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Wie man mich krank behandelt hat...

Sammlung von Erfahrungsberichten mit Psychopharmaka.
Antworten
akili
Beiträge: 22
Registriert: 12.03.2011 09:59

Wie man mich krank behandelt hat...

Beitrag von akili »

Hallo Zusammen :)

nach dem ich vor paar Montaen glücklicherweise auf dieses Forum stieß und hier Hilfe beim Absetzen von Lyrika hatte, komme ich nun endlich dazu mich vernünftig mit meiner Geschichte vorzustellen.
Ich sehe nun selbst, dass es arg lang geworden ist. Ich merke aber wie mich dieses Schreiben hier etwas befreite und mir das Gefühl einer kleinen Erleichterung verschaffte. Es tut gut, das ich mir das jetzt einfach alles mal von der Seele schrieb und so auch während des Schreibens ein Stück für mich ordnen konnte. Deshalb danke das ich hier die Möglichkeit dazu erhalten habe!

2006 habe ich eine auf mein Studium aufbauende Ausbildung begonnen. Gleichzeitig hatte ich einen anspruchsvollen und verantwortungsvollen Vollzeitjob als Nebenjob, der mir spass machte. Nach ein paar Wochen durfte ich als Betriebsleiter arbeiten. Damit begann ich Anfang 2006. Diese Ausbildung begann im Sommer 2006 , war recht anspruchsvoll, aber ich liebte die Herausforderung, weil es das war, was ich wollte und weshalb ich studiert hatte.

Doch merkte ich, wie ich Schwierigkeiten bekahm. Ich konnte nicht ruhig atmen, bekahm schwer Luft, wenn ich auch nur eine Etage Treppen steigen musste. Ich kahm schnell außer Atem. Wusste nicht was es war und es war mir etwas peinlich, weil ich vor lauter Atemlosigkeit Schwierigkeiten beim Sprechen hatte. Ich war ständig unterwegs wegen meiner Ausbildung und es wurde von mir erwartet vor vielen Menschen zu sprechen. Doch die Atemlosigkeit wurde schlimmer. Heute weiß ich das es eine Allergie war und ist. Damals wusste ich nichts über dieses Thema, kannte niemanden mit Allergien und bin so auch nicht auf die Idee gekommen. und habe dementsprechend keine Bezüge hergestellt zu meinen Symptomen.

Weil mir das mit der Atemlosogkeit so unangenehm war, dachte ich, es liegt an mir. Ich suchte im Internet auf Informationen und stieß auf passende Symptome zu Angsterkrankung. Nun fing ich selbst an, es für eine Angst zu halten. Wobei mir selbst nicht so ganz klar war wovor ich Angst haben sollte oder wieso. Auf jeden Fall hatte ich Angst mit dieser sog. Atemlosigkeit Vorträge halten zu müssen.

Zugleich muss ich aber auch feststellen, hing mir ein Erlebnis etwas nach, welches ich ca. 2 Jahre davor machte. Bin Opfer einer versuchten Straftat geworden und hatte aber seit damals Probleme bekommen, wenn ich als Passant auf der Strasse unterwegs war. Wenn ich an Menschen vorbei gehen musste oder Andere an mir;ies so verspührte ich eine Schwäche
in meinen Beinen. Dies geschah lediglich in den Situationen draußen und auch nur, wenn ich Alleine unterwegs war. Es war häufig, aber nicht immer.
Doch wenn ich mich mit Menschen unterhilt, fühlte ich mich sehr gut und wohl. Bin ein sehr geselliger Mensch. Auch wenn Atemnot da war, ich mochte es mich mit vielen, vielen Menschen zu umgeben.Nur das mit den Beinen war für mich sehr unangenehm und auch das mit der Atemnot eben.

Aus heutiger Sicht kann ich sagen, dass mir dieses Erlebnis nachhing. Denn damals hatte ich mein Befinden auf der Strasse nicht mit dem Erlebnis 2004 in Verbindung gebaracht. Ich wollte es gedanklich und gefühlsmäßig nicht antippen und so verschwand es in den Katakomben.

Im Herbst 2006 dachte ich dann also selbst, ich hätte vielleicht eine Angsterkrankung. Dachte mir, ich müsse was tun und wurde aktiv. Ich suchte 2 Psychologen in der Nähe auf. Beide sagten mir ich hätte wahrscheinlich eine soziale Phobie. Wobei die Eine meinte, sie könne mir nicht helfen, sie habe keine Plätze. Und die Andere setzte mich direkt unter Druck und
sagte, ich solle in eine Klinik. Nur das wäre die Voraussetzung dafür, das sie mich behandeln würde. Ich sagte, ich könne nicht in eine Klinik und damit meine Ausbildung unterbrechen.( Naja, so ein Klinikaufenthalt, egal warum kommt halt nie passend im leben.) Sie gab mir dann die Telefonnummer von einer Institutsambulanz einer psychiatrischen Klinik und gab mir den Rat, ich solle einen Termin abmachen und mich einfach mal dort beraten lassen. Und dann kann ich ja weiter sehen, wenn ich eine andere fachliche Meihnung habe.

Ok. Dachte, eine andere Meihnung wäre nicht so schlecht. Also machte ich einen Termin und ging hin.

Die Ärztin die mir gegenüber saß, machte einen netten Eindruck. Jedoch war sie sehr, sehr jung. Ich glaube höchstens Mitte 20 und das sie entweder ein AiP-ler war oder dabei war ihren Facharzt zu machen. Später erfuhr ich nämlich, dass es
ein Lehrkrankenhaus war, wo ich die ganze Zeit war. :(

Ich erzählte der Ärztin von meinem Problem der Atemnot und das mit den Beinen und das ich einen Vortrag vor mir hätte und ich nicht weiß, wie ich es hinbekommen soll mit der Atemnot. Sie sagte, "Das schaffen Sie schon. Da müssen Sie einfach nur da durch; das wird schon." Ich mit meiner Zuversicht schon einiges in meinem Leben gemeistert zu haben und Dinge geschafft zu haben, von denen ich vorher dachte, "Das schaffst Du nie.", wusste das es nicht einfach wird, aber keine Zweifel hatte es zu schaffen. Zumal ich ja jetzt darüber sprechen konnte... dachte ich zumindest... so genau ist sie nicht darauf eingegangen... was es denn zB für Ursachen haben könnte ode sonst was...

Dann fragte sie mich, ob ich Medikamnte möchte.

Ich, noch grün hinter den Ohren, sagte, "Ja warum nicht, wenn sie mir helfen können."

