Seite 17 von 44

Re: Jamies "all in a tumble" Thread

Verfasst: 22.05.2018 16:59
von Jofab
Liebe Jamie :)

welch ein Segen, dass du das kleine Taubenjunge gerettet hast !
Welch eine unvorstellbare Grausamkeit !
So ein kleines Tierchen lebend in die Mülltonne zu werfen. Ich bin fassungslos ! :evil:

Aber ich melde mich bei dir, weil ich jetzt erst mitbekommen habe, wie schlimm es deinem Vater geht !
Liebe Jamie, ich bin zutiefst erschüttert über die Leidensgeschichte, was er alles aushalten musste.

Und ihr Angehörigen auch. Ich kann das so nachfühlen !
Nun ist es ja schon so lange her - ich hoffe, es geht ihm inzwischen etwas besser !

Ich wünsch dir viel Kraft - und jetzt erhol dich erstmal von dieser ganzen Aufregung !

Alles Liebe :hug:
Ilse

Re: Jamies "all in a tumble" Thread

Verfasst: 23.05.2018 11:54
von stubi
Liebe Jamie,

wo nimmst du nur diese Stärke und Kraft?

Ich bewundere dich sehr und wünsche dir alles Gute.

Liebe Grüße
Renate

Re: Jamies "all in a tumble" Thread

Verfasst: 10.06.2018 17:32
von Jamie
Hallo in die Runde, :pillowtalk:

so, jetzt versuche ich mich in einem Update und das wird lange, denn es gab sehr viel Anstrengung in meinem Leben.

Mein Vater lag insgesamt sechs einhalb Wochen auf der Intensivstation, vom ersten bis zum letzten Tag.
Er bekam irgendwann einen Luftröhrenschnitt, über den er dann kontinuierlich beatmet wurde.
Die Ärzte ermutigten ihn zu schauen, ob es studenweise am Tag auch ohne Beatmung geht; da hat man ihm dann die Beatmung abgestellt und er hat versucht eigenständig zu atmen.
Dieses Entwöhnen wird weaning genannt.
Es ging so la la, war auf jeden Fall sehr anstrengend für ihn.
Er schwitzte bei jedem Versuch wie blöd vor Anstrengung und nahm immer weiter ab, bis er nur noch Ärmchen und Beinchen wie ein Kind hatte und keine Muskeln mehr. Da gab es dann Fresubin.

Während es sich für uns Angehörige abzeichnete, dass es ohne die Beatmung nicht geht, haben die Ärzte meiner Meinung nach meinem Vater keinen reinen Wein eingeschenkt. Sie haben ihm falsche Hoffnungen gemacht und immer wieder gesagt, es könnte noch klappen, dabei nahmen parallel die Erstickungsanfälle zu und man spritze ihm sogar Morphium gegen die Atemnot und Erstickungsangst :frust: .

Auch hat man ihn auf Psychopharmaka gesetzt, was ich mit Argusaugen betrachte und streng überwache. Er wollte es aber. Es hat nur nichts geholfen. Es verwundert mich nicht. Die hibbelige Art meines Vaters ist sein rastloser Geist, so war er schon immer, und gegen Angst vor dem Erstickungstod hilft nichts :cry:

Während des Aufenthalts auf der Intensivstation hat das Pflegeheim, in dem mein Vater war, uns von einem Tag auf den anderen per Sonderklausel gekündigt. Begründung: Mein Vater sei ja fast nur im Krankenhaus, dem Heim entgehen wichtige Einnahmen, kurzum: er sei unrentabel :o . Das passiert, wenn solche wichtigen Einrichtungen wie Pflegeheime wirtschaftlich ausgerichtet privatisiert werden.

Über den Schock kamen wir aber schnell hinweg, da uns zunehmend klarer wurde, dass mein Vater eh nicht in dieses Heim zurück kann, da er wohl nicht mehr von der Beatmungsmaschine weg kommt. Die Art und Weise finde ich dennoch unmöglich und menschenverachtend.

