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Erfahrungen und Umgang mit Derealisation/ Depersonalisation

Verfasst: 06.06.2018 11:11
von MaggieSmalls
Hallo,
ich habe mal ne Frage zum Thema Derealisation. Würde mich freuen von anderen Betroffenen ("geheilt" oder noch betroffen) ein paar Meinungen dazu zu erhalten.
Habe mich die letzten Tage mal intensiv damit beschäftigt, wie sich mein Entzug seit Beginn der Reduktion so entwickelt hat und dabei ist mir aufgefallen, dass ich mein größtes Problem eigentlich nie so richtig in Worte fassen kann. Das fällt mir vor allem schwer wenn ich von Freunden oder Familie dazu befragt werde. Neben dieser Palette an körperlichen Symptomen habe ich es dann immer so beschrieben, dass irgendetwas mit mir nicht stimmt. Das ich mich nicht mit der Welt verbunden fühle und eigentlich ständig das Gefühl habe in meiner eigenen Welt zu leben...mal mehr mal weniger.
Das Gefühl macht mir keine Angst und löst keine Panik aus. Es ist halt einfach dauerhaft da und belastet mich sehr, da es mich in so eine Zwischenwelt versetzt aus der es gefühlt kein Entkommen gibt.

Mir fehlt völlig die Vorstellung dafür wie es sein könnte wenn alles aufklart und man diese "Käseglocke" ablegt.
Ich denke wenn dieses Gefühl nicht wäre würde eine große Last an Sorgen bezüglich meiner Zukunft abfallen.
Letztes Jahr im Mai hatte ich ein sehr schönes Fenster und für ein paar Tage das Gefühl es hört alles auf. Ich erinnere mich wie so ein Grundverständnis für das Leben zurückgekommen ist. Alles was andere machten erschien mir wieder als normal und ich wurde für ein paar Tage wieder ein Teil davon...ich denke was ich hier schreibe muss für gesunde Menschen verrückt klingen aber ich denke einige von Euch können mich verstehen.

Wie geht es euch denn mit diesem Gefühl und was macht ihr aktiv dagegen? Was ist euer Wissenstand zum Thema Derealisation?
Ich merke immer, dass es zuhause am PC beispielsweise am schlimmsten ist.

LG Maggie

Re: Erfahrungen und Umgang mit Derealisation/ Depersonalisation

Verfasst: 07.06.2018 22:57
von inandout
Hallo Maggie,

hatte mir bei deinem Beitrag ein Lesezeichen gesetzt, weil ich Ähnliches kenne. Interessant finde ich, dass du schreibst, am schlimmsten ist es mit der DR, wenn du zu Hause am PC bist. Mein Gedanke dazu ist, dass es sich nicht nur um Absetzsymptome handeln muss. Es gibt mittlerweile viele Leute, die unter dem ständigen Digital-unterwegs sein leiden, auch ohne Diagnosen und PP; ich selbst hatte gerade ein paar Tage ohne Internet in der Wohnung, und ich muss sagen, ich habe die Welt als "wirklicher" erfahren. Ich werde hieran arbeiten und etwas verändern, was meine Digitalnutzung angeht. Das Digitale geht einher mit einer Ent-Sinnlichung, auch wenn es für viele von uns oft ein Segen ist. Je weniger ich aber auf mein Smartphone gucke, und wenn die Internetzeiten begrenzt sind, dann bekomme ich eifnach mehr mit von meiner Umwelt. Beispielsweise bin ich fürs Internet in eine Stadtbibliothek gefahren und hatte mir vorher eine Liste gemacht, was ich alles checken und machen wollte. Da fiel mir ein, zu Hause kannst du ja auch nicht streamen, also: DVDs ausgeliehen, und gleich die erste war eine wunderschöne Doku. Viel r u h i g e r alles.

Denke also, dass wir DR nicht streng nur Medikamenten oder "Krankheiten" zuordnen müssen, sondern auch auf unsere heutige Lebensweise gucken können.

Vielleicht ist ja in meinem Beitrag etwas nützliches dabei.

Herzlich, inandout

Re: Erfahrungen und Umgang mit Derealisation/ Depersonalisation

Verfasst: 08.06.2018 05:19
von Ash
Hallo inandout,

ich kenne diese Derealisationsgedanken auch. Allerdings glaube ich nicht in solch einem staken Ausmaß. Mir kommen dann normale Aussagen, Verhaltensweisen oder sogar schon die Hand am Körper eines Menschen unnormal und fremd vor. Meistens geht das mit einer Art Echo einher. Ich denke erst okay ja kennst du ist normal alles gut und anschließend Millisekunden danach kommt der Echogedanke mit dem abnormalen Gedanken. Bisher waren die in der ersten Episode sowie jetzt beim Absetzen anzutreffen. Bei mir konnte ich es bisher noch soweit abwenden, dass ich mir durch logisches Denken sagen konnte: Dieses Empfinden kommt aufgrund des Absetzens oder aber der Psychose und ist nicht Teil des reellen/gesunden Lebens.
Ich habe es auch in einem deiner anderen Threads geschrieben. Bisher konnte ich die Absetzsymptome ertragen indem ich das Empfinden und die unwirklichen Gedanken/Gefühle hinterfragt und nach alternativen Erklärungen als dem Gedanken selbst gesucht habe.

Schöne Grüße.
Ashe

Re: Erfahrungen und Umgang mit Derealisation/ Depersonalisation

Verfasst: 08.06.2018 08:38
von Blumenwiese
Hallo,

Ich kenne DR und DP von meiner Grunderkrankung (es fällt mir schwer die beiden auseinander zu halten). Da ich das durchgängig hab, solange ich denken kann, ist es für mich schwer vorstellbar wie es ohne wäre. Ich hab manchmal klare Momente, wenn ich sehr scharfe Chili esse oder eiskalt dusche. Aber dann auch nur für ein paar Minuten.

Auf jeden Fall ist es so, dass die Dissoziationen stärker werden je mehr Stress ich hab. D.h. wenn ich am Computer was recherchieren will, wird es immer schlimmer. Spiele ich am Computer etwas und bin dabei entspannt, ist es wieder weniger.

Vielleicht versuchst du die Dissoziationen als Alarmsystem zu sehen, dass dir sagen will " Hör auf, mach jetzt mal was anderes". Mir hilft es sehr, wenn ich die Situation verändere.

Liebe Grüße
Blumenwiese

Re: Erfahrungen und Umgang mit Derealisation/ Depersonalisation

Verfasst: 08.06.2018 15:39
von Ash
Hallo inandout,

ich möchte meinen Beitrag von Heute Nacht noch etwas konkretisieren. Während meiner ersten Episode hatte ich diese Derealisationsgedanken verstärkt. Ich kann dabei leider nur sagen, dass dort logisches Denken nicht möglich war und ich auch keinen Ausweg daraus gefunden hatte. Auch obwohl ich psychoedukative Lernhilfen hatte. Ein logisches und konsequentes Denken war dabei nicht möglich. Nun war es zu dem Zeitpunkt aber auch so, dass ich mit meiner Erkrankung garnichts anfangen konnte. Ich war mitten im eingeschrenkten Erleben und konnte nicht differenzieren zwischen das ist gesund, das ist abnormal. Ich bin sehr positiv, dass mir inzwischen eine bessere Abgrenzung zwischen gesundem und abnormalem Denken gelingt. (Auch weil ich nach einer Episode bisher immer eine vollständige Remission und somit einen Vergleich hatte.) Diese Abgrenzung scheint mir hinsichtlich einer Psychose wichtig zu sein um zu merken, wann Ruhe gebraucht wird und um nicht in eine Angstspirale zu verfallen.

Das ist mein derzetiger Wissensstand. Ich kann also sehr gut verstehen wenn du/jemand meint dieses Empfinden sei nicht Steuerbar. Kann aber zu meinen Reduzierungsversuchen sagen. Logisches Denken blieb im Vergleich zur Psychose erhalten und somit wurden die Symptome kontrollierbarer empfunden.