Sie verschrieb mir Mirtazapin und ich solle in 2 Wochen wieder kommen. Die Ärztin hat mir noch Tavor dazu verschrieben und mir gesagt, ich solle jeden Abend eine nehmen, damit ich schlafen könne. Bis dato hatte ich keine Probleme mit Schlaf... außer das ich durch die Ausbildung und den zweiten Job manchmal zu wenig abbekahm. Doch einschlafen konnte ich bis dato problemlos.

Die Ärztin hat mir gar nichts über das Mirtazapin erzählt, erklärt. Nichts über Nebenwirkungen oder Risiken. Was denn ein Psychopharmak denn ist. Oder das Tavor süchtig machen könne. Das ich vorsichtig damit sein solle. Nichts. Gar nichts dergleichen... Nicht das ich damit Probleme hätte. Eine Warnung bei Medikamenten die potentielle Suchtgefahr haben, ist aber schon angebracht soweit ich weiß.

Da die Ärztin nichts sagte, dachte ich, alles ok. Schließlich hatte ich vertrauen zu Ärzten. Die wissen ja was sie tun, dachte ich. Hatte seit meiner Kindheit eine liebe Hausärztin bei der mich immer gut aufgehoben fühlte. Und so kahm ich gar
nicht auf die Idee zu zweifeln. Warum auch? Die Welt war ja in Ordnung. Es hab Menschen die es sich zum Beruf gemacht hatten, anderen Menschen zu helfen. Solche Menschen hatten meine Bewunderung.

Ich nahm nun jeden Morgen dieses Mirtazapin. :(

Im Laufe der 2 Wochen bekahm ich erst Grippeähnliche Symptome, die dann weg gingen. Seelisch ging es mir aber immer schlechter. Ich bekahm komische Gedankengänge. Wurde gereizt und ich wurde regelrecht soziophobisch. Bekahm von Menschen Ängste... icho die nichts lieber möchte, als die Gesellschaft anderer Menschen. Diese Unruhe in mir, wurde also zur Gereiztheit. Diese Unruhe und Gereiztheit führte zu Bilder iregendwann. Bilder davon wie ich mich selbst verletzte... wie ich mir etwas antuhe. Die ganze Unruhe und Gereiztheit "lag irgendwie in diesen Bildern". Es war so eine Art Ausfluss dessen. Hatte noch nie zuvor solche Bilder, so einen Drang und die in diesem Zusammenhang stehenden agressive Gefühle. Geschweige denn, dass ich soetwas jehmal in meinem Leben getan hätte.
Es wurde immer schlimmer und schlimmer. Es mischte sich in meinem Magen ein ganz, ganz schlimmes Gefühl, dass sich mehr und mehr der Gedanke herauskristalisierte, dass es weg muss. Und zwar egal wie!
Dachte es gebe keine Steigerung mehr. Aber der Lauf der Dinge belehrte mich eines Besseren. Denn diese zur Agression gewordenen Unruhe und diese unbeschreiblich schlimmen Gefühle in meinem Bauch liesen nun Suizidgedanken entstehen. So intensiv... Bilder... ich wollte das nicht. Ich wollte das nicht tun. Und ich wollte solche Gedanken nicht haben. Warum auch? ich meine, ich hatte kein "schlimmes" Leben. Diese Gedanken kahmen und... wie soll ich sagen, es war zwanghaft :cry:

Da ich als Nicht-Mediziner nie und nimmer auf die Idee kahm, das Psychopharmaka genau das verursachen können, wogegen sie eingesetzt werden sollen oder sogar Symptome ganz anderer psychischer Krankheiten erzeugen können, habe ich es mit Mirtazapin in keinerlei Verbindung gebracht. Naja, um ehrlich zu sein, wie auch. Ich war in Gedanken und Bilder verhaftet. Gedankenkreisen. Und mir war auch mein ganzes Erleben in Hinsicht auf mein Erinnerungsvermögen anders. Ich meine, ich habe plötzlich eine andere Sicht und andere Gefühle zu Erinnerungen an zB meine Jugendzeit entwickelt. Alles so unglaublich negativ. Die ganze Welt wurde allmählig schwar und schlimm und schlecht. merin Leben erschien entgegen meinem tatsächlich erlebten auf einmal so schlimm.

Schließlich hat sich innerhalb dieser 2 Wochen mein Denken so weit verändert, das ich anfing an mir, meinem Selbst, meiner ganzen Person, zu zweifeln. Ich meine, was gibt es schlimmeres als sich selbst in der eigenen Person anzuzweifeln. Die Grundlage für die ganze Lebenskraft, für alles was man tun möchte, für alles was man so erlebt und wie man es dann "verarbeitet".

Nach den 2 Wochen ging ich brav zu dem Termin bei der Ärztin. Wir sprachen mit einander und ich erzählte ihr von den Grippesymptomen mit Fieber. Sie war verwundert das mein Körper so darauf reagierte. Doch da sie fast weg waren, solle ich das MIrtazapin weiter nehmen.
Anschließend fragte sie mich, ob ich Suizidgedanken habe. Ich, erleichtert endlich darüber sprechen zu können, bejahte dies.
Die Ärztin, nennen wir sie die "sympatische Madmoiselle Dotore Namens: A.", fragte dann weiter, warum ich es denn nicht tun würde?
Daraufhin hielt ich einen kleinen Vortrag darüber, dass ich noch viel mit meinem Leben vor habe und nannte viele Gründe, warum ich es nicht tun würde. Denn trotz des oben beschriebenen hatte ich noch diese Gefühle von Hoffnung und Zuversicht.

Zu diesem Zeitpunkt glaubte ich noch felsenfest selbst daran.

Leider versäumte die symphatische Madmoiselle A die wichtige Frage zu stellen, SEIT WANN ich denn diese Gedanken hätte. Vielleicht wäre ihr dann klar geworden, dass es mit dem Medi zusammen hängen könnte. Sollte man meinen das sich dies einem Arzt der in einer Ambulanz arbeitet die sich auf Psychiatrie speziealisiert hat :(

Nach dem Termin musste ich zu meiner Ausbildungsstelle. Dort hatte ich Nachmittags einen Vortrag zu halten. Doch in der Straßenbahn dorthin ging es mir psychisch immer schlechter und schlechter. Gefühl im Bauch wurde stärker und einfach nur schlimm; Bilder; so viele Bilder... ich glaube das war nicht einmal Angst... das was es war, überrannte mich regelrecht in der Straßenbahn.
Also führ ich anstadt zum Ausbildungsort nun zu einem Supermarkt und kaufte Alkohol. Ich habe vorher noch nie mehr als ein Glas Wein zu mir genommen...ich mag doch gar kein Alkohol. Das ist Wesensfremd für mich gewesen so etwas zu tun.
Aber mir ging es so schlecht, war so verzweifelt, dass ich dachte, ich müsse diesen "Zustand" betäuben und da fiehl mir Alkohl ein. Wohl zuviele Filme geschaut :?
Ich kaufte also irgend etwas von dem ich nicht mals wusste was es war und fuhr dann zu einem Fluss und setzte mich unter eine Brücke. Es war ein schöner warmer Spätsommerabend und angenehm am Fluss zu sitzen. Ich packte eine Brotstulle aus und begann mich zu betrinken.