Also hieß es panisch ein neues Pflegeheim finden; und zwar ein Beatmungspflegeheim, deren es nicht viele in Deutschland gibt. Nun wohnen wir hier in einem großen, wirtschaftlich relevanten und strukturell starken Gebiet in Deutschland und ich weiß nicht, was für ein unfassbares Glück wir hatten und glaube, dass der Himmel ordentlich mitwirkte <3 , dass genau zu dem Zeitpunkt, an dem wir auf die Suche gingen und eine spezialisierte Einrichtung kontaktierten, einer der Bewohner verstarb und somit ein Platz frei wurde.

Könnt ihr euch das vorstellen? Es gibt nur 16 Pflegeplätze und einer davon wurde durch den Tod eines anderen frei und konnte direkt an meinen Vater vermittelt werden?

Es galt Überzeugungsarbeit bei meinem Vater zu leisten. Es war ja auch schwer für ihn; er wollte nicht recht. Er war ja zweifach heimatlos innerhalb von drei Monaten geworden. Zuerst haben wir seine Wohnung aufgelöst und dann hat ihn das andere Pflegeheim rausgeworfen.
Dass das nicht ohne Spuren an einem vorbeigeht, ist klar.
Aber er hatte dann auch keine Wahl. Irgendwann sah auch der optimistischste Arzt ein, dass er von der Beatmung nicht mehr runterkommt und dann hieß es sich mit der Realität auseinanderzusetzen.

Und so kam mein Vater nach 6,5 Wochen Alptraum auf der Intensivstation - und zwar für uns alle, raus und sofort in das Beatmungspflegeheim.

Ich denke ich spreche für meine ganze restliche spärliche Familie, die wir die ganze Last unter uns dreien aufteilen (meine Tante und meine Zwillingsschwester), dass wir am Ende unserer Kräfte waren und auch teilweise noch sind.
Denn es ist ja nicht so, nun einen zufriedenen und gesundheitlich stabilen Vater zu haben.
Mein Vater hadert mit seinem Schicksal und es geht ihm gesundheitlich nicht gut; er ist todkrank und trotz Beatmung wird die Lungenfunktion immer schlechter; das heißt die Atemnot ist präsenter als auf der Intensivstation und er ist teilweise sehr am japsen.

Es ist der schiere blanke unaussprechliche Horror, einem Familienmitglied beim langsamen Ersticken zugucken zu müssen und je nachdem, was das Schicksal für ihn und uns bereit hält, kann das auch noch einige Jahre so gehen.

Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung, wie ich das verwinden kann und soll, was da auf mich einprasselt. Es ist furchtbar und wir leiden alle sehr. Vater eingeschlossen.

Als seine Hauptbevollmächtigte in allen Fragen des Lebens habe ich nun ein weiteres Leben mitzuorganisieren - und Leute, das ist jede Woche ein neuer Unterlagen-Berg.
Dabei wäre ich reichlich selbst damit bedient, mein eigenes, von Krankheit mittlerweile doch mehr beeinflusstes Leben als erhofft, zu regeln.

Die Wochenroutine sieht nun so aus, dass meine Tante ihn zwei Mal besucht, meine Schwester zwei mal und ich zwei mal.
Da ich von Sozialhilfe lebe, gibt es kein Budget (bzw. 20€ sind ein Hohn), um die horrenden Fahrtkosten zu begleichen, die anfallen, wenn ich ihn besuchen will. Es kostet mich 10Euro das Ticket, um hin- und zurück zu kommen. Nach einer Woche ist da die Summe aufgebraucht und es bleiben noch mind. 3 Wochen übrig.
Ohne meine Mutter, die mir entweder das Auto leiht oder mir Geld für die Fahrkarten gibt, wäre ich vollkommen aufgeschmissen.

Es ist zwar so, dass mein Vater ein Taschengeld von 102 € haben darf und er mit versucht auch notfalls was zu geben, er ist aber auf einige Medikamente angewiesen, die nicht zu Lasten der GKV verordnet werden dürfen und die fressen sein Taschengeld eigentlich schon auf.
Und außerdem braucht er auch mal einen mobilen Friseur oder Fußpflege oder Hygieneartikel und was sonst noch so anfällt.
Ich habe keine Ahnung, wie das werden soll. Ich bin konstant auf die Hilfe und Unterstützung anderer angewiesen, um das bewältigen zu können :oops:

Nun möchte ich auch mal kurz ein paar Sätze zu mir da lassen.
Ich habe mittlerweile wieder begonnen Sitzungen an der Uniklinik wegen meinen Zähnen wahrzunehmen. Es ist nach wie vor der blanke Horror.
Mein Überlebensinstinkt sagt mir, dass ich da nicht mehr hin gehen soll, denn wer lässt sich schon freiwillig halb foltern und hängt anschließend noch fünf, zehn oder mehr Tage würgend, vor Übelkeit stöhnend von den Nebenwirkungen des Lokalanästhetikums in den Seilen und will sich sowas auch noch weitere Male antun?