Bei mir ist außerdem so, dass folgendes Verhalten fast alle Symptome inklusive Derealisation bessert, bis sogar komplett verschwinden lässt: Nichts tun [Da liegen/sitzen und in die Gegend gucken, Naja gib interessanteres :) ], Fernsehen, Spazieren, Unternehmungen mit Freunden, Kochen, Abwaschen (Hausarbeit allgemein), zeitbegrenztes Lesen (Zuviel geht dann doch wieder auf den Kopf). Was mir schon des öfteren sehr gut geholfen hat ist tatsächlich aktiv den Kopf auszustellen. Ich weiss nicht ob dir/euch das bekannt ist oder ihr das auch macht aber ich kann mich in gewissem Rahmen dazu bringen einfach nur vor mich hin zu starren und wirklich an nichts zu denken (Nicht zu verwechseln mit den leeren Gedanken die man vor/während einer Psychose empfindet das ist ein unangenehmes Gefühl uns sollte als Warnzeichen verstanden werden). Wenn Zwangsgedanken/abnormales Empfinden oder ähnliches vermehrt auftreten Versuche ich diesen Zustand herzustellen (Ist nicht von 0 auf 100 möglich) ich empfinde dann aber immer mehr Erleichterung und ein zunehmend inneres Gleichgewicht was zur Besserung der Gesamtsituation Beiträgt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass ich eine eigene Art der Meditation mache ohne es zu Wissen. Dementsprechend würde ich zu Meditation/autogenem Training raten.

So, langer Text geworden. Oha.

Ich Wünsche dir viel Erfolg bei deinem weiten Weg.

Re: Erfahrungen und Umgang mit Derealisation/ Depersonalisation

Verfasst: 09.06.2018 14:20
von padma
hallo zusammen, :)

ich habe hier ein paar links ausgegraben, die wir im Forum zu DP/DR haben:

http://www.adfd.org/austausch/viewtopic ... 80#p121980
http://diescheibe.blogspot.co.at/2010/1 ... ation.html
http://www.dissoziativ.de/skills.html

liebe Grüsse,
padma

Re: Erfahrungen und Umgang mit Derealisation/ Depersonalisation

Verfasst: 09.06.2018 18:00
von Arianrhod
Hallo Maggie,

eine sehr wertvolle Seite war mir auch immer die hier: http://www.blumenwiesen.org/wohlfuehl-oase.html
mit den skills,
nicht jeder mit Derealisation ist Borderliner oder hat eine PS ( ich auch nicht) , daher e nur das Zutreffende lesen und was nicht bei einem zutrifft, überlesen .
Ich schreibe das aus einem bestimmten Grund: WEnn der Realitätsbezug unsicher ist und man dann noch etwas liest über dissoziative Persönlichkeitsstörung oder ähnliches - das verursachte mir regelrechte Panik ....
aber heute weiss ich,
dass Derealisation / Depersonalisierung bei so vielen verschiedenen Sachen vorkommen können,
auch als Nebenwirkung von Psychopharmaka.