Ich wollte Leben, aber dennoch, versuchte ich mir dort das Leben zu nehmen...

Als ich bißchen zur Besinnung kahm von dem Alkohol, rief ich meinen Bruder und einen Krankenwagen an. Nach der Versorgung im Krankenhaus wurde ich in die Klinik gefahren, in dessen Instututsambulanz ich am gleichen Vormittag schon war. Dort kahm ich auf eine geschlossene Station.
Als ich den Krankenwagen rief war mir das ja schon klar. Aber als ich das ganze Blut sah bekahm ich Angst um mein Leben. da war ein Krankenwagen aus meiner Sicht das Vernünftigste.

In der Klinik in dieser geschlossenen Station wurde ich gefargt warum ich das tat? Ich stehe doch mit beiden Beinen im Leben und habe 2 unterschiedliche Berufe wie sie nicht sein könnten. Das spricht doch für meine Sozialkompetenz.
Ich sagte, das ich ehrlich gesagt nicht genau wisse warum, es sei über mich gekommen letztendlich.

Wäre dies nicht hier der zweite Anhaltspunkt gewesen für einen Arzt sich zu fragen, ob es nicht an dem Mirtazapin läge? Weil die Ärztin es doch selbst sagte, dass es doch nicht sein kann bei meiner Lebenssituation, dass ich versucht habe mich umzubringen. Hatte das ja angegeben, dass ich erst seit 2 Wochen Mirtazapine nehme.

Ein Tag später wollte der Sationspsychologe mir eine Psychose diagnostizieren. Weil ich erzählte ihm auch von der Atemnot, dem Herzrasen dadurch. Eine Angst die durch eine Psychose verursacht wurde meinte er. Ein paar Tage später war keine Rede mehr von Psychose. Es wurde dann nicht diagnostiziert. Es hies dann Angststörung und Depression. Später sollte noch eine schwere Persönlichkeitsstörung hinzu kommen.

Das Bauchgefühl das ich seit Mirtazapin hatte blieb. Es wurde nicht besser. Zumal ich auf der geschlossenen Station es weiter bekahm. Aber ich war eben eine leidenschaftliche Quasselstrippe und quakte munter und fröhlich mit allen Patieneten auf dieser Sation. Diese Station war sowas wie Urlaub. Ich hatte zeit zum Schlafen, musste nicht arbeiten, konnte Quatschen und hatte Zeit zum Essen so viel ich wollte. Von daher hies es nach 7 Tagen, es gehe mir besser.

Konnte ich angesichts der ganzen Situation nichts anderes behaupten. Denn ich lernte dort eine Patientin kennen, die war schon seit einem Jahr auf der Geschlossenen, weil sie immer sagte, ihr gehe es nicht gut. Eine andere Patientin wurde in einem Zimmer gegen ihren Willen eingesperrt, das sog. Beobachtungszimmer, und durfte da für Tage nicht raus. Eine andere Patientin wiederum, sie war selbst Psychiaterin von beruf in einem anderen Krankenhaus, wurde jeden tag gegen ihren Willen mit Medikamenten zwangsbehandelt. Es kahmen jeden 2 kräftige Pfleger, einer zur Linken und einer zur Rechten Seite, und führte sie ab. Danach kahm sie total neben sich ins Raucherzimmer, ziterte am ganzen Leib vor Kälte (es war aber tatsächlich sehr heiß zu dieser Zet) und saß auf dem dreckigen Boden total in sich gesunken und hat kaum etwas mitbekommen.

Für mich sah es so aus, als könne man dort alles mit einem machen. Es ist nicht verwunderlich, wenn man da Angst bekommt, nie wieder aus einem solchen „besonderen Gewaltverhältnis“ zu kommen.
Trotz des schlimmen, schlimmen Bauchgefühls und unter dem Eindruck dessen wie dort mit menschen umgegangen wird und niemand einem etwas erklärt hat von dem Personal dort, konnte ich natürlich nur sagen, das es mir guuuuuuut geht.

So kahm ich nach 7 tagen auf eine offene Station.

Dort ging es mir komischerweise nach wenigen Tagen, vielleicht sogar nur 2, 3 Tagen schlechter und schlechter. Ich blieb im Bett. Denn wegen dem Bauchgefühl das tatsächlich noch schlimmer werden sollte, konnte ich nicht aufstehen. Es war so schlimm, dass es mich fast um den Verstand gebracht hatte. Dann wurde ich soziophobisch. Ich konnte keine Gespräche mehr aushalten. Diese Ängste; sie waren so unerklärlich für mich. Obwohl ich immer noch den inneren Drang hatte auf menschen zuzugehen so wie ich es ja auch vorher von mir gewohnt war. Aber diese komischen Ängste hinderten mich. Es war ein inneres Paradoxen in mir. Ich wollte, aber irgendwelche Ängste hinderten mich.

Ich konnte niemanden mehr anschauen. Weiß selbst nicht warum. Es fiel allen auf. Die dort arbeiteten und den Mitpatienten. Der Oberarzt auf dieser Station war der Selbe wie auf der geschlossenen. Er hatte mich ja auch anders kennen gelernd.

Wäre das hier nicht ein weiterer Anhaltspunkt gewesen, zu sehen, dass ich plötzlich ganz anders bin? Auch hier mal wegen dem Medikament zu hinterfragen?

Ich fing an mich das erste mal in meinem Leben selbst zu verletzten. Und abermals wusste ich nicht warum. Es war die innere Unruhe, diese inneren Bilder, die Agressivität wegen der Gereiztheit die mich so verzweifeln, dass mir so etwas unglaubliches passiert ist. Es passierte einfach.

Die Stationsärztin hat mich mehrmals darauf angesprochen, das ich es endlich zugeben solle, das ich so etwas bestimmt schon in meiner Jugend getan habe. Ich verneinte wahrheitsgetreu dies. So etwas ist mir nie zuvor passiert, nie getan, verstehe es selber nicht wieso. So kenne ich mich nicht.

Was kann ein Arzt denn noch als Hinweis bekommen? Auch hier war ein Hinterfragen angezeigt. Doch ich wurde da schon nicht mehr ernst genommen. Warum eigentlich? Sind Menschen in der Psychiatrie weniger Wert?!?

Hatte auch zwischenzeitlich ein bis dahin noch nie gekanntes Gefühl davon, dass ich plötzlich keine körperliche Nähe ertragen konnte. Neben mir, Meter entfernt stand jemand und ich dachte ich müsste ersticken und werde erdrückt. Wurde
zittrig. Mein Körper fing an zu beben und ich sah doppelt. Wurde gehemmter und gehemmter gegenüber anderen Menschen. Mir wurde in jeder Visite gesagt, dass ich
schwer krank sei und sich mein Zustand halt verschlechtere.

Ich wohne damals noch bei meiner Mutter. Während meiner Ausbildung bin ich zu ihr gezogen. Dieser besagte Oberarzt fragte mich wie hoch die Miete sei? Da nicht ich, sondern meine Mutter diese zahlte, ich aber andere Kosten übernahm, wusste ich es nicht genau. Daraufhin wurde mir in den Mund gelegt, dass ich ein offensichtlichen Mutterkonflikt habe, der mich in den Suizidversuch getrieben habe. Ich wiedersprach.

Fortan wurde in jeder Therapie die Beziehung zu meiner Mutter thematisiert und es wurde auf wundersamer Weise immer etwas gefunden, womit belegt wurde, dass ich deshalb krank sei. Deshalb eine Persönlichkeitsstörung habe.
Da sich mein Denken immer mehr und mehr änderte durch die Tabletten, wie oben schon beschrieben, nahm ich Gefühlsmäßig alle möglichen Erinnerungen auf einmal so negativ wahr. Es entstand in Kombi mit den Psychopharmaka eine Art Gehirnwäsche. Ich glaubte es eine Weile tatsächlich auch. So wie ich glaubte ich sei schwer Krank.
Klar gab es Situationen in denen ich mich nicht so gut mit meiner Mutter verstand, aber deswegen einen Suizid zu begehen?
Bisher habe ich jeden Konflikt, egal in welchen Lebensbereich es sich ereignete, immer als Stärkung meiner Selbst und unschätzbare Erfahrungswerte empfunden. Und auf einmal, von jetzt auf gleich alles anders?!?
Auch dies machte mich sehr, sehr verzweifelt. Weil ich nicht verstand, wie dies quasi innerhalb von einer Nacht zur anderen so sein konnte. Auch hier ein inneres Paradoxen. Das konnte doch nicht sein?

Mein Zustand verschlechterte sich daraufhin, bis noch einen 2ten Suizidversuch
unternahm.

Später erfuhr ich aus dem Entlassungsbericht, dass man mir in dieser Zeit, ohne mir etwas zu sagen, noch andere Medikamente gab. Mirtazapien wurde abgesetzt. Bekahm statt dessen Citalopram und danach statt dessen Duloxepin. Fühlte mich so schlecht wie neulich als ich das Lyrika absetzte.
Retroperspektiv betrachtet, da ich ja jetzt den Vorher- Nacher-Vergleich
habe.

Und in den Entlassungsbericht stand auch, dass man die Medis jeweils immer abgesetzt hatte wegen Unverträglichkeit. Passt auch zu den Symptomen in der Zeit, dass ich keine Nähe vertragen konnte, doppelt sah, oder mein Körper anfing zu beben.

Wieso wurde mir nicht gesagt das ich neue Medis bekahm?

Nach dem Duloxepin bekahm ich Valproad, wel ich ja jetzt als Borderliner, als Frau mit schwere Persönlichkeitsstörung diagnostiziert wurde. In diesem Krankheitsbild passten die „Mutterprobleme“ recht gut hinein. Da braucht man sog. Stimmungsstabilisatoren. Die ganze körperlichen Beschwerden, Nebenwirkungen vergingen und ich war erst mal froh, dass es mir in dieser Hinsicht besser ging. Nur das ich das Valproad bekahm wurde mir irgendwann mal freundlicherweise mitgeteilt.

Nach dem 2-ten Suiversuch bekam ich Seroquell. Die Suizidgedanken wurden schlimmer und hörten nicht auf. Ich wurde noch soziophobischer. Ja und die typische Nebenwirkung, dass ich ununterbrochen schlafen musste blieb natürlich nicht aus. Ich war total sediert. Doch nach dem Suizidversuch legte man mir „eindringlich nahe“ dass ich das tuhe, was man mir sagt. Ich stand ja noch immer unter dem Eindruck, der Patienten, die ich bei meinem ersten Aufenthalt auf der Geschlossenen kennen gelernt habe.

Man sagte mir ich müsse lernen mit dem „Drang der Selbstverletzung“ und den Suizifgedanken zu leben leben, mich ablenken, Skills ausführen.

Ich versuchte es. Verbrachte paar Monate auf der offenen Station, paar Monate Tagesklinik und wurde entlassen. Doch ich war plötzlich nicht mehr belastbar. Sehr leicht beeinflussbar. In der Klinik auf Station wurde ich richtig demütig. Hinsichtlich der Nebenwirkungen zB hat mich der Oberarzt angeschriehen, ich bilde es mir nur ein. Soweit ich weiß ist Tinitus bei vielen AD`s nicht unüblich. Da ich ja sowieso schon Tinitus hatte, war ich eben anfälliger dafür. Es wurde nämlich immer lauter.
Oder die Stationsärztin machte mir in der Visite nach dem ich nach meinem 2-ten Suizidversuch wieder auf die offene Station kam, wo insgesamt 10 Leute in der Visite anwesend waren, mir lautstark Vorwürfe und schimpfte mich regelrecht aus. Wie ein Kind. Alle dort gaben mir das Gefühl, ich sei als Mensch sehr wenig wert. Weil man ja mit mir so umgehen konnte und niemand vom Personal hat sich daran gestört.
So klein gemacht habe ich wirklich irgendwann mal geglaubt ich sei nicht nur sehr
schwer psychisch gestört, sondern ich bin schuld daran dass ich „Krank“ bin. Das war der Punkt, an dem mein Selbstvertrauen zerstört wurde.

Nach 3 Monaten ging es mir so schlecht, dass ich mich selbst in die Klinik einwies. Weil ich wollte Leben. Doch das schlimme Gefühl im Bauch, die Bilder wie ich mich verletzte und mich selbst töte, waren so schlimm, so schmerzhaft... ich dachte, sei
eine "gute und einsichtige" Patientin und hole Dir Hilfe.

Diesmal kam ich auf eine geschlossene Station für Psychosepatienten. Dort hatte ich richtig Angst. Patienten die Nachts in meinem Zimmer hinein kamen. Sie konnten nichts dafür, aber dennoch, ich hatte einfach nur Angst. 2 Wochen mir offenen Augen geschlafen.
Nach diesen 2 Horrorwochen kam ich wieder auf die offene, ebenfalls für Psychosepatienten. Für die Geschlossene und die Offene war die jeweils gleiche Oberärztin zuständig. Nennen wir sie die lustige Dotore Willmar mit den blas-roten Haaren und dem Nasenfahrrad. Die Therapiestation wollte mich nicht haben, da ich ja als Drehtürpatient nun galt und Therapie offensichtlich für mich sinnlos war. Na ja, dass denke ich mir jetzt so, weil gesagt hat mir das so keiner. So etwas spricht sich halt nur unter den Patienten herum. So ehrlich will ich ja im Gegensatz zu anderen schon sein... obwohl es nicht verdient ist *Augenzwinker-zwinker*.
Danach wieder in die Tagesklinik. Auch hierfür war unsere symphatische Willmar zuständig. (Sie kannte ich ja von meinem Tagesklinikaufenthalt im Rahmen meines ersten Aufenthaltes in dieser Klinik aus dem Jahre 2006.)

Ich musste mich dort wochenlang übergeben, mehrmals täglich. Es his,
das sei psychisch. Auch bin ich 3 mal kollabiert. Auch dies sei psychisch. Blut wurde mir jede Woche entnommen. Doch niemand hat die erhöhten Entzündungswerte gesehen. Denn das Erbrechen und der Kollaps waren
Symptome eine Herzmuskelentzündung. Und das war auch in meinem Blut sichtbar wie mir später in einem Allgemeinkrankenhaus gesagt wurde. Ich bin an einem Freitag nach dem 2-ten Aufenthalt entlasen worden und Sonntag darauf fand ich mich wegen verdacht auf Herzinfarkt auf einer
Intensievstation wieder.... aber hey, es war ja alles psychisch, weil es sooo gut zu dem Diagnosebild passte. Ich war ein regelrechter Bilderbuchfall.

Auch das mit meiner Atemnot, meiner Schmerzen im Hals und das mir vor Schmerz die Stimme oft weg blieb, mein Hals anschwoll und dergleichen, war laut den Ärzten aus der Tagesklinik alles psychisch bedingt, worunter auch oooh welch Wunder, wieder unsere lustige Willmar zu finden war. Doch das wurde mir schon bei meinem ersten Aufenthalt eindringlich eingeredet. Ich, demütig geworden, lies es über mich ergehen. Sagte nur noch zu allem „Ja“ und „Amen“. Nur noch das, was man von mir hören wollte. Denn zwischenzeitlich hatte ich gar kein Rückgrad mehr, kein Selbstvertrauen mehr.
Da ich in der Tagesklinik während des Frühlings war während meines ersten Klinikaufenthalts, kann ich jetzt sagen, es war da schon eine Allergie, die den ganzen Sommer dauerte. Aber das mit der Atemnot und dem Stimmeversagen, passte ja sooo gut zu dem Diagnosebild. Ich war ein regelrechter Bilderbuchfall.

Es hieß von einem Heilpraktiker, der in dieser Klinik Gruppentherapiestunden und Einzeltharpiestunden durchführt, nennen wir ihn den schlauen wir-wollen-heute-ein-Therapeutone-sein- Waldi-Poldi-Pläuzebäuchelein: „Schauen sie mal, das ist so, sie haben eine schweeere soziale Phobie. Ihre Seele hat Angst vor dem Sprechen mit anderen Menschen und ihr Körper zieht jetzt halt nach. Deshalb versagt ihre Stimme. Wie sie trinken Wasser während der Therapiestunden?!? Das geht nicht. Es stört die Therapie. Das ist verboten!“

„Aber wenn meine Stimme weg bleibt bekomme ich keine Luft. Das ist das einzige was mir hilft wieder Luft zu bekommen. Ich kann anders nur schwerlich, bis gar nicht mehr sprechen. Ich bekomme keine Luft.“

„Nein!! Verboooten!!! Da müssen sie durch. Das müssen sie jetzt aushalten! Weil das ist ja psychisch. Und übrigens, ziehen sie ihre Mütze aus. Das ist respektlos!!!. Wie sie wollen nicht?!? Sie sind aber ein seeehr uneinsichtiger Patient.“
Mensch war ich uneinsichtig. Naja, egal, wenn ich jedes Mal zu ersticken drohe. Weil auch dieses Verhalten sooo gut zum Diagnosebild passte. Ich war ein regelrechter Bilderbuchfall.

Wieso ist denn kein Arzt auf die Idee gekommen, erst mal das körperliche auszuschließen, bevor es als psychisches Symptom angesehen wird?
Jetzt habe ich wegen der jahrelangen unbehandelten Allergie wahrscheinlich Asthma. Ist noch in der Diagnostik, doch die Symptome passen.

Oder als ich mich jedes Mal wochenlang bei meinem 2-ten Aufenthalt übergeben musste:
„Sehen sie, das ist so: Patient „XY“ hat über das Thema „Z“ gesprochen. Das ist mit ihrem Thema verwand. (da hat jemand über seine Mutter gesprochen) und das verkraftet ihre Psyche nicht. Das liegt doch auf der Hand. Das sehen sie nicht so?!? Sie sind aber uneinsichtig!!!“

Als ich entlassen wurde, habe ich meine Ausbildung weiter gemacht. Was sehr, sehr schwer war mit all den soziophobischen Ängsten und der Gehemmtheit. Ich schrieb schlechte Noten. Ich sptreche von 5-er und 6-er. Vorher war ich gut in meinem Fach. Aber ich konnte immer weniger und weniger verstehen. Und durch das Seroquell war ich so müde, dass ich bei der Arbeit der Ausbildung und während des Unterrichts schlafend vom Stuhl fiel. So oft.

Irgendwann konnte ich das schlimme Gefühl in der Magengegend nicht mehr aushalten. Diese näherten die Suizidgedanken die ich seit 2006 jeden Tag nun hatte. Die Ablenkung und die Skills die ich in der Klinik erlernte halfen nicht mehr. War ja so brav und habe alles versucht umzusetzen.
Da saß ich nun bei meiner Therapeutin, als es mir so schlecht ging. War suizidal. Mein Kopf hing hinunter. Die Welt war so schwarz wie nie zuvor. Sie redete sanft mit mir und überzeugte mich davon, dass es für mein Leben / Überleben doch besser wäre, wenn ich in die Klinik gehe. Sie kannte mich ja nur so unter den Medikamenten. So „Krank“ also. Weil ich zu ihr kam nach meinem ersten Klinikaufenthalt. Sie mache sich Sorgen um mich, dass mir etwas passieren könne. Aber dies, ohne Druck auszuüben. Ganz im Gegenteil. Ich konnte immer offen mit ihr über meine Gefühle und Gedanken sprechen und sie versuchte mir immer ohne Klinikaufenthalt zu helfen. Doch da war es einfach zu schlimm. War da einfach zu nichts mehr in der Lage. Ich traute mir doch selbst nicht mehr. Hatte selbst Angst das ich mir das Leben nehmen könnte. Und auch hier, obwohl ich leben wollte. Mein Überlebensdrang kam immer wieder durch, trotz der Wirkungen der Medikamnte.