Mein gesunder Menschenverstand kann das nur als Wahnsinn bezeichnen, gleichzeitig habe ich keine Alternative und sehe die Notwendigkeit.
Morgen ist es wieder so weit.
Ich kann dazu gar nichts weiter mehr sagen - es ist wirklich nicht begreiflich, ich sage mir jedes Mal ich muss den Verstand verloren haben mir das anzutun :(
Man kann das eigentlich nur noch so verwinden, dass man dem versucht einen tieferen Sinn abzugewinnen und den kann ich schon für mich erkennen, aber es ist trotzdem sehr hart.

Was die weitere Gesundheit betrifft, so dümpele ich nach meiner schweren Ohreninfektion auf irgendwas von 14 oder 15mg Esomeprazol herum und habe durch das Aufdosieren Jahre meines Entzugs verloren.
Ich nehme noch 2 Tropfen Amitriptylin und behalte die auch erst mal bei.
Ansonsten noch die Pille und L-Thyroxin gegen meine Unterfunktion der Schilddrüse.
Ich habe nach wie vor Eisenmangel und mein Ferritinspeicher ist leer, ich vertrage aber nicht einmal Babydosierungen von Eisen, ohne massiv Magenschmerzen zu bekommen.
Das Einzige, was geht, ist Floradix Kräuterblutsaft, und der ist leider so teuer, dass ich ihn mir nur ab und zu leisten kann.

Mein Schlaf ist auf konstant leidlichem Niveau. Ich schlafe mittlerweile etwas schneller ein und liege nicht erst bis um fünf wach, aber dafür bin ich alle paar Minuten wieder wach.
Ich fühle mich morgens einfach immer schlecht und unerholt - aber das ist nichts Neues.

Was sich enorm verschlechtert hat, und ich vermute, dass hängt mit einer Veränderung des ZNS durch meinen jahrelangen Schlafmangel zusammen, das ist meine Hitzeüberempfindlichkeit.
Obwohl ich alle Tipps befolge, die wichtig bei Hitze sind (luftig kleiden, Mittagshitze und direkte Sonneneinstrahlung meiden, nur zimmerwarm trinken, viel Wasser mit Elektrolyten trinken etc.) habe ich in den letzten mehr als 2 Wochen, in denen es hier fast jeden Tag um die 30°C sind und nun seit geraumer Zeit auch sehr schwül, mehrfach Anwandlungen von Hitzekollapsen gehabt.
Ich konnte mich gerade noch so nach Hause retten.
Ich fange an wie blöde zu schwitzen, mir wird flau, komisch und schwindelig und dann setzen Darmkrämpfe ein. Das ist Alarmstufe dunkelorange, denn danach folgt nur noch die Ohnmacht.

Ich habe das Thema mit meinem Hausarzt besprochen, der meine Insomnie durchaus als möglichen Grund für diese Hitzeintoleranz in Erwägung zieht und dass das eben das Nervensystem völlig verändert.
Er riet ggf. Traubenzucker mit mir zu führen und ansonsten konnte er mir auch nicht groß helfen; man könnte es noch mit Korodintropfen probieren.
Er will aber sicherheitshalber mein Blut noch mal ordentlich checken.
Ich denke, es kommt nichts bei rum, zumindest nix größer Krankhaftes.
Ich denke das kommt einfach durch meine lange Krankheits- und Leidensgeschichte und ehrlich gesagt bin ich gerade nicht sehr positiv gestimmt, dass das noch mal besser wird.

Einzige Rettung ist eine Klimaanlage, die ich mir vom Mund abgespart habe, und seit 10 Tagen besitze.
Meine Wohnung ist unterm Dach und nicht isoliert; ich leide Höllenqualen. Sind es draußen 32°C, habe ich die auch drinnen :zombie:
Das, zusammen mit meinem labilen Kreislauf, ist eine Kombi für den Rettungswagen. :(
Ich habe wirklich Angst vor heißen Sommertagen.

