Amisulprid 200 mg, 11 Jahre und kein Ende in Sicht
Verfasst: 23.06.2019 19:57
Hallo ihr Lieben,
ich wollte mich an einem Erfahrungsbericht versuchen mit meinem Medikament Amisulprid 200 mg, was ich seit 11 Jahren einnehme.
Ich bin in einer Situation, in der ich nicht mehr weiss, ist es machbar es noch reduzieren, geschweige denn es abzusetzen.
Es wird einige Punkte geben, die vielleicht nicht jeder lesen sollte, deswegen schreibe ich von Anfang an, dass es einige triggern könnte, was ich hier tippe.
Ich bekam das Medikament 2008 in einer Klinik, in der ich mit Borderline Persönlichkeitsstörung diagnostiziert wurde. Immer wollte ich einfach nur normal sein, normaler empfinden, normaler denken. Ich fühlte mich immer schon so anders, so wertlos und klein. Man versprach mir eine ganze Menge und machte es unter anderem an der regelmäßigen Einnahme fest.
In dieser Zeit war ich nicht ich selbst, so wie ich vorher nie erleben konnte, wie ich eigentlich bin, da ich durch mein Aufwachsen in meiner Familie nie die Möglichkeit dazu bekam. Ich war sehr schüchtern, immer schon sehr ängstlich und hatte das Gefühl, ich besitze keinerlei festen Kern (keine Persönlichkeit).
Das Medikament hat mir dabei nicht geholfen, das weiss ich mit Gewissheit und doch hat es so eine riesige Macht über mich bekommen, die ich ihm eigentlich niemals geben wollte....
Ich setze es einmal sehr unwissend ab vor vielen Jahren, ich erlebte die Hölle auf Erden. Ich nahm 15 kg ab, mir war ständig übel, ich konnte nicht mehr schlafen, ich konnte nicht mehr essen. Die Welt war ein fremder dunkler Ort geworden, alles war künstlich, alles war unreal, aber ich wusste noch, es ist die Welt, in der ich lebe.
Psychisch passiert bei mir immer etwas sehr seltsames wenn ich reduziere. Ich nenne es mal traumatische Schmerzen. Ich werde regressiv, kann nicht mehr alleine sein und ziehe mich in mich selbst zurück, kann die Verbindung zu anderen nicht mehr halten.
Dazu kommen unglaubliche Schmerzen im Bauchbereich, so, als hätte ich dort eine große Wunde, die ständig eitert.
Nach 3 Monaten gab ich auf und nahm (unwissenderweise) die volle Dosis wieder ein. Ich werfe mir das nun sehr vor. Es dauerte dann noch 2 Monate, bis sich diese qualvollen Zustände wieder normalisierten.
In den weiteren Jahren bekam ich andere Medikamente, die ich alle losgeworden bin. Auch das war ein Kampf und hat mich gezeichnet, aber nichts ist vergleichbar mit Amisulprid.
Letztes Jahr wollte ich es mit eurer Hilfen, den tollen Informationen hier und einem groben Plan schaffen und fing an zu reduzieren. ich ging auf 180 mg und die ersten beiden Wochen kamen starke körperlich Erscheinungen, mir war übel, ich hatte Kopfdruck und habe sehr viel geschlafen.
Dazu sagen muss ich, dass ich Tabletten mit der flüssigen Form von Amisulprid kombinierte.
Danach dachte ich erst, ich wäre über den Berg, es schien sich zu normalisieren. Nach Woche 3 fing es an mit Zwangsgedanken. Ich hatte Angst, mir nimmt die weitere Tablettenreduktion jemand ab, oder stellte mir vor, was ist, wenn ich mal krank bin und ins Krankenhaus muss. Es wurde immer schlimmer.
Dann begann es erst richtig schlimm zu werden, ich verlor wieder die Verbindung zu meinen Freunden. Sie waren wie immer und ich war irgendwo im Nichts, in einer Sphäre, wo ich den Zugang zu ihrer Welt nicht mehr fand. Ich konnte immer weniger alleine sein und fing an zu weinen, wenn meine Mitbewohner weggingen.
Dazu kamen wieder starke seelische Schmerzen im Bauch und dieses künstliche Gefühl fing wieder an.
Ich tat viele ungesunde Dinge, habe mich selbst verletzt, in der Hoffnung, dass der seelische Schmerz aufhört. (Ich bin eigentlich nicht der Typ dafür mir körperlich Schaden zuzufügen).
Ihr habt mir geraten aufzudosieren und ich tat es, aber es stellte sich nach 7 Wochen keine Verbesserung mehr ein und ich war stark mit suizidalen Gedanken im Kontakt.
Dann gab ich auf, ich nahm alles wieder ein und musste mich noch 3 Wochen mehrmals täglich übergeben, bis es endlich etwas besser wurde.
Der Schrecken sitzt mir jetzt, über ein halbes Jahr später immer noch in den Knochen.
Diese Erinnerung wird mich nie mehr los lassen, es war der größte Schrecken, den ich bisher erlebt habe. Ich glaube auch nicht mehr daran, dass mir da eine Therapie hilft, ich habe vieles für mich klären können in meinem Leben und denke inwzischen, dass ich einfach viel zu jung war, als ich das Medikament bekam und es eben irgendwie mit mir erwachsen geworden ist und irgendwie mit mir verschmolzen ist.
Inzwischen sieht es bei mir so aus, dass es mir wieder besser geht, ich aber trotz oder wegen alle dem sehr existenzielle Gedanken hege, auf die Zukunft projiziert. Ich leide massiv unter den NW des Medikaments, vor allem unter dem Punkt, dass ich mich nie wirklich als Frau fühlen und erleben kann, weil das Amisulprid das Prolaktin erhört und somit alles durcheinander bringt. Für mich bedeutet das, dass ich manchmal jahrelang meine Tage nicht habe, oft keine Lust auf Sex habe, oder nicht so viel Spass dabei, dass mir die Haare ausgehen und das ich Milchfluss habe.
Hinzu kommt natürlich der Punkt, dass das Medikament mich unfruchtbar macht, oder ich im unwahrscheinlichen Falle einer Schwangerschaft das Kind nicht bekommen kann.
Achtung Trigger!!
[spoil]Ich lebe gerne, das will ich hier betonen, mein Leben ist sehr facettenreich und bunt, aber mit manchen Dingen kann ich mich nicht mein Leben lang arrangieren.
Desweiteren habe ich Angst vor den Spätfolgen des Nl und will auch keinen Tag erleben, wo ich aufgrund meiner Gesundheit das Medikament nicht mehr einnehmen darf.
Ich wüsste, dass ich dann meinen Verstand verliere, der ansonsten recht gut funktioniert und mich und auch andere oft weiterbringt.
Für mich wäre das das Schlimmste auf der Welt, wenn das eintreffen würde, ein Horrorszenario.
Ich möchte irgendwie gewappnet sein, bzw. möchte vorher diesen Planeten in einem guten Moment verlassen können, denn das Leben hat mir auch sehr viel geschenkt und ich will nicht gehen, wenn es mir schlecht geht und ich das Leben nicht mehr als schön erachte.
[/spoil]
Trotz dieser Gedanken, die Folge des zweimaligen Reduzierens vom Amisulprid sind, will ich mich nochmal daran versuchen, denn alles was man nicht ausprobiert hat, das führt dazu, dass man bereuen könnte.
Ich habe mir nun eine Feinwaage zugelegt und habe vor, in 1-2 mg Schritten zu reduzieren. Ich wünsche mir das so sehr, dass sich wenigstens ein klein wenig etwas bewegen lässt.
Bitte drückt mir die Daumen!!
Ich sende liebe Grüße, LOLLA
ich wollte mich an einem Erfahrungsbericht versuchen mit meinem Medikament Amisulprid 200 mg, was ich seit 11 Jahren einnehme.
Ich bin in einer Situation, in der ich nicht mehr weiss, ist es machbar es noch reduzieren, geschweige denn es abzusetzen.
Es wird einige Punkte geben, die vielleicht nicht jeder lesen sollte, deswegen schreibe ich von Anfang an, dass es einige triggern könnte, was ich hier tippe.
Ich bekam das Medikament 2008 in einer Klinik, in der ich mit Borderline Persönlichkeitsstörung diagnostiziert wurde. Immer wollte ich einfach nur normal sein, normaler empfinden, normaler denken. Ich fühlte mich immer schon so anders, so wertlos und klein. Man versprach mir eine ganze Menge und machte es unter anderem an der regelmäßigen Einnahme fest.
In dieser Zeit war ich nicht ich selbst, so wie ich vorher nie erleben konnte, wie ich eigentlich bin, da ich durch mein Aufwachsen in meiner Familie nie die Möglichkeit dazu bekam. Ich war sehr schüchtern, immer schon sehr ängstlich und hatte das Gefühl, ich besitze keinerlei festen Kern (keine Persönlichkeit).
Das Medikament hat mir dabei nicht geholfen, das weiss ich mit Gewissheit und doch hat es so eine riesige Macht über mich bekommen, die ich ihm eigentlich niemals geben wollte....
Ich setze es einmal sehr unwissend ab vor vielen Jahren, ich erlebte die Hölle auf Erden. Ich nahm 15 kg ab, mir war ständig übel, ich konnte nicht mehr schlafen, ich konnte nicht mehr essen. Die Welt war ein fremder dunkler Ort geworden, alles war künstlich, alles war unreal, aber ich wusste noch, es ist die Welt, in der ich lebe.
Psychisch passiert bei mir immer etwas sehr seltsames wenn ich reduziere. Ich nenne es mal traumatische Schmerzen. Ich werde regressiv, kann nicht mehr alleine sein und ziehe mich in mich selbst zurück, kann die Verbindung zu anderen nicht mehr halten.
Dazu kommen unglaubliche Schmerzen im Bauchbereich, so, als hätte ich dort eine große Wunde, die ständig eitert.
Nach 3 Monaten gab ich auf und nahm (unwissenderweise) die volle Dosis wieder ein. Ich werfe mir das nun sehr vor. Es dauerte dann noch 2 Monate, bis sich diese qualvollen Zustände wieder normalisierten.