Sie sagte ihre Termine für den Tag ab und fuhr mit mir nach Hause. Während sie mit meiner Mutter sprach, packte ich ein paar Sachen zusammen. Dann fuhr sie mit mir in die Klinik und wies mich ein. Sie blieb beim Arztgespräch dabei und begleitete mich sogar in das Zimmer der geschlossenen Station und saß mit mir eine Weile im Zimmer und sprach mit mir.

Nach meiner Entlassung als ich wieder den erste Termin bei ihr hatte, erzählte sie mir, wie erstaunt sie über den Aufnahmearzt war. Obwohl da ein hochsuizidaler Mensch saß – so wie sie sagte - , würdigte dieser Arzt während des Aufnahmegesprächs mich keines Blickes. Starrte starr auf seinen Bildschirm und arbeitete die Fragen von dort ab. Total Gefühlskalt und desinteressiert erzählte sie. Darüber hatten wir vor kurzem wieder gesprochen und sie erzählte das gleiche. Das war für mich etwas beruhigend, dass das auch jemand der aus dieser „Branche“ kam so empfunden hatte.
Also hatte mich mein Eindruck nicht getäuscht.

Bei diesem Aufehthalt machte ich wieder das gleiche Programm mit. Geschlossene, offene und dann Tagesklinik. Ist ja alles auf dem selben Gelände. Habe in der Tagesklinik gewagt das Medikament Seroquell anzuzweifeln. Ich erzählte, dass ich mich nicht konzentrieren kann, seit dem ich es nehme und mitten während der Arbeit einschlafe. Ich möchte es reduzieren. Daraufhin his es, ich sei uneinsichtig. Und diesmal stand das sogar in meinem Entlassungsbericht. Weil es ja sooo gut zum Diagnosebild passte. Ich war ja ein regelrechter Bilderbuchfall.

Bei diesem Aufenthalt bekam ich das Medikament Lyrika dazu. Dadurch verlor ich für mindestens 2 Monate total mein Kurzzeitgedächtnis. Jedes mal wenn es mir „auffiel“ und ich dachte, dass musst Du jetzt der Stationsärztin sagen, da hatte ich es wieder vergessen. Doch kann ich mir nicht vorstellen, dass es dieser unseren lustigen Dotore Willmar und allen sonstigen die dort arbeiteten, nicht auffiel. Ich war total neben mir uns wirr. Alle meine Freunde die ich besuchten und meine Eltern bestätigten mir diese Veränderung später. Naja während ich anfing das Lyrika zu nehmen ja auch, doch ich habe es jedes Mal vergessen. Nach 2 Monaten wurde es ein wenig besser. Doch ich wurde durch das Medikament euphorisch. Auch hier total benebelt bemerkte ich nicht, dass es das Medikament ist. Denn dieses schlimme Gefühl und die Suizidgedanken, diese soziale Phobie und Gehemmtheit hatte ich ja immer noch. Also für sich genommen kein Grund so euphorisch zu sein. Da ich aber in der tagesklinik durchgesetzt hatte das Seroquell wenigstens etwas runter zu dosieren, ging es bezüglich der Suizidgedanken ein kleines bisschen besser. Sie waren noch da, aber nicht mehr jeden Tag. Das schlimme Gefühl war jetzt auch nicht mehr jeden Tag da. Aber immerhin, es war fast jeden tag noch da.

Ich wurde entlasen nach paar Monaten Aufenthalt.

Diesmal war ich im während meiner Ausbildung soweit, dass ich mich für meine Abschlussprüfrungen vorbereitete. Doch ich hatte mir Mühe überhaupt etwas zu merken. Und die Augen fielen mir immer zu. Es kam wie es kommen musste, ich fiel durch.

Nun schreiben wir das Jahr 2010. Ich setzte langsam das Valproad ab. Und anschließend das Seroquell. Alles unter Ärztlicher Aufsicht der Institusambilanz. Denn ich wollte die Prüfungen ohne medikamnte schreiben. Die Ärztin hat mich unterstüzt dabei. Als das Valproad weg war, war ich weniger begriffsstutzig. Als das Seroquell abgesetzt war, war mir in der ersten Nacht ohne Seroquell so, als wenn eine Gardine hochgezogen wurde. Ich erkannte, dass ich die Letzten 4 Jahre seltsamerweise in einer emotionalen Achtschleife gefangen war. Verhaftet in Irrungen und Wirrungen des Seins, das nicht mein Sein war. Ich hatte keine soziale Phobien mehr, keine Suizidgedanken, gar keine Bilder, nichts mehr.

Es war September und ich begann die erste Dosis Lyrika abzusetzen. Aber es war ein zu gro0ßer Schritt. Mir ging es nicht gut dabei. Mittlerweile hat die eine Ärztin bei der Ambulanz die Abteilung wechseln müssen und eine neue war für mich zuständig.

Das Lyrika, als alleiniges Medikament fing an anders zu wirken. Ich verlor täglich mehr und mehr mein Kurzzeitgedächtnis. Konnte kaum sprechen und nicht mehr Lesen. Diese neue Ärztin sagte es sei eine epression und meine Medikamentenodysee begann von vorne. Zwischezeitlich wechselte die Ärztin die Abteilung und ein neuer Junger arzt, der noch Facharzt werden will, übernahm meine Behandlung. Es folgte Reboxetin, Valdoxan, Buprion, Opipramol, Johanniskraut. Wieder viele, viele Nebenwirkungen. Jedsmal wenn ich welche NW hatte, his es, „Das ist psychisch.“ Wenn ich es absetzte waren die NW weg. „Ach ja dann wa es doch wohl NW`s.“ Es waren körperliche NW wie Krämpfe, und psychische wie plötzlich auftretende Angstzustände, soziale Phobien, Depression, keinen Antrieb (saß 4 Wochen auf der Couch!)
Ich verlor wieder 7 Monate, mein Arbeitgeber wollte mich entlasen, gab mir eine Frist.

Durch Zufall merkte ich, das mein Gedächtnisverlust, wir schreiben nun das Jahr 2011, durch Lyrika verursacht wurde. Ich setzte auch das letzte Medikament Jiohaniskraut ab, weil ich dadurch heftigste Angstzustände bekahm. Anschließend setzte ich Lyrika ab.

Nun nehme ich kein Medikamnt mehr.

Seit dem ich keine Medikamente mehr nehme und die Absetzerscheinungen abgeklungen sind, geht es mir gut. So wie früher. Keine Ängste, Keine komischen Gedanken, keine Bilder, keine soziale Phobien, keine Gehemmtheit, kein schlimmes Gefühl im magen.

Ich quatsche mit meinen Mitmenschen so wie früher.

Freunde die ich aus der Klinik kenne, sagen, ich sei anders. Eine andere Person. Sie kennen mich aj nicht ohne Medis. Meine alten Freunde freuen sich mich wieder zu haben.
Meine Therapeutin ist auch positiv überrascht. Ich sei ganz anders. Auch sie kannte mich ja nur unter dem Einfluss von Medikamenten. Ich spreche anders, wirke anders, sogar meine Kleidung. Ob ich mir neue Kleidung und Schmuck gekauft habe, fragte sie mich. „Nee, hab ich nicht. Weiß auch nicht warum ich nur dunkle Sachen trug und meinen Schmuck nicht angerührt hatte die letzten Jahre. Doch jetzt kleide ich mich so wie früher. Es macht mir Freude Farbe zu tragen und auch auffälliges zu tragen.“

Leider habe ich durch diese Behandlung die Chance verloren in meinem Beruf zu arbeiten. Denn durch die vielen langen Krankschreibungen hat meine Ausbildung statt 2 nun über 5 Jahre gedauert. Und falls ich meine Abschlussprüfungen bestanden haben sollte, dann schlecht. Damit und mit der langen Ausbildungszeit brauche ich mich in meiner Branche gar nicht erst zu bewerben. Und wenn ich nicht bestanden haben sollte, dann müsste ich es noch mal machen, während ich vom Arbeitsamt zum Arbeiten geschickt werde anstatt die Zeit zum Lernen zu haben wie alle anderen auch in meinem Fach.
Und in privater Hinsicht. Habe die Liebe meines Lebens verloren, weil es nach fast 2 Jahren für ihn nicht mehr auszuhalten war mit jemanden der so „krank“ ist zusammen zu sein. Ich glaube ich hätte das auch nicht gekonnt an seiner Stelle. Unglaublich das er das 2 Jahre lang mitgemacht hat.

Jetzt versuche ich den Scherbenhaufen in meinem Leben aufzukehren. Hoffe das ich mit all` den Geschehnissen klar kommen werde, den es geht mir zumindest psychisch gut. Aber es wurde unwiederbringlich viel kaputt gemacht. Ich habe 4 ½ Jahre meines Lebens, meiner Persönlichkeitsentwicklung verloren und wäre mehrmals fast gestorben, weil ich mehrere Suizidversuche unternahm in dieser Zeit.

Jetzt kommt es mir vor, als stehe ich vor einem Nichts. Weiß nicht so recht was ich beruflich mit meinem Leben anfangen soll, da ich nichts mehr arbeiten kann, wofür ich mal studiert habe. Denn weil ich ja in einer Klinik war, bin ich für meinen beruf gesperrt. Ich kann ja schlecht bei der Frage, ob ich jehmals psychisch krank war, sagen, nö, aber ich stand 4 ½ Jahre unter Drogen.

Muss mich halt neu orientieren und das ist nicht so einfach. Doch ich habe Freunde die mir helfen und beistehen.
okt.2006 Mirtazapin: NW: nach 2-wöchiger Einnahme , schwere Depressionen, Suizidversuch, soziale Phobie, Angstzustände, Schlaflosigkeit; gar kein Selbstbewusstsein mehr,leicht beeinflussbar,leichtgläubig;Persönlichkeitsveränderung;keine Anamese und körperliche Untersuchung
wechsel zu Duloxepin,Citalopram NW: s.o
Folge: im Dez. 2006, 2-ter Suizidversuch
ab Dez. 2006,Valproad,Seroquell1200, Tavor, Zopiclon
kurz Dipiperon: aufgeputscht
NW: 5 Jahre lang jeden Tag zwanghafte Suizifgedanken, Depressionen, Ängste etc., Krämpfe,Entzündungen,Müdigkeit-->bei der Arbeit mehrmals vom Stuhl gefallen; Selbstverletzungsdrang; Ich wurde durch Valproad "dümmer"
2009: Lyrika dazu
NW: Gedächtnisprobleme,Gleichtgewichtssinnstörung
2010: Valproad,Seroquell ausgeschlichen
Lyrika Alleinmedi,neue Symptome von Depression in ungekannte Intensität,Gedächtnisverlust,am Schluss nicht mehr sprechen, Gedankenrasen, so schlimm,dachte verliere meinen Verstand
Sept 2010 bis Febr. 2011: mein behandelnder Arzt:ist "neue" Depression; also kamen folgende Medis dazu:
Trevilor: nach nur 6 Tabletten, war ich orientierungslos, Suizidal, und mein Kopf war "blockiert" ich konnte meine Gedanken nichr mehr aussprechen
Edronax: nur noch am weinen und nicht mals zum Sprechen Antrieb
Elontril: NW bauten sich langsam auf; erste 2 Tage entspannt, dann oziale Phobien, Depressionen, Ängste, Krämpfe in Rückenmuskulatur, Füße - konnte nur mit Schuhen schlafen und im Kinn - konnte nicht essen und sprechen.
Valdoxan: Schlaflosigkeit,Schmerzen, Angstzustände, Herzrsaen,keinen Antrieb
div Johanniskrautpräparate: Angstzustände, soziale Phobien, Müdigkeit, Tinitus
seit Febr./März 2011 Lyrika abgesetzt
seit der Entzug vorbei ist, ich gar keine Psychopharmaka einnehme, habe ich gar keine Probleme mehr; keine Depressionen, keine soz Phobien, keine Ängste, keine Panikattacken, keine Gedächtnisprobleme... nichts dergleichen
Das-kleine-Runde

Re: Wie man mich krank behandelt hat...

Beitrag von Das-kleine-Runde »

Liebe Akili :) ,

vielen Dank für Deine ausführliche Schilderung. :)
Obwohl ich schon einen Teil Deiner Geschichte kannte, macht es mich sehr betroffen, zu lesen, wie Dir durch Ignoranz und Kritikunfähigkeit Deiner Behandler immer wieder geschadet wurde.
Zum Glück konntest Du Dich aus diesem Teufelskreis befreien. :)

Unglaublich auch, daß man Gesundheitsschäden bei Dir riskiert hat, weil man nicht einmal auf körperliche Erkrankungen hin untersucht hat...
Ich kenne ähnliches Vorgehen von der hiesigen Psychiatrie... (allerdings vor einigen Jahren, evtl.hat sich etwas gebessert).