Jetzt, wo ich die Klimaanlage endlich habe, sage ich mit Überzeugung: Ich würde eher mein Bett weg geben als meine Klimaanlage! Sie sichert mir mein Überleben.

So, das war ein kurzer Abriss.
Ich hätte noch mehr zu erzählen, aber das soll es für´s Erste sein.

Ich wünsche euch allen alles Gute und wer auch so mit der Hitze Probleme hat, sollte wirklich über eine Klimaanlage nachdenken. Ernsthaft.
Es gibt da auch Ratenfinanzierung über 12 oder 24 Monate, sodass man vielleicht auch mit knappem Budget hinkommt.

Jamie

Re: Jamies "all in a tumble" Thread

Verfasst: 10.06.2018 19:38
von li-la
Liebe Jamie,

Da hast du ja die letzten Wochen / Monate ganz schön was mitgemacht. Ich hoffe du kannst dich recht bald von den Stress und den sorgen um deinen papa... wenigstens etwas erholen.

Das es dir nicht so gut geht ist total traurig. Du bist hihr immer für alle und jeden da... obwohl du selbst gerade einiges durch machst. Ich drücke dir die Daumen das es bald Berg auf geht und es dir schnell besser geht.

Alles alles liebe.
Lila

Re: Jamies "all in a tumble" Thread

Verfasst: 11.06.2018 08:48
von Traurige
Liebe Jamie,

es macht mich fassungslos, was Du alles ertragen musst. Und ich bewundere Deine Stärke, wie Du trotz des schweren Schicksals Deines Vaters und Deines eigenen schweren Schicksals doch immer wieder die Kraft zum Durchhalten findest.

Ich drücke Dich mal ganz feste wenn Du magst :hug: und schließe euch in meine Gebete ein.

Ganz liebe Grüße
von Maria

Re: Jamies "all in a tumble" Thread

Verfasst: 11.06.2018 16:59
von Rosenrot
Liebe Jamie, :)

gerade finde ich deinen Bericht.

Was das Leben dir aber auch alles aufbürdet ... Und du meisterst es so bravourös!

Ich freue mich über deine Lichtblicke wie den neuen Heimplatz für deinen Vater. Oder deine Klimaanlage. Ich hatte auch schon Dachwohnungen und weiß, wie unerträglich es dort im Sommer sein kann.

Es tut mir so leid, was du bei der Zahnbehandlung durchmachen musst. :hug: Hoffentlich gibt es einen baldigen und gelungenen Abschluss dieser Prozedur.

Ich wünsche dir so sehr, dass bessere Zeiten auf dich warten und du Entlastung und Entspannung findest.

Kraft, Gleichmut und Zuversicht für dich und deine Familie! :group:

Ganz liebe Grüße
Rosenrot

Re: Jamies "all in a tumble" Thread

Verfasst: 12.06.2018 10:30
von Sommersprosse
Dein letzter Beitrag hat mich sehr ergriffen, liebe Jamie

und wünsche dir die Kraft, die du gerade brauchst.
Pass bitte gut auf dich auf :hug:

Von Herzen alles Liebe wünscht dir Sommersprosse ( n) :schnecke:

Re: Jamies "all in a tumble" Thread

Verfasst: 13.06.2018 08:44
von Muryell
Liebe Jamie,

Dein Text hat mich sehr bestürzt. Ich wünsche Dir und Deiner Familie viel Kraft, um diese schwere Zeit durchzustehen.

Pass gut auf Dich auf.

Liebe Grüße

Muryell

Re: Jamies "all in a tumble" Thread

Verfasst: 13.06.2018 19:27
von Jamie
Hallo am Mitte-der-Woche-Tag :),

wen es interessiert - ich schreibe einen Zustandsbericht über meinen Uniklinikbesuch.
Am Montag war es wieder soweit, Zahn Nummer 6 war dran.

Ich war vorbereitet, soweit man das sagen kann, wenn man sich als Traumatisierte triggernden Situationen aussetzen muss und keine Wahl hat.
Schmerzen, Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein sind Seelenthemen in meinem Leben - da kann ich mich auf dem Zahnarztstuhl dann an mir selbst abarbeiten....