liebe Grüße Arian

Re: Erfahrungen und Umgang mit Derealisation/ Depersonalisation

Verfasst: 10.06.2018 09:11
von MaggieSmalls
Hallo Zusammen,

finde die Infos und Meinungen von Euch sehr interessant und es tut immer gut sich ein bisschen auszutauschen!
Wenn ich es richtig verstehe ist DR eine Schutzreaktion des Körpers auf (extremen) Stress. Meine DR fing an mit meinem Zusammenbruch ende 2015 und ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass der erste Morgen nach der Einnahme von Paroxetin dieses Gefühl extrem verstärkt hat. Das zu schnelle Absetzen hat es dann auf die Spitze getrieben und seit dem ist sie eigentlich durchgehend da. Die stärke hängt bei mir sehr stark von meiner allgemeinen Lage ab. In Fenstern ist sie schwächer und viel einfacher zu akzeptieren, in Wellen das genaue Gegenteil. Was meine DR auch extrem triggert ist Schlaflosigkeit, was ja auch nichts anderes als eine Art Stress für den Körper ist.
Ich denke "der Schlüssel zum Erfolg" ist einfach versuchen loszulassen und die Situation zu akzeptieren. Das hat mir bei Panik extrem geholfen wodurch sie auch komplett verschwunden ist bei mir. Stress so gut es geht zu reduzieren und zu akzeptieren, dass es irgendwann auch genauso wieder gehen wird wie es gekommen ist. (Vorausgesetzt man tut etwas für sich und seine Gesundheit)

Was mir übrigens immer hilft ist Sport und raus gehen. Ablenken allgemein.
Internetzeit begrenzen ist auch etwas was jeder mal machen sollte aber das ist ein riesen Thema für sich. Ich bin der festen Überzeugung, dass diese ganze Überflutung an Input durch Smartphone, Youtube, Instagram, Facebook, Netflix etc einfach einen riesen Schaden auf lange Sicht bei vielen Menschen anrichten wird. Ich überlege schon ob ich wieder zu einem klassischen Handy gehe, denn jedes mal wenn ich es eine längere Zeit nicht nutze geht es mir viel besser und ich merke wie viel Zeit man mit unwichtigen Dingen verbringt. Dieses ständige aufs Handy starren und nebenbei noch TV gucken ist auf dauer einfach zu viel für den Kopf und wir verlernen uns auf eine Sache zu konzentrieren. Also einfach mal Handy zuhause lassen oder Flugmodus! :)

Re: Erfahrungen und Umgang mit Derealisation/ Depersonalisation

Verfasst: 11.06.2018 03:19
von Ash
Hi MaggieSmalls,

ich hatte gerade noch gesehen, dass ich ja nur auf inandout reagiert hatte im Grunde aber euch beide mit meinen Posts addressieren wollt.
Huch. :)

Die Internetzeit ist bei mir auch so ein Thema, da ich wirklich sehr viel am PC mache. Sei es Hobby oder Beruflich. Ich denke aber da kann man keine allgemeingültige Aussage zu treffen und man muss körperlich/seelisch merken was und wieviel einem gut tut.
Was ich aber gemerkt habe ist, dass während des Absetzens zuviel Computer spielen bei mir tatsächlich kontraproduktiv ist. Also +1 Punkt für dich. 8-)

Ich hoffe ihr schafft es die Symptome in den Griff zu kriegen. Im Grunde lernt man ja sein Leben lang immer mehr dazu. Auch bezogen auf das psychische Leiden. Somit denke ich unser aller Umgang damit wird positiver und wir werden stärker.

Der verlinkte Thread war übrigens sehr interessant Padma. Danke.

Schöne Grüße.
Ashe

Re: Erfahrungen und Umgang mit Derealisation/ Depersonalisation

Verfasst: 05.09.2018 15:34
von suisse
Hallo,

gibt es diese Derealisierung auch im Zuge des Absetzen von Escitalopram? Kenne das nur in Verbindung mit der Erkrankung einer Psychose und das liegt bei mir nicht vor.

Ich bin seit gestern aus dem Urlaub zurück. Heute erwachte ich mit völlig wirren Gedanken: alles kam mir Unreal vor... ich fragte mich, ob ich gerade in einer realen Situation steckte oder ob die Tage im Urlaub real waren oder nur ein Traum...
Ich saß dann auf der Couch (habe glücklicherweise noch frei) und schaute das Zimmer an... mir ist alles sehr bekannt vorgekommen und doch fühlt sich alles Unreal an.

Danke und LG
Anna

Re: Erfahrungen und Umgang mit Derealisation/ Depersonalisation

Verfasst: 06.09.2018 07:08
von Murmeline
Hallo Anna,

es gibt diese Unwirklichkeitsgefühle potenziell beim Absetzen aller Psychopharmaka. Du kannst es vielleicht als Störung in der Verarbeitung von äußeren Reizen sehen, die durch das Durcheinander anders als sonst verarbeitet werden und daher nicht vertraut wirken. Das wird sich ganz bestimmt wieder regulieren.