Daß das Leben durch derartige Fehlbehandlungen einen anderen Weg nimmt, als es hätte nehmen können, kenne ich aus eigener Erfahrung.
Ich bewundere sehr, wie Du mit dem Erlebten umgehst, daß Du trotzdem nach vorne siehst und nicht in Frust und Verbitterung verfällst.
So wirst du Dir eine eine Zukunft aufbauen, die Dir entspricht.

Alles Liebe :hug: :group:
Rundi
akili
Beiträge: 22
Registriert: 12.03.2011 09:59

Re: Wie man mich krank behandelt hat...

Beitrag von akili »

Hallo Rundi :group:

ja, ups, ich weiß, ist ausführlich und viel geworden. Doch wie gesagt, sehr befreiend. dass einmal bißchen ordnen zu können.

Der Spruch, "Es kommt oft ganz anders, als man denkt.", bekommt in diesem Zusammenhang eine ganz andere Dimension :D
Ich versuche mich über all` das ganze so gut es geht lustig zu machen. Weil ich den Eindruck habe, dass es mir hilft nicht in Bitterkeit zu versumpfen. Was ja schnell gehen kann und sogar in Krankheit, Depression enden kann. Doch das will ich auf gar keinen Fall. Denn sonst heißt es hinterher bestimmt, "Sehen sie wie krank sie sind? Wir hatten doch recht und sie sind ein uneinsichtiger Mensch."
Das will ich auf keinen Fall zulassen.

Merke aber, das es nicht so einfach ist und das ich oft a meine Grenzen komme. Im Moment ist eine Gradwanderung, wie ich zugeben muss, eben nicht zu versumpfen. Wobei mir eine Freundin letztens sagte, dies wäre in meiner Situation nur zu verständlich.

Merke auch, dass wenn ich mich nicht fallen lasse und versuche stark zu sein, dass es mir einfach hilft. Und es hat mir viel geholfen, dass, ich seit dem ich das letzte Medi abgesezt habe und geistig und psychisch klar bin, dass ich so viel lernen musste für meine Prüfungen. So hatte ich erst mal ein Ziel. (egal wie unmöglich es schien). Und zweitens, hat es mich abgelenkt und mir geholfen nicht zu viel darüber nach zu denken, nicht in der Wut zu ertrinken und auch Abstand zu bekommen... soweit sowas überhaupt geht.

Eine Freundin sagte neulich auch, das es bewundernswert sein, dass ich bei der ganzen Lernerei es doch schaffe auf mich zu achten, nicht über meine Grenzen zu gehen, wohl wissentlich das alles umsonst sein könnte... das es mir dabei psychisch trotz Anstrengung psychisch gut geht.

Sehe ich auch so, aber habe natürlich Angst, dass es irgendwann mal umschlägt, dass alles aufeinmal wie ein Hammerschlag auf mich einstürzt. Das ist momentan wirklich meine größte Angst, dass es doch passiert... weil ich mich, sagen wir mal, so sehr dagegen wehre mich von all` dem runter ziehen zu lassen.

Ich wünsche mir die Kraft mir eine Zukunft aufzubauen. Erste Maßnahme: Sobald ich meine fiese Erkältung - liege gerade mit Fieber flach - und mein Asthma in der Griff habe (hoffentlich im Laufe der nächsten 2 Wochen), werde ich mir erst mal einen Nebenjob suchen, um unter Menschen zu kommen. Kleine Nebenjobs sehe ich gerade einige in den Zeitungen. Und nebenbei ein Praktikum in einem Büro in meiner Branche. Vielleicht kann ich so auf diesem Wege die versäumte Berufspraxis bekommen? Oder einfach nur schauen, ob ich trotz meiner fehlenden Praxis in dem Beruf zurecht komme oder nicht. Damit ich mich gegebenenfalls umorientieren kann / muss?

Denke das wäre ein vernünftiger Plan wieder allmählig ins Leben zurück zu kehren.

Liebe Grüsse und...
... :hug:

und für die Herren und Frauen Dotores von mir hier an dieser Stelle ein kräftiges :sports: und :haha: So! Wat sen mut, mu sen :wink:
okt.2006 Mirtazapin: NW: nach 2-wöchiger Einnahme , schwere Depressionen, Suizidversuch, soziale Phobie, Angstzustände, Schlaflosigkeit; gar kein Selbstbewusstsein mehr,leicht beeinflussbar,leichtgläubig;Persönlichkeitsveränderung;keine Anamese und körperliche Untersuchung
wechsel zu Duloxepin,Citalopram NW: s.o
Folge: im Dez. 2006, 2-ter Suizidversuch
ab Dez. 2006,Valproad,Seroquell1200, Tavor, Zopiclon
kurz Dipiperon: aufgeputscht
NW: 5 Jahre lang jeden Tag zwanghafte Suizifgedanken, Depressionen, Ängste etc., Krämpfe,Entzündungen,Müdigkeit-->bei der Arbeit mehrmals vom Stuhl gefallen; Selbstverletzungsdrang; Ich wurde durch Valproad "dümmer"
2009: Lyrika dazu
NW: Gedächtnisprobleme,Gleichtgewichtssinnstörung
2010: Valproad,Seroquell ausgeschlichen
Lyrika Alleinmedi,neue Symptome von Depression in ungekannte Intensität,Gedächtnisverlust,am Schluss nicht mehr sprechen, Gedankenrasen, so schlimm,dachte verliere meinen Verstand
Sept 2010 bis Febr. 2011: mein behandelnder Arzt:ist "neue" Depression; also kamen folgende Medis dazu:
Trevilor: nach nur 6 Tabletten, war ich orientierungslos, Suizidal, und mein Kopf war "blockiert" ich konnte meine Gedanken nichr mehr aussprechen
Edronax: nur noch am weinen und nicht mals zum Sprechen Antrieb
Elontril: NW bauten sich langsam auf; erste 2 Tage entspannt, dann oziale Phobien, Depressionen, Ängste, Krämpfe in Rückenmuskulatur, Füße - konnte nur mit Schuhen schlafen und im Kinn - konnte nicht essen und sprechen.
Valdoxan: Schlaflosigkeit,Schmerzen, Angstzustände, Herzrsaen,keinen Antrieb
div Johanniskrautpräparate: Angstzustände, soziale Phobien, Müdigkeit, Tinitus
seit Febr./März 2011 Lyrika abgesetzt
seit der Entzug vorbei ist, ich gar keine Psychopharmaka einnehme, habe ich gar keine Probleme mehr; keine Depressionen, keine soz Phobien, keine Ängste, keine Panikattacken, keine Gedächtnisprobleme... nichts dergleichen
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