Es war wieder ziemlich schlimm für mich, wenngleich ich versprochen habe positiv zu bleiben - mir selbst und anderen, die mir wichtig sind, denn es ist auch mentales Training, sich von seinen Ängsten und Befürchtungen nicht in den Abgrund ziehen zu lassen.

Ich habe wieder eine ordentliche Menge Mepivacain gebraucht - es war dieses Mal leider äußerst kompliziert. Es ging um einen Backenzahn, der rundherum am Zahnfleischrand Karies hat, welcher sich wie ein Band um den Zahn zog. Sogenannter Zahnhalskaries.

Insgesamt hat der arme Student und sein Kollege 2 1/4 Stunden für diesen Zahn gebraucht. :o
Ich weiß nicht, wer mehr gelitten hat - ich habe ihm wirklich das Letzte abgerungen.
Der arme Kerl hat über mir gehangen und unentwegt geseufzt und geschnauft, bestimmt 40mal den Bohreraufsatz gewechselt, angesetzt, wieder aufgehört, irgendwas gemurmelt von "nee", nen neuen Aufsatz gesucht usw...
Bohren geht ja bei mir immer so - vorsichtig anbohren, checken ob Schmerz, weitermachen...
Das ist so verabredet mit mir.
Das heißt aber auch, dass sich das Ganze sehr zieht, was wiederum heißt, dass in der Zwischenzeit meine Leberenzyme schon fleißig Gelegenheit haben das Zeug wieder abzubauen, sodass potentiell häufiger das Lokalanästhetikum nachgespritzt werden muss.

Das war ein echter Höllentrip. Ich hatte mir vorsorglich schon ein Handtuch mitgenommen und untergelegt, weil ich das letzte Mal bereits klatschnass durchgeschwitzt war, bei einem weitaus weniger komplexen Zahn, und dieses Mal war es auch noch sehr warm und schwül.

Die Studenten haben wirklich alles gegeben, aber es war hart.
Zwischendrin gab es immer mal wieder Situationen, da spürte ich leichten Schmerz, aber zwei drei mal tat es richtig weh und da wurde dann pausiert und uns alle verließ der Mut.
Der arme Student hatte dann natürlich Angst, mir wieder wehzutun und ich hatte Angst, wehgetan zu bekommen....
Das war emotional richtig stressig für uns alle.

Dann dauerte das alles natürlich auch sehr lange, zum einen weil der Defekt groß und zTl tief war und zum anderen, weil wie gesagt der arme Kerl öfters nicht so den perfekten Aufsatz oder der perfekten Winkel zum Bohren fand und alle Schritte wurden dann auch mit dem anderen angehenden Zahnarzt-Studenten besprochen und kontrollweise vom zweiten Studenten begutachtet, der dann auch noch seine Einschätzung gab, wie und was noch getan werden muss und wie es klappen könnte...

Ich war am Ende richtig entnervt, aber nicht wegen den beiden, sondern weil es sich so zog und meine psychische Konstitution sich einfach von Minute zu Minute verschlechterte.
Jedes Mal dachte ich, jetzt greift er zum letzten Mal nach dem Bohrer...
Blut und Wasser schwitzen ist der richtige Ausdruck für meine Zahnarzterlebnisse in der Uniklinik.

Gott sei Dank hatte der kontrollierende Studentenzahnarzt, der alles überprüft, am "Werk" nichts auszusetzen und so konnte man irgendwann endlich zur Füllung schreiten.

Ich habe die ganze Prozedur mit Bewusstheit und Achtsamkeit begleitet, sofern möglich.
Ich habe mir positive Mantras aufgesagt, mir immer mal eine Minute Zeit für Atemübungen erbeten und innerlich gesagt: >Ich atme Liebe ein und Angst und Hilflosigkeit aus< - so in der Art.
Ich habe mich auch an einem Globuliröhrchen festgeklammert, welches energetisierte Globuli speziell auf meine Situation zugeschniten enthielt. Die Studenten wollten unbedingt wissen, was es ist, aber ich habe mich nicht getraut es zu sagen - ich habe ihnen gesagt, wenn ich Ihnen das erzähle, fallen Sie vom Glauben ab.
Aber keine Sorge, es ist nichts Chemisches - nur Zucker mit Energie
;)

