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 ! Nachricht von: Oliver

Dieses Forum ist im Ruhezustand.

Es hat sich eine neue Gemeinschaft aus Betroffenen und Angehörigen gegründet, die sich weiterhin beim risikominimierenden Absetzen von Psychopharmaka unterstützt und Informationen zusammenträgt. Die Informationen, wie ihr dort teilnehmen könnt findet ihr hier:

psyab.net: wichtige Informationen für neue Teilnehmer


Die öffentlichen Beiträge auf adfd.org bleiben erhalten.

Bereits registrierte Teilnehmer können hier noch bis Ende 2022 weiter in den privaten Foren schreiben und PNs austauschen, aber es ist kein aktiver Austausch mehr vorgesehen und es gibt keine Moderation mehr.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die über die geholfen haben, dieses Forum über 18 Jahre lang mit zu pflegen und zu gestalten.


Artikel: Absetzen von Antidepressiva führt zu Entzugssymptomen

Eine Sammlung von Artikeln, die über wissenschaftliche, politische und wirtschaftliche Hintergründe der Behandlung von seelischen Leiden mit Psychopharmaka berichten.
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LinLina
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Artikel: Absetzen von Antidepressiva führt zu Entzugssymptomen

Beitrag von LinLina »

Hallo :-)
das Gesundheitsportal für Berlin benennt Abhängigkeit und Entzugssymptome :party2:

Hier der Artikel http://www.gesundheitsstadt-berlin.de/a ... men-10627/

Es werden die Neuseeland-Studie zu Absetzsymptomen und Nebenwirkungen und das neue Forschungsprojekt des National Institute for Health Research (NIHR) vorgestellt.

Zitate:
Immer mehr Patienten nehmen Antidepressiva über einen sehr langen Zeitraum ein. Wie schwierig das Absetzen ist, zeigen zwei aktuelle Studien. Einige Entzugssymptome gleichen psychiatrischen Diagnosen.
Entzug ist ein langer Leidensweg
Es muss Alternativen zu Antidepressiva geben
Zum Beispiel wird dieser Studienteilnehmer anonym zitiert: „Ich wurde von meinen Ärzten nie über die Langzeiteffekte informiert, geschweige denn über Abhängigkeit, und habe heftigste Entzugserscheinungen auf Suizidal-Niveau durchlebt. Nur weil ich hartnäckig blieb, habe ich den langen Leidensweg überstanden und mich schließlich selbst entwöhnt.“ Ein anderer berichtet nach 15 Jahren Einnahme von selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI): „Ich fürchte mein Gehirnchemie ist für immer so verändert, dass ich ohne SSRI nicht mehr normal sein kann. Wann immer ich versucht habe aufzuhören, haben mich Entzugssymptome davon abgehalten.“
Es bewegt sich was.

lg :group:
Lina
Murmeline
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Re: Artikel: Absetzen von Antidepressiva führt zu Entzugssymptomen

Beitrag von Murmeline »

Ich ergänze noch um diesen Auszug:
Einige Befragte hätten sich deutlich mehr Informationen über Risiken und das Absetzen gewünscht.
Fazit der Studienautoren: Informationen über das Absetzen von Antidepressiva und eine bessere Unterstützung beim Bewältigen der Entzugssymptome sind dringend geboten.
Erfahrung mit Psychopharmaka (Citalopram, langjährig Venlafaxin und kurzzeitig Quetiapin), seit 2012 abgesetzt
Hinweis: Das Team sorgt für die Rahmenbedingungen im Forum und organisiert den Austausch. Ansonsten sind wir selbst Betroffene und geben vor allem Erfahrungswerte weiter, die sich aus unserer eigenen Geschichte und aus Erfahrungen anderer ergeben haben.

Dein Behandler nimmt Absetzproblematik nicht ernst? Das geht anderen auch so, siehe hier
Einer Deiner Ärzte erkennt Probleme mit Psychopharmaka an? Dann berichte doch hier
MorulaMyomatosus
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Re: Artikel: Absetzen von Antidepressiva führt zu Entzugssymptomen

Beitrag von MorulaMyomatosus »

Hallo ihr fleißigen Bienchen,

der Artikel ist ja wirklich vielversprechend! Wir können nur hoffen, dass diese Informationen auch bis zu den Ärzten kommen. Dass sowas nicht in den "großen" Fachzeitschriften veröffentlicht wird ist mir allerdings ein Rätsel. Wahrscheinlich geht das auch gar nicht, weil die großen Blätter ja teure Sponsoren haben.

LG

Morula
Irgendwann 2007
Diagnose „Panikstörung“.
Erste Einnahme von Citalopram 20 mg.
Wegen Schlafstörungen Zopiclon 7,5 mg über ein halbes Jahr.
Zopiclon selbstständig innerhalb von 8 Wochen ausgeschlichen. Keine Entzugssymptome wahrgenommen.
Tiefenpsychologische Therapie über 2,5 Jahre.