In den weiteren Jahren bekam ich andere Medikamente, die ich alle losgeworden bin. Auch das war ein Kampf und hat mich gezeichnet, aber nichts ist vergleichbar mit Amisulprid.
Letztes Jahr wollte ich es mit eurer Hilfen, den tollen Informationen hier und einem groben Plan schaffen und fing an zu reduzieren. ich ging auf 180 mg und die ersten beiden Wochen kamen starke körperlich Erscheinungen, mir war übel, ich hatte Kopfdruck und habe sehr viel geschlafen.
Dazu sagen muss ich, dass ich Tabletten mit der flüssigen Form von Amisulprid kombinierte.
Danach dachte ich erst, ich wäre über den Berg, es schien sich zu normalisieren. Nach Woche 3 fing es an mit Zwangsgedanken. Ich hatte Angst, mir nimmt die weitere Tablettenreduktion jemand ab, oder stellte mir vor, was ist, wenn ich mal krank bin und ins Krankenhaus muss. Es wurde immer schlimmer.
Dann begann es erst richtig schlimm zu werden, ich verlor wieder die Verbindung zu meinen Freunden. Sie waren wie immer und ich war irgendwo im Nichts, in einer Sphäre, wo ich den Zugang zu ihrer Welt nicht mehr fand. Ich konnte immer weniger alleine sein und fing an zu weinen, wenn meine Mitbewohner weggingen.
Dazu kamen wieder starke seelische Schmerzen im Bauch und dieses künstliche Gefühl fing wieder an.
Ich tat viele ungesunde Dinge, habe mich selbst verletzt, in der Hoffnung, dass der seelische Schmerz aufhört. (Ich bin eigentlich nicht der Typ dafür mir körperlich Schaden zuzufügen).
Ihr habt mir geraten aufzudosieren und ich tat es, aber es stellte sich nach 7 Wochen keine Verbesserung mehr ein und ich war stark mit suizidalen Gedanken im Kontakt.
Dann gab ich auf, ich nahm alles wieder ein und musste mich noch 3 Wochen mehrmals täglich übergeben, bis es endlich etwas besser wurde.
Der Schrecken sitzt mir jetzt, über ein halbes Jahr später immer noch in den Knochen.
Diese Erinnerung wird mich nie mehr los lassen, es war der größte Schrecken, den ich bisher erlebt habe. Ich glaube auch nicht mehr daran, dass mir da eine Therapie hilft, ich habe vieles für mich klären können in meinem Leben und denke inwzischen, dass ich einfach viel zu jung war, als ich das Medikament bekam und es eben irgendwie mit mir erwachsen geworden ist und irgendwie mit mir verschmolzen ist.
Inzwischen sieht es bei mir so aus, dass es mir wieder besser geht, ich aber trotz oder wegen alle dem sehr existenzielle Gedanken hege, auf die Zukunft projiziert. Ich leide massiv unter den NW des Medikaments, vor allem unter dem Punkt, dass ich mich nie wirklich als Frau fühlen und erleben kann, weil das Amisulprid das Prolaktin erhört und somit alles durcheinander bringt. Für mich bedeutet das, dass ich manchmal jahrelang meine Tage nicht habe, oft keine Lust auf Sex habe, oder nicht so viel Spass dabei, dass mir die Haare ausgehen und das ich Milchfluss habe.
Hinzu kommt natürlich der Punkt, dass das Medikament mich unfruchtbar macht, oder ich im unwahrscheinlichen Falle einer Schwangerschaft das Kind nicht bekommen kann.
Achtung Trigger!!
[spoil]Ich lebe gerne, das will ich hier betonen, mein Leben ist sehr facettenreich und bunt, aber mit manchen Dingen kann ich mich nicht mein Leben lang arrangieren.
Desweiteren habe ich Angst vor den Spätfolgen des Nl und will auch keinen Tag erleben, wo ich aufgrund meiner Gesundheit das Medikament nicht mehr einnehmen darf.
Ich wüsste, dass ich dann meinen Verstand verliere, der ansonsten recht gut funktioniert und mich und auch andere oft weiterbringt.
Für mich wäre das das Schlimmste auf der Welt, wenn das eintreffen würde, ein Horrorszenario.
Ich möchte irgendwie gewappnet sein, bzw. möchte vorher diesen Planeten in einem guten Moment verlassen können, denn das Leben hat mir auch sehr viel geschenkt und ich will nicht gehen, wenn es mir schlecht geht und ich das Leben nicht mehr als schön erachte.
[/spoil]
Trotz dieser Gedanken, die Folge des zweimaligen Reduzierens vom Amisulprid sind, will ich mich nochmal daran versuchen, denn alles was man nicht ausprobiert hat, das führt dazu, dass man bereuen könnte.
Ich habe mir nun eine Feinwaage zugelegt und habe vor, in 1-2 mg Schritten zu reduzieren. Ich wünsche mir das so sehr, dass sich wenigstens ein klein wenig etwas bewegen lässt.
Bitte drückt mir die Daumen!!
Ich sende liebe Grüße, LOLLA