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Übersetzung: Studie stellt eine Verschlimmerung des langfristigen Verlaufs von Depressionen durch AD's fest

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Rosenrot
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Übersetzung: Studie stellt eine Verschlimmerung des langfristigen Verlaufs von Depressionen durch AD's fest

Beitrag von Rosenrot »

Quelle: https://www.madinamerica.com/2017/10/ri ... -outcomes/



Gründliche Studie stellt eine Verschlimmerung des langfristigen Verlaufs von Depressionen durch Antidepressiva-Einnahme fest

Von Peter Simons
31. Oktober 2017


Eine neue von Jeffrey Vittengl von der Truman University durchgeführte Studie fand heraus, dass eine neunjährige Einnahme von Antidepressiva zur Verschlimmerung der depressiven Symptomatik führt.

Die in "Psychotherapy and Psychosomatics" veröffentlichte Studie untersuchte die Ergebnisse über einen Zeitraum von 9 Jahren und berücksichtigte sowohl die Schwere der ursprünglichen Depression als auch andere Faktoren.

Vittengl unterteilte die Daten der Behandlungen in verschiedene Kategorien und verglich sie mit jenen, die keine Behandlung beinhalteten:

• Inadäquate Behandlung ohne Medikation (weniger als 8 therapeutische Sitzungen)
• Inadäquate Behandlung mit Medikation (weniger als 4 Termine mit dem verordnenden Arzt))
• Adäquate Behandlung ohne Medikation (wenigstens 8 therapeutische Sitzungen)
• Adäquate Behandlung mit Medikation (wenigstens 4 Termine mit dem verordnenden Arzt)

38,1 % der Teilnehmer mit Depression erhielten keine Behandlung, 25,2 % erhielten eine inadäquate Behandlung mit Medikation, während 13,5 % einer adäquaten Behandlung mit Medikation unterzogen wurden. 19,2 % erhielten eine inadäquate Behandlung ohne Medikation. Nur 4,1 % wurde eine adäquate Behandlung ohne Medikation zuteil.

Die Ergebnisse waren alarmierend. Die Teilnehmer, welche Medikamente eingenommen hatten, litten zum Zeitpunkt der Überprüfung nach 9 Jahren an signifikant schwereren Symptomen der Depression als jene Teilnehmer ohne Medikation. Tatsächlich ging es sogar Teilnehmern, die überhaupt nicht behandelt wurden, besser als den Teilnehmern mit Medikation. Die „Angemessenheit“ einer Behandlung schien keinen großen Unterschied zu machen.

Diese Ergebnisse ergänzen die Sammlung von Forschungsarbeiten, die aufzeigen, dass Antidepressiva die langfristigen Auswirkungen einer Depression verschlimmern. Der Psychiater Giovanni Fava schrieb in einem 1994 veröffentlichten Artikel, dass „Psychopharmaka tatsächlich, zumindest in einigen Fällen, den Verlauf der Krankheit, die sie behandeln sollen, verschlimmern.“ In einem 2003 veröffentlichten Artikel schrieb er: „Eine statistische Tendenz weist darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs mit der Dauer der Medikation ansteigt.“

Frühere Studien haben darüber hinaus festgestellt, dass Antidepressiva bei der Behandlung leichter bis mittelschwerer Depressionen keine größere Wirksamkeit als Placebos aufweisen. Weitere Studien warfen die Frage auf, ob solche Medikationen selbst bei schweren Depressionen wirksam sind. Bedenken wurden ebenfalls zu den gesundheitlichen Risiken einer Antidepressiva-Einnahme geäußert – wie in einer kürzlich durchgeführten Studie, die herausfand, dass eine Antidepressiva-Einnahme die Sterