird, sollte unabhängig von juristischer Lage oder den aus rein medizinischer Sicht möglichen Alternativen, der Wunsch Deiner Mutter im Vordergrund stehen. Wenn Deine Mutter nicht selbst den Wunsch hat, ohne oder mit möglichst wenigen Psychopharamaka zurecht zu kommen, halte ich es für fragwürdig, als Angehöriger auf das Absetzen zu beharren, zumal sowohl psychotische Zustände als auch Absetzbeschwerden einen enormen Leidensdruck verursachen können.
Die Absetzverläufe von jeweils einem der Deiner Mutter verabreichten Psychopharmaka stellen jüngere, körperlich gesunde Menschen vor große seelische uns körperliche Belastungen über Monate/ mehr als ein Jahr.

Bitte betrachte das Problem auch aus dieser Perspektive.

Liebe Grüße :group:
Marsupilami

Re: Absetzprogram Psychopharmakamedikamente

Beitrag von Marsupilami »

Dies soll keine Aufforderung für ein eigenmächtiges Absetzen sein, um es nochmal ganz deutlich zu sagen, nur noch eine Ergänzung zu der psychiatrischen Sichtweise, dass NL-a Psychosen verhindern:
Die Theorie ist genauso fragwürdig und unbewiesen wie die Neurotransmitter-Theorien bei Depressionen. Möglicherweise führen NL-a langfristig eher zu einer Chronifizierung und lösen erst immer neue Psychosen aus.

Gruß,

Marsu
Gesperrt