Grüße, Murmeline

Re: Erfahrungen und Umgang mit Derealisation/ Depersonalisation

Verfasst: 06.09.2018 09:30
von suisse
Hallo Murmeline,

vielen Dank für deine schnelle Antwort und beruhigenden Worte. Seit gestern Nachmittag ist es auch wieder weg. Ich war nur sehr geschickt, weil ich sowas nicht kannte. Der Urlaub hat mein ZNS wohl ziemlich durcheinander gebracht und eine Welle hervorgerufen. Aber es geht wieder aufwärts!

LG Anna

Re: Erfahrungen und Umgang mit Derealisation/ Depersonalisation

Verfasst: 06.12.2018 11:03
von padma
ein Beitrag von Ash:


Im Umgang mit deiner Derealisation möchte ich dir gerne Sagen wie ich damit umgehen konnte.
1. Akzeptieren dass Sie da ist, Sie spüren und verstehen wie sie funktioniert.
2. Warnehmen was gerade falsch läuft und was du anders sehen würdest wärest du gerade gesund (Denk dran du hattest gesunde Zeiten wie hast/hättest du da über die Situatiuon nachgedacht. Wie kann man die Situation noch einschätzen die du gerade durchlebst. Vielleicht siehst du die Situation falsch? Hinterfragen, hinterfragen.
3. Bekämpf das ver :censored: (Sorry für den Ausdruck) Symptom. Wenn du verstehst was gerade mit dir passiert (JA du hast im Moment Derealisation), Nein das ist nicht gesund und auch nicht gewünscht, du hast schonmal den Namen Derealisation du weisst somit es ist krank und nicht die übliche Wahrnehmung denn die wäre gesunde Wahrnehmung und hat soweit ich weiss auch gar keinen anderen Namen als gesunde Wahrnehmung. Nimm den Kampf mit deinem Gehirn an. Das Gehirn versucht dich zu täuschen (Warum, wieso und weshalb ist leider noch nicht genau erforscht aber und das ist Fakt es täuscht dich) Hinterfrag die Täuschung, hinterfrage dich selbst!!!!!!!!!!!!! Und dann finde deine eigenen Lösung/Interpretationsansatz der Situation.
4. ÜBEN ÜBEN ÜBEN. Es ist wie Fahradfahren, du wirst mit der Zeit besser, schneller, stärker baust ein intuitives Verständniss für weiter folgende Situationen auf und kannst schneller gegensteuern, da du früher weisst es ist ein kranker, falscher Gedanke.
viewtopic.php?p=281556#p281556

Amerkung von padma:
Ash bezieht sich in seinem Beitrag auf DR als "Krankheitssymptom". Bei einer entzugsbedingten DR sind die Einflussmöglichkeiten begrenzter. Da die Tipps aber für den einen oder anderen wertvoll sein können, habe ich es hier reinkopiert.

liebe Grüsse,
padma

Re: Erfahrungen und Umgang mit Derealisation/ Depersonalisation

Verfasst: 06.12.2018 12:43
von Blumenwiese
Hallo,

Ich denke Derealisation und Depersonalisierung sind nichts, was bekämpft werden muss. Es sind Schutzmechanismen. Es gilt also nicht die Symptome zu bekämpfen, sondern den Alltag so zu gestalten, dass Dissoziationen zum Schutz nicht mehr gebraucht werden.

Was die entzugsbedingten Dissoziationen angeht, kann ich nicht viel zu sagen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es auch eine Schutzfunktion hat.

Ein guter Umgang damit wäre, es anzunehmen wie es ist und es nicht weiter zu bewerten. Wenn man sich damit noch Stress macht, verstärken sich Dissoziationen nur noch mehr.

