Ich habe mich hier im Forum angemeldet, weil es um meine Oma geht.
Sie ist Mitte 80 und nimmt schon sehr lange Neuroleptika ein. Ihre Diagnose ist "Bipolare Störung".
Ich hab erst neulich viele Zusammehänge und Hintergundinformationen erfahren, in einem Gespräch mit ihrer behandelnden Ärztin. In unserer Familie wurde nie viel über meine Oma, sowie ihre Krankheit, wie auch über die Medikamente, die sie einmimmt gesprochen. Das hat auch damit zu tun, dass sie meine Stiefoma ist und da auch Familienthemen eine Rolle spielen.
Ich habe vor längerem, aber ich denke in diesem Jahr war es, die Doku über Michael Perez gesehen, falls die jemand kennt. Dort bin ich hellhörig geworden, an der Stelle, wo von seinem Zittern gesprochen wird. Und dass das von Neuroleptika kommt. Denn meine Oma hat schon lange sehr starkes Zittern der Hände, was ich nie normal fand. Dem Rest meiner Familie ist es nicht aufgefallen, oder es war ihr egal oder es fehlten die Hintergundinformationen, oder auch die Zeit, sich damit auseinanderzusetzen.
Ich habe eine recht gute Beziehung zu meiner Oma. Und ich bin eine sensivite Person und ein Menschenfreund. Ich habe ihr öfters zugehört und bei Ihr gesessen. Momentan ist sie im Altersheim und sie baut auch sichtlich ab. Sie sieht immer schlechter und hört auch wenig.
Ich mache mir Sorgen um meine Oma und nach dem Dokumentarfilm habe ich einmal mehr erkannt, dass vieles, was ich bei Ihr auch an Problemen wahrnehme, mit den Neuroleptika zusammenhängt. Z.B das starke Handzittern. Unruhe, Angst. Ihr Leben als sinnlos empfinden. Bewusstseinstrübung.
Zudem mag ich ganz grundsätzlich die Ansicht nicht, dass Menschen eine psychische Krankheit attestiert wird. Denn oft ist die Folge, dass man den Mensch nicht mehr als Person ernstnimmt und ihm nicht mehr zuhört, sowie, dass man nicht tiefer schaut, wo die Gründe für die Probleme liegen. So ist es auch bei meiner Oma.
Ich habe dann einen Brief an ihre Psychiaterin geschrieben. Diese hat mir auch schriftlich geantwortet und eine Gesprächsbereitschaft signalisiert. Daraufhin habe ich einen Trmin mit ihr vereinbart. Das Gespräch fand vor ca. einem Monat statt.
Die psychiaterin war auf eine Weise recht offen. Es gab erstnam wie eine Aufbereitung. Ich kenne meine Oma als psychisch Kranke der familie schon seit ich ein kleines Kind bin. Ich habe früher, als Kind mit meiner Mutter öfters meine Oma in der Geschlossenen Abteilung des nahegelegenen psychiatrischen Klinikums besucht. Vielleicht war ich 7,8 Jahre. Jetzt bin ich 39 Jahre.
Die Psychiaterin sagte mir, dass sie meine Oma seit 20 Jahren oder länger als 20 jahre behandelt.
Ich erinnere mich, dass ich als Kind meine Oma manchmal extrem schachmatt gesetzt durch Medikamente sah in der Klinik. Völlig runtergschraubt.
Die Psychiaterin und ich sprachen über alles mögliche. Es war viel aufzuholen. Zumal mir meine Familie nie adäquate Informationen gab.
Sie sagte mir eben zum einen die offizielle Diagnose: "Bipolar 1 Störung"
Ich sprach sie auf die Aussage meiner Familie an, nachdem meine Oma Parkinson hätte. Dies hatte ich immer nicht ganz geglaubt. Weil es eben anders aussah. Worauf sie mir sagte, sie hätte die Diagnose Parkinson nicht unterschrieben. Sie hatte die Vermutung, dass meine Oma unter Spätdyskinesien leidet und das Zittern Ihrer Hände auch daher kommen könnte. Sie sagte, man war sich bei meiner Oma nicht einig, ob es tatsächlich Parkinson ist, das Grundstrukturen der Krankheit bei meiner Oma fehlen.
Nun, ich war zu der Psychiaterin gekommen, weil ich wollte, dass die Medikamente abgesetzt werden. Ich sah den Zusammenhang mit ihrem Zittern eher mit ihren momentanen Medikamenten, die sie eventuell schon eine lange Zeit nimmt. Was mir eben aufgefallen war vor einigen Jahren, wenn die Dosis erhöht wurde, dann war das Zittern der Hände auch immer wieder stärker. Nochmal zur Info, meine Oma hatte immer wieder Klinikaufenthalte, was Ihr Leben durchzieht.
Dieser Argumantation folgte die Ärztin nicht, sie blieb bei Spätdyskinesien, verursacht von stärkeren Medikamenten in der Vergangenheit!
Vor einigen Wochen war meine Oma wieder einige Zeit in der Klinik und wurde neu eingestellt.
Ich weiß, es ist alles sehr viel. Aber ich muss ja auch irgendwie die Umstände skizzieren, um die Gesamtlage zu verstehen.
Die Ärztin sprach von einer weiteren Diagnose oder Vermutung, dass meine Oma unter einer chronifizierten posttraumatischen Belastungsstörung leidet. Ihre Mutter starb als sie ca 7 Jahre alt war. Ihre junge Schwester verstarb, als meine Oma noch jung war. Sie verlor ihren Sohn, als dieser 2 Jahre alt war.
Also die Ärztin ging auf meinen Wunsch oder Gedanken, die medikamente bei meiner Oma abzusetzen wenig bis kaum ein. Sie betonte hauptsächlich die gefährlichen Folgen: "Es könne alles schlimmer werden als vorher." oder "Traumata können in einer Wucht hochkommen, dass sie nicht handle-bar sind."
Für eine Psychotherapie fand sie meine Oma zu schwankend, zu instabil. Zumal meine Oma wohl ihre Erkrankung stets leugne, gab sie an.
Ich hatte sie nach dieser Möglichkeit gefragt, mit dem Argument, dass Neuroleptika ja nur als Übergang gegeben werden sollen, soweit ich wüsste und die Psychotherapie ja die eigentliche Therapie sei und nicht die Medikation.
Sie wies dann auch darauf hin, dass meine Oma agressiv gegenüber anderen aufgetreten sei und dass sie auch Selbstmordgedanken habe.
Schlussendlich konnte ich nicht viel erreichen von de, warum ich eigentlich das Gespräch geführt hatte. Ich möchte auch nochmal sagen, ich habe auf dem Gebiet überhaupt keine Ahnung, das ist alles mehr oder weniger neu für mich. Daher habe ich die ganzen Infos erstmal aufgenommen und so hingenommen. Aber etwas übergangen fühlte ich mich doch.
Wie gesagt, die Psychiaterin half mir erstmal dabei, Dinge ein bisschen aufzuklären.
Sie lies mich sogar einen Blick in ihren Computer werfen, mit dem letzten Befund und Bericht zum letzten Aufenthalt meiner Oma, der ein paar Wochen zurückliegt. ( Sie ist jetzt wieder im Altersheim. Sie wohnt übrigens in einem anderen Ort als ich. Ich habe sie länger nicht gesehen.)
Sie teilte mir auch die Neuroleptika mit, die meine Oma nimmt. Das sind:
Ergenyl chrono 2x500g morgens und abends
Quetiapin retard 400g abends
und da war vielleicht zeitweise noch ein Antidepressiva zur Stimmungsaufhellung. Aber ich weiß nicht, ob sie das jetzt noch nimmt...