Anfang/Mitte 2010
Citalopram nur noch unregelmäßig genommen, dann eigenständig kalt abgesetzt, da ich dachte ich wäre über den Berg.

Ende 2010
Nach einigen Monaten auf 0 mg setzt, von jetzt auf gleich, der verzögerte Entzug ein. Hauptsymptom: Extreme Suizidgedanken. Ich wusste allerdings nichts von einem Entzug!
Neue Diagnose: „Autoaggressive Zwangsgedanken“ und "mittelschwere bis schwere Depression".
Zweite Einnahme von Citalopram 30 mg und begleitend Lorazepam 1,5 mg
Lorazepam nach ca. 3 Wochen abgesetzt. Keine Entzugssymptome wahrgenommen.
Citalopram wirkt nach 3 Wochen wieder, die Suizidgedanken und alle anderen Symptome sind weg.
Verhaltenstherapie über 3 Jahre.

Ende 2013
Citalopram wieder unregelmäßig genommen, dann wieder eigenständig und kalt abgesetzt, da ich einigermaßen symptomfrei war.

Mai 2014
Nach ca. 5 Monaten auf 0 mg setzt wieder, von jetzt auf gleich, der verzögerte Entzug ein. Hauptsymptome: Schreckliche Suizidgedanken, Gedanken an Fremdgefährdung, völlige Appetitlosigkeit mit starkem Gewichtsverlust.
Auch hier wieder keinen Zusammenhang erkannt, deshalb Wiedereindosierung von Citalopram 40 mg, dazu Lorazepam 1,5 mg.
Lorazepam nach ca. 8 Wochen, ohne erkennbare Probleme, abgesetzt.
Auch nach wochenlanger Einnahme zeigt das Citalopram diesmal keinerlei Wirkung. Es wurde immer schlimmer.
Ich beschäftigte mich langsam mit der Problematik der Psychopharmaka.

Juli 2014
Stationärer Aufenthalt und kurze Umstellung auf Escitalopram. Auch dann kein Wirkeintritt und keine Besserung.
Viel zu schnelles und deshalb unbewusst kaltes Absetzen des Escitalopram innerhalb von 2 Wochen, unter ärtztlicher Begleitung in der Klinik.
Letzte C*pralex am 14.07.2014, seitdem im protrahierten Entzug!
Erst nach der letzen Tablette habe ich langsam verstanden was da eigentlich passiert ist und einen klaren Zusammenhang zu der SSRI-Einnahme erkannt.

Ende August/Anfang September 2014
Es stellen sich die typischen Wellen & Fenster ein.

Update Oktober 2015
Ich bin immer noch im protrahierten Entzug. Es ist extrem wechselhaft und betrifft besonders die Emotionen.

Update April 2016
Seit der letzten Tablette sind nun 21 Monate vergangen. Leider halten die Symptome immer noch an. Seit ca. Jahresbeginn wechseln sich die Wellen und Fenster fast täglich, häufig auch stündlich bis minütlich, ab. Das ist alles extrem anstrengend. Tja... Weiter geht's :schnecke:

Update Mai 2017
34 Monate nach Null. Immer noch im protrahierten Entzug.

Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende!
Mockingjay
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Absetzen von Antidepressiva führt zu Entzugssymptomen

Beitrag von Mockingjay »

https://www.gesundheitsstadt-berlin.de/ ... men-10627/

15. August 2016

Immer mehr Patienten nehmen Antidepressiva über einen sehr langen Zeitraum ein. Wie schwierig das Absetzen ist, zeigen zwei aktuelle Studien. Einige Entzugssymptome gleichen psychiatrischen Diagnosen.

Entzugssymptome reichen bis zu Suizid-Gedanken: Absetzen von Antidepressiva ist besonders nach Langzeiteinnahme schwierig

Einer von zehn Erwachsenen bekommt mittlerweile ein Antdipressivum verschrieben. Ein Drittel bis die Hälfte käme jedoch ohne die Medikamente besser klar und würde so wieder mehr Selbstvertrauen fassen und Nebenwirkungen vermeiden, meint Professor Tony Kendrick von der University of Southampton, England. Doch das Absetzen der Medikamente sei zugegebenermaßen schwierig. „Wir wissen um die Problematik. Entzugssymptome wie Angst und depressive Verstimmungen sind zwar in der Regel vorübergehend, fühlen sich aber genauso an wie jene Symptome, die ausschlaggebend für die Einnahme der Antidepressiva waren“, zitiert ihn die Universität in einer Medienmitteilung. Daher sei es verständlich, dass sich Patienten mit dem Aufhören schwer tun. „Sie fühlen sich wieder zurückgeworfen“, so Kendrick.