Liebe Grüße
Blumenwiese

Re: Erfahrungen und Umgang mit Derealisation/ Depersonalisation

Verfasst: 06.12.2018 15:41
von Arianrhod
Blumenwiese hat geschrieben: 06.12.2018 12:43 Was die entzugsbedingten Dissoziationen angeht, kann ich nicht viel zu sagen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es auch eine Schutzfunktion hat.
Ich sehe sie dennoch ein wenig anders als Dissoziationen, die als Schutz aufgebaut wurden, wenn eine PTBS vorliegt.
Entzugs- Dissos sind rein körperlich , und kommen meiner Meinung nach eher dadurch zustande, dass das Gehirn in seiner Filterfunktion gestört ist ( durch das entzugsbedingte Ungleichgewicht von Neurotransmittern. denn die Medikamente tun ja gerade, was die Erkrankungen angeblich tun : Sie bringen das fein austarierte System der Neurotransmitter in Unordnung! )
Diese Störung führt zu Derealisation, Depersonalisierung, Reizoffenheit und auch zu Halluzinationen.
Das Positive ist: Je mehr das ZNS wieder zu seinem Gleichgewicht findet, desto mehr verschwinden diese Störungen - und zwar ohne Behandlung.
Sie gehen wieder ganz weg -


Aber :
Blumenwiese hat geschrieben: 06.12.2018 12:43 Ein guter Umgang damit wäre, es anzunehmen wie es ist und es nicht weiter zu bewerten. Wenn man sich damit noch Stress macht, verstärken sich Dissoziationen nur noch mehr.
Viele Patienten bekommen eine Angststörung, den Verstand zu verlieren/schizophren zu werden, weil sie nicht wissen, was los ist, und diese Angststörung kann hartnäckiger sein als die entzugsbedingten Dissoziationen. Daher wie du schon sagst: Es gelassen nehmen und nicht bewerten - es ist ein blödes Enzugssymptom
suisse hat geschrieben: 05.09.2018 15:34 Kenne das nur in Verbindung mit der Erkrankung einer Psychose und das liegt bei mir nicht vor.

Dissoziationen sind keine Psychosesymptome und kommen in den Leitlinien zur Diagnose einer Psychose nicht vor Sie sind eher bezeichnend für andere Probleme wie Angst, Borderline oder dissoziative Identitätsstörung ( hier eine gute Zusammenfasung /Unterscheidung:
https://www.dissoziation-forum.de/index ... &Itemid=91)
In Theorie kann jemand beides haben, eine Schizophrenie plus eine dissoziative Identitätsstörung,
doch isoliert auftretende Dissoziationen sind KEINE Psychosesymptome

Warum schreibe ich darüber?
Ich hatte durch das Absetzen von Amisulprid im Jahr 2006/7 starke Panikattacken und Dissoziationserleben.
Diese Symptome wurden von meinem Psychiater benutzt,
um mir eine Schizophrenie zu diagnostizieren und mich dazu zu bringen, wieder Neuroleptika zu nehmen,

Schon der Ansatz , Patienten zu verängstigen , um sie zu was zu bringen, ist schon fragwürdig,
aber in diesem Fall war es auch noch fachlich unrichtig und somit ein Kunstfehler!


Leider wußte ich das in diesem Moment nicht, sondern viel später.
Daher ist die Aufklärung gerade hier soo wichtig - danke euch allen.