Ich las dann später die Nebenwirkungen der beiden Medikamente. Bei beidem stand parkinsonähnliche Symptome, neben anderem, was ich an meiner Oma auch bemerke, wie Angst z.b., Unruhe oder Bewusstseinsverwirrung. Diese parkinsonähnlichen Symptome als Nebenwirkungen hatte die Ärztin mir gegenüber nicht erwähnt! Weiß sie nichts davon? Für mich scheint es doch offensichtlich, dass das, was ich bei meiner Oma sehe, daher kommt!
So ich glaube, ich habe jetzt so ziemlich alles zusammengebracht und erzählt.
Ich könnte noch erwähnen, sie schrieb in ihrem Antwortbrief an mich, dass wir gerne diskutieren können und dass ihr das Wohl ihrer Patienten am Herzen liegt und dass, wo Medikamente nicht länger benötigt werden, sie dafür sei diese dann auch abzusetzen.
Ich hatte beim Gespräch den Gesamteindruck, dass sie dennoch irgendwo eine Psychiaterin der alten Schule ist, wo die psychischen Störungen fast schon physikalische Fakten sind ( Sie sagte immer wieder: "Ihre Oma ist krank."), wo Menschen auch In Krankheiten eingeteilt sind oder Menschen den krankheiten untergeordnet werden und wo Medikation auch mit schweren Medikamenten ( Neuroleptika, wenn es sein muss auch über einen langen Zeitraum) als adäquates Mittel dr Behandlung gesehen werden.
Meine Abbsicht war, das schrieb ich in dem Brief an sie, dass meine Oma an ihrem Lebensabend oder vor ihrem Tod doch noch ein paar nüchterne, klare Tage erleben möge! Dass ich ihr das wünsche. Und ich sehe, dass es ihr nicht gut geht.
Wie ich dann mitbekommen habe, ist es wirklich nicht so einfach, Medikamente, Neuroleptika abzusetzen. Ich hörte einen Radiobeitrag mit Dr. Schlimme. Dort hörte ich vom langsamen Absetzen. Ich wandte mich auch an seine Praxis. Eine Kollegin teilte dann den Link zu diesem Forum mit mir.
Wie gehe ich jetzt weiter vor?
Ich werde das Gespräch mit der Psychiaterin erneut suchen. Aber wie ihr sicher sehen könnt, ist sie schon ein härterer Stein.
Was kann ich ihr in die Hand geben?
Ich würde ihr vorschlagen, die beiden Medikamente um 5% oder 10% zu reduzieren und zu gucken, wie sich das auswirkt.
Ich bräuchte Referenzen, die ich ihr vorlegen kann, dass das Psychiater machen, ein gangbarer, risikoarmer Weg ist.
Ich bin etwas ratlos zum weiteren Vorgehen. Wie kann ich sie motivieren, es auszuprobieren? Gibt es ärztliche Referenzen in Schriftform, Fachinformationen, Fach-Infomrationsbroschüren, die ich ihr vorlegen kann? Also ich meine wirklich ärztlich versierte Unterlagen zum Absetzen von Neuroleptika, wo vielleicht alles zusammengefasst drauf steht, für einen kurzen Überblick und einen Gesamtüberblick?
Ich freue mich, auf dieses Forum gestoßen zu sein, dass man sieht, es gibt Möglichkeiten!

Meine Oma war lange nicht mehr bei der Psychiaterin und diese macht auch keine Hausbesuche.
ich weiß, ich sollte zum Ende kommen. Es gibt da noch den Punkt, dass sie vielleicht auch dazu tendieren könnte, dass sie Absetzungssymptome als Wiederaufflammen der Krankheit ansieht.
Vielleicht wäre es ganz gut, wenn ich ihr das Buch "Medikamentenreduktion und Genesung von Psychosen" gebe.. Was sagt Ihr?
Ich verabschiede mich und danke fürs Lesen!
Grüße,
Nicole