Es muss Alternativen zu Antidepressiva geben

Mit einem vom National Institute for Health Research (NIHR) mit 2,4 Millionen Euro geförderten Forschungsprojekt will Kendrick das nun ändern. Zusammen mit Wissenschaftlern der Universitäten London, Liverpoool, York und Hull sucht er nach Wegen für Patienten, von der Langzeiteinnahme loszukommen. In den kommenden sechs Jahren wollen die Forscher alternative Behandlungsmethoden identifizieren und wenn alles gut geht einen Leitfaden für Ärzte und Patienten erstellen. Dazu werden auch Erfahrungen von Betroffen über ein webbasiertes Interventions-Portal einbezogen. Patienten, die ihre Entwöhnung von den Psychopillen bereits erfolgreich gemeistert haben, können dort unter Supervision von Ärzten eine Art Hilfestellung für andere leisten.

Neuseeland-Studie zeigt krasse Nebenwirkungen

Dass Antidepressiva zu Entzugssymptomen und Abhängigkeit führen, hat unterdessen eine neue Studie aus Neuseeland bestätigt. Das Team um Claire Cartwright und Kerry Gibson von der Auckland University hatte 180 Patienten anonymisiert nach ihren Erfahrungen mit der Langzeiteinnahme von Antidepressiv befragt. Danach berichteten fast 90 Prozent von einer Linderung der Symptome. 30 Prozent erlebten jedoch trotzdem leichte bis schwere Depressionen. Bemerkenswert ist, dass in vielen Fällen Antidepressiva nicht nur unzureichend wirkten. Eine Mehrheit berichtete über nachteilige Effekte. Dazu gehörten Entzugssymptome (73,5 %), sexuelle Probleme (72 %) und Gewichtszunahme (63,5 %). Das Gefühl, emotional wie betäubt zu sein, hatten 64,5 Prozent und 43 Prozent fühlten sich abhängig.

„Während die Mehrheit mit der Wirkung der Antidepressiva zufrieden scheint, ist eine nicht zu unterschätzende Zahl besorgt über diese negativen Begleiterscheinungen“, schreiben die Studienautoren im Dove-Press Journal „Patient Preference and Adhernce“. Einige Befragte hätten sich deutlich mehr Informationen über Risiken und das Absetzen gewünscht.

Entzug ist ein langer Leidensweg

Zum Beispiel wird dieser Studienteilnehmer anonym zitiert: „Ich wurde von meinen Ärzten nie über die Langzeiteffekte informiert, geschweige denn über Abhängigkeit, und habe heftigste Entzugserscheinungen auf Suizidal-Niveau durchlebt. Nur weil ich hartnäckig blieb, habe ich den langen Leidensweg überstanden und mich schließlich selbst entwöhnt.“ Ein anderer berichtet nach 15 Jahren Einnahme von selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI): „Ich fürchte mein Gehirnchemie ist für immer so verändert, dass ich ohne SSRI nicht mehr normal sein kann. Wann immer ich versucht habe aufzuhören, haben mich Entzugssymptome davon abgehalten.“

Fazit der Studienautoren: Informationen über das Absetzen von Antidepressiva und eine bessere Unterstützung beim Bewältigen der Entzugssymptome sind dringend geboten.
Meine Geschichte: viewtopic.php?f=18&t=11927

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Absetztagebuch:
Fluoxetin ab 2002 10mg (Angststörung), 2004 kaltes Absetzen ohne Probleme. 2000-2007 Drogenkonsum. Ab 2006 Wiederbeginn mit 20mg. Diagnose Borderline. Ab 2008 etliche gescheiterte Absetzversuche.
2016-2018:
Juni 2016 direkt von 20 auf 15mg -> schwere Probleme nach 2-3 Monaten, wieder aufdosiert.
Neuer Versuch ab Januar 2017 mit 1mg Schritten bis auf 10mg ab September 2017. 6 Monate Absetzpause.
Ab 18.04.2018 wieder rauf auf 15mg wegen akuter Suizidgefahr aufgrund neuer Jobsitutation. Anfang Juni während stationärem Aufenhalt auf 20mg und Abbruch des Absetzversuches bis auf weiteres. Seit Mai 2018 nicht mehr berufstätig. Beginn Abklärng Frührente (IV).
2019:
05.02. Reduktion auf 15mg.
Jahrgang 1974.
Murmeline
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Re: Artikel: Absetzen von Antidepressiva führt zu Entzugssymptomen

Beitrag von Murmeline »

Hinweise auf gleichen Artikel zusammengefügt.
Erfahrung mit Psychopharmaka (Citalopram, langjährig Venlafaxin und kurzzeitig Quetiapin), seit 2012 abgesetzt
Hinweis: Das Team sorgt für die Rahmenbedingungen im Forum und organisiert den Austausch. Ansonsten sind wir selbst Betroffene und geben vor allem Erfahrungswerte weiter, die sich aus unserer eigenen Geschichte und aus Erfahrungen anderer ergeben haben.

Dein Behandler nimmt Absetzproblematik nicht ernst? Das geht anderen auch so, siehe hier
Einer Deiner Ärzte erkennt Probleme mit Psychopharmaka an? Dann berichte doch hier
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