Gruß Arianrhod

Re: Erfahrungen und Umgang mit Derealisation/ Depersonalisation

Verfasst: 06.12.2018 18:45
von Dietrich
Hallo!
Depersonalisierung kenne ich wohl. Auch in meinem momentanen Krisenjahr habe ich wieder damit zu kaempfen. Vor 13 Jahren hatte ich das schonmal.
Damals begann alles damit, dass ich morgens vor meinem Computer saß und ploetzlich überkam mich ein seltsames Gefühl. Irgend etwas stimmte mit mir nicht. Ich stand ruckartig auf und ich stand total neben mir. In den folgenden wochen wurde es immer schlimmer. Flimmern vor den augen, beim blick in den spiegel selbstentfremdungsgefuehle, kribbeln im arm und taubheitsgefuehle. Damals hatte ich total panik. War in der notaufnahme weil ich dachte ein schlaganfall waere die ursache. Nach wochen mit MRT, Nervenmessung, EEG, internistische Vollabklaerung war klar; nichts somatisches. Eine Neurologien empfahl mir AD. Ich verzichtete und bekaempfte die Symptome sehr leidlich mit viel Alkohol. Irgendwann war der Spuck einfach vorbei und 'mein ZUSTAND', wie ich es immer liebevoll nannte, wieder weg. Heute weiß ich, dass es einfach eine Lebenskrise waehrend meines Studiums war. Vielleicht war mein frueher Cannabiskonsum auch ein Stueck weit daran Schuld.

Wie auch immer. Immo bin ich auch wieder hier in diesem Forum unterwegs,weil ich offiziell eine Somatisierung habe. Lasst euch nicht unterkriegen. Irgendwann wirds wieder besser. Im uebrigen habe ich gelesen,dass jeder Mensch min. einmal in seinem Leben mit DP zu tun hat. Schon Kinder schauen ja in den Spiegel und fragen sich, ob das wirklich sie sind, was sie da sehen.
Gruesse Dietrich

Re: Erfahrungen und Umgang mit Derealisation/ Depersonalisation

Verfasst: 06.12.2018 19:26
von Dietrich
Nachtraeglich noch. Ich kann nicht soviel zu DP im Zusammenhang mit den oben genannten medis und ihrem absetzen sagen. Allenfalls im zusammenhang mit drogen. aber ich denke ehrlich, dass diese erscheinungen wirklich einfach ein stueck weit normal sind. Es muss nicht immer gleich was pathologisches wie borderline oder psychose sein. Ich meine was ist denn mit trance oder transzendenz oder anderen nicht alltaeglichen bewusstseinszustaenden? Nochmal beruhigende gruesse!

P.s.: das system versucht sich vielleicht auch ein stueck weit selbst zu finden oder zu erneuern in grenzwertigen bewusstseinsebenen. Wie gesagt, ich habe bis zuletzt auch taeglich koerpersymptome ohne befund.

Re: Erfahrungen und Umgang mit Derealisation/ Depersonalisation

Verfasst: 14.12.2018 11:41
von Maus 66
Hallo Ihr,
auch ich hatte massive DP und DR, vor allem, als ich mich beim Entzug in die totale Panik reingesteigert hatte.
Und es war für mich mega bedrohlich, ich bekam noch mehr Angst und schlimme innere Unruhe, wusste nicht wohin und konnte mich kaum aushalten
Ich musste mir oft meinen Namen vorsagen, um mir klar zu machen, dass ich noch da bin und nicht verrückt werde.
Das war das Schlimmste, denn ich dachte,
ich drehe jeden Moment durch.
Dadurch bin ich auch in die Klinik gekommen, ich konnte nicht mehr einkaufen, nicht mehr arbeiten, nicht mehr Gassi gehen, nur noch rum liegen und Angst haben.
Ich war nicht mehr ich selbst, alles war wie im Film und ich Zuschauer.
Seit diesem Zustand, kann ich verstehen, dass Betroffene nicht mehr leben wollen, es ist grausam.
Erst als ich in der Klinik Lyrica bekam und Gespräche mit der Psychologin hatte, wurde es besser.
Ich beschloss die DP als Hilfe anzunehmen und versuchte sie weitgehend zu ignorieren.
Tatsächlich half das und sie wurde besser.
Jetzt im kontrollierten Entzug, ist sie hin und wieder da, aber ich kann damit umgehen.
Schön ist es nicht, aber ich sage mir, es ist der Entzug, bleib ruhig und so hatte ich bis bisher auch keine Panik mehr.
Auch wenn man es in diesem Zustand kaum glauben kann, der Körper versucht zu helfen, vertraut ihm...<3
LG Maus..