Hallo ihr lieben Seelen,
nachdem ich ausschließlich über meine Gesundheit bzw. deren Abwesenheit gejammert habe, möchte ich heute Abend ein paar Sätze zu einem spirituellen Thema da lassen.
Ich habe heute Mittag eine Konversation zwischen Ana und padma hier im Forum gelesen, die mich sehr berührt hat.
Ich hoffe es ist mir gestattet sie hier reinzustellen
padma hat geschrieben:liebe Ana,
ich finde es klasse und auch berührend
, wie du für dich Methoden entwickelst mit deinem Leid auf eine hilfreiche Weise umzugehen, anstelle dich nur nieder drücken zu lassen.
Ana hat geschrieben:Schon als ich ein kleines mädchen war immer nur am weinen .. als würde ich die tränen alter generationen ausweinen .. vom spirituellen blickwinckel gesehen ..
Auch das kann ein wirklich hilfreicher Gedanke sein. Du verbindest dich mit allen leidenden Wesen, es ist dann nicht dein Leid, sondern es ist ein Teil des Leides aller Wesen. Ich übe solche Reflektionen/Meditationen in meiner buddhistischen Übung und finde das sehr hilfreich.
Wenn man sich dem eigenen Leid wirklich öffnet, öffnet man sich auch dem Leid der anderen und entwickelt Verbindung und Mitgefühl mit allen.
liebe Grüsse,
padma
Seit meiner eigenen Entzugshistorie und die vielen Schicksalsschläge, die ich schon wegstecken musste, ist Mitgefühl ein essentielles Thema in meinem Leben.
Ich bin durch mein eigenes Leiden viel durchlässiger geworden für das Leiden anderer - und damit schließe ich neben den Menschen die Tiere und unsere Mutter Erde explizit mit ein.
Ich vermute, dass Menschen, die nie wirklich tiefe Krisen erlitten haben, vielleicht durchaus Mitgefühl haben können, aber dessen tiefere Dimension nicht kennen.
Wenn jemand etwas Schlimmes schildert, dann geht das mittlerweile mit tieferen Schichten in mir in Resonanz.
Früher war ich auch bereits durchaus in der Lage, dieses zu erkennen und ich war immer schon ein empathischer Mensch, aber im Laufe der Zeit hat es sich intensiviert und mir damit neue Qualitäten des gefühlsmäßigen Erlebens ermöglicht.
Ohne mein eigenes Leiden wäre ich nicht an diesem Punkt, das muss ich ganz klar hervorheben.
Leiden und die Theodizee-Frage waren das Thema meiner Magisterarbeit, wenn sie auch nicht eingereicht wurde, obwohl fertiggestellt, weil mir mein unsäglicher Kaltentzug alles zunichte machte.
In dieser Zeit war ich selbst so übervoll mit Elend, Qual und Pein - alles mich betreffend - dass ich gar nicht größer auf irgendwas Anderes eingehen konnte, was von Außen an mich herangetragen wurde oder herangetragen worden wäre.
Das ist ein Zustand, den einige von euch hier sehr gut kennen und wer der einmal drin war, der weiß, dass es sich anfühlt, als würde man darin ertrinken und als sei das Leben zunichte.
Oft erkennt man das hier auch an Beiträgen, in denen Beteiligte nicht den Hauch einer gedanklichen Möglichkeit haben, ihren Sumpf auch mal nur für drei Sekunden zu verlassen um eine andere Perspektive einzunehmen, was ich hier allerdings völlig neutral schreibe.
Die immerwährende Qual ist die allesbestimmende Realität und man kann sagen - wer sowas übersteht und überlebt und sich da rauswühlt, dem sollte unser aller größter Respekt gebühren.
Der Kampfaspekt, den auch ich durchlitten habe und über Jahre aufrecht erhalten habe, weil ich mich nicht an die neue Situation anpassen - und mich in sie fügen konnte und wollte, trat irgendwann im Rahmen meiner persönlichen Entwicklung zurück und machte Platz für Neues.
Mehr Weisheit, Gelassenheit, Glauben. Allem voran aber mehr Mitgefühl und emotionales Mitschwingen, was eines der größten Schätze ist, die mir meine Biographie inzwischen ermöglicht hat.
Maßgeblichen Anteil daran hat auch meine Arbeit hier im Forum, bei der ich tagtäglich erlebe, was traurige und niederschmetternde Berichte in mir auslösen.
Aus einer Position heraus, selbst ziemlich genau zu wissen, was andere gerade erleiden, kann ich mit Stärke, Souveränität und Empathie wirken.
Das gibt nicht nur denen Kraft, die wie Verdurstende an jedem guten Wort von uns Beratenden, egal ob Teilnehmer oder Team, hängen - es zeigt mir auch gleichzeitig meine Verantwortung auf, denn ich weiß, dass diese Seelen zart behandelt werden müssen.
Das gelingt - da muss ich selbstkritisch sein - nicht immer; manchmal, weil ich keinen guten Tag habe, manchmal, weil diese Sprache nicht immer verstanden wird und ich deutlicher werden muss und manchmal auch, weil mir selbst die passenden Worte fehlen.
Wenn ich aber, wie jetzt heute Abend, mit Kopfhörern und einem wunderschönen Lied auf Dauer-Repeat, in meine innere Mitte kehre und den Frieden suche, der mich am Leben erhält, dann spüre ich, dass sich alle Grenzen und Barrieren auflösen und alles miteinander in Resonanz tritt.
Dann spüre ich keine Trennung zwischen euch und mir, Deutschland und Afrika, der Erde und dem Universum.
Im Zustand des Mitte, des Friedens und des liebenden Mitgefühls löst sich alles Trennende auf und wir verschmelzen zu einer großen Einheit.
Alles ist eins.
Ich trage euren Schmerz genauso mit wie ihr den meinigen. Und das in der Vergangenheit genauso wie in der Gegenwart und der Zukunft.
Passt auf euch auf und lasst euer Herz die Sprache des Mitgefühls sprechen, wenn es dazu in der Lage ist.
"Was du zum Fenster herausgibst, das tragen dir die Engel zur Tür wieder herein" (unbekannt)
Namaste, Jamie
und hier der Quell meiner Inspiration: Praise for the Light / You´re the Voice:
http://listenonrepeat.com/watch/?v=ZkXh ... _the_voice