Tja, so habe ich die Prozedur also irgendwie überstanden. Beim Verlassen der Klinik habe ich aber schon gemerkt, dass ich jetzt an einen langsam gefährlichen Punkt komme.
Ich hatte nichts im Magen (ich hätte mich sonst aus Angst vielleicht übergeben müssen), war dehydriert, mir war schwindelig und die Beine wie Pudding.
Im Parkhaus habe ich mich dann verlaufen und fand das Auto nicht mehr. Da irrte ich dann mit hochrotem Kopf umher... man man man.

Im Auto ging es dann besser, als ich wieder sitzen konnte und mir die kühle Klimaanlage ins Gesicht pusten lies. Aber als ich dann endlich daheim angekommen war und ausstieg, begann wieder die Schwäche und das Flaue un der Schwindel. Ich wäre beinahe auf der Straße umgekippt.
Ich habe mich mit letzter Kraft in die Wohnung gerettet, die Klimaanlage angemacht, mich aus den triefenden Klamotten geschält und für Stunden regungslos auf die Couch gelegt.

Im Laufe des Mittags kamen dann Sehstörungen dazu und ich hatte das komplette Programm an Nebenwirkungen und Intoxifikationserscheinungen: niedriger Blutdruck, Herzrasen, Schwäche, Ohrensausen, Schwindel, unscharfes Sehen.
Ich kenn das ja schon :(

Als dann die Betäubung abebbte, bekam ich rasende Nervenschmerzen und Zahnschmerzen. Alles pochte und ich hatte metallische Nervenschmerzen in beiden Kiefern. Ich bekam Kopfweh, der Schmerz zog auch in den Oberkiefer und Hals. Meine linke Gesichtshälfte war am Toben.
Ich habe mir sofort 2 Ibuprofen 400mg einverleibt - es war nicht auszuhalten.

Noch heute kann ich kaum essen. Es scheinen massivst die Nerven gereizt worden zu sein. Ich kann nur auf der rechten Seite kauen und selbst da löst die Kaubewegung starke Nervenschmerzen links aus, einfach nur weil ich beim Kauen natürlich beide Kieferseiten bewegen muss.

Wie immer hat sich pünktlich am nächsten Tag eine heftige, überwältigende Übelkeit eingestellt, unter der ich noch Tage leiden werde. :(
Ich behandele es mit Ondansetron, das ist das Einzige was hilft - und ein echter Hammer.
Wenn ich nichts esse, wird mir flau, wenn ich esse, tut es mir weh und danach kommt eine Übelkeitswelle. Ist momentan nicht gut auszuhalten.
Der Kreislauf ist auch noch sehr lädiert.
Ich schlafe schlecht, bin weinerlich und schwach.

Hinzu kommt, dass durch diese über 2 Stunden dauernde Prozedur meine Mundschleimhaut verletzt worden ist. Der assistierende Student hat über zwei Stunden lang die Backe mit einem Spiegel weggehalten und da hat sich nun ein Druckgeschwür gebildet :cry: .
Das tut höllisch weh, die ganze Mundschleimhaut ist an der Stelle offen und geschwollen.
Wenn da Nahrung dran kommt könnte ich nur jaulen :oops:
Herrje... Ich mach aber auch jeden Sche*ß mit.....

Mein Amitriptylin muss ich in dieser Zeit runtersetzen oder auslassen, je nachdem, wie viel Ondansetron ich nehme, da dies die QTc Zeit verlängert und ich zusammen mit dem Motilium, das auch die QTc Zeit verlängert, dann parallel drei QTc Zeit verlängernde Substanzen einnehme, was wirklich problematisch ist - da wird es selbst mir ein wenig Angst und Bange, denn es gibt dann ja einen Synergismus.
Das Weglassen des ADs ist natürlich nicht gut, selbst wenn es nur 2 Tropfen sind - ich kann dieses Vorgehen auch keinem empfehlen, ich weiß mir aber selbst nicht anders zu helfen, da ich auf das Ondansetron definitiv angewiesen bin und es brauche.

So, jetzt hab ich mir das alles mal von der Seele geschrieben.
Ich weiß, ich tue das immer sehr detailliert, aber es hilft mir dabei das Ganze besser verarbeiten und aufarbeiten zu können.

Ich wünsche mir, dass die Übelkeit rasch schneller wird und die wunde Backe abheilt und mein Magen nicht mehr so streikt. Und ich wünsche mir, dass ich an der ganzen Sache wachse und reife - die Studenten tun es sicherlich... :) :fly:

Viele liebe Grüße in die Runde :pillowtalk:
Jamie

Re: Jamies "all in a tumble" Thread

Verfasst: 13.06.2018 20:33
von Ululu
Hallo Jamie,

:hug: :hug: :hug: :hug:

Ich wünsche dir gute Besserung, immerhin ist jetzt eine große Baustelle abgearbeitet.

LG Ute

Re: Jamies "all in a tumble" Thread

Verfasst: 13.06.2018 21:15
von Jofab
Liebe Jamie -

welch eine Tortur du da überstanden hast !

Von Herzen gute Besserung :hug:

Liebe Grüsse
Ilse

Re: Jamies "all in a tumble" Thread

Verfasst: 13.06.2018 22:22
von padma
liebe Jamie, :hug:

ich bewundere dich wirklich, wie du das durchstehst. Es hört sich grauenhaft an.


ganz liebe Grüsse und gute Besserung, :hug:
padma

Re: Jamies "all in a tumble" Thread

Verfasst: 14.06.2018 10:41
von stubi
Liebe Jamie, :hug:

was für eine starke Persönlichkeit du bist, ich frage mich nur, wo nimmst du nur die ganze Kraft und Stärke her?

Ich möchte dir von Herzen alles Gute wünschen und das alles bald wieder abheilen wird.

Liebe Grüße
Renate

Re: Jamies "all in a tumble" Thread

Verfasst: 14.06.2018 15:16
von Kaenguru
Liebe Jamie,

Unfassbar, was du erleiden und erdulden musst, aber auch mit welcher mentalen Stärke du die Situation meisterst.
Du bist mir da ein Vorbild.
Ich wünsche dir gute Besserung🍀 und auch für deinen Vater die bestmögliche Behandlung🍀.

Herzliche Grüße
Sarah

Re: Jamies "all in a tumble" Thread

Verfasst: 16.06.2018 17:46
von Muryell
Liebe Jamie,

ich wünsche Dir vom Herzen gute Besserung und viel Kraft.

Muryell

Re: Jamies "all in a tumble" Thread

Verfasst: 17.06.2018 11:25
von inandout
Liebe Jamie,

auch von mir alles Gute in dieser schweren Zeit. Zahngeschichten sind mit das fieseste.

Herzlich, inandout

Re: Jamies "all in a tumble" Thread

Verfasst: 18.06.2018 15:44
von Muryell
Liebe Jamie,

ich habe gerade Deinen Text bei Stubi gelesen. Es tut mir sehr leid, dass es Dich wieder erwischt hat, und ich wollte ein paar mitfühlende Worte dalassen.

Ich hoffe, Du wirst diese schwierige Zeit bald hinter Dir lassen.

Ich wünsche Dir gute Besserung und drücke Dich ganz liebevoll. :hug:

Muryell

Re: Jamies "all in a tumble" Thread

Verfasst: 19.06.2018 17:08
von gioia
Liebe Jamie

auch von mir liebe Grüße und Wünsche dass es dir ganz bald wieder besser geht!!!

:hug:
Gioia

Re: Jamies "all in a tumble" Thread

Verfasst: 21.06.2018 13:59
von Traurige
Liebe Jamie,

ich wünsche Dir von Herzen eine gute Besserung und viel Kraft. Es ist der Hammer, was Du alles aushalten musst!

Liebe Grüße
von Maria

Re: Jamies "all in a tumble" Thread

Verfasst: 24.06.2018 21:13
von Nillo
Hallo Jamie.

Ich kann grad nicht so viel schreiben aber:
Hatte nach einer Zahnbehandlung auch wochenlang massivst Nervenschmerzen. Nichts half und niemand konnte mir helfen.
Die Lösung war bei mir Wobenzym in der Maximaldosis. Nach etwa 1 Woche besserte es sich deutlich.
Vielleicht hilft es dir auch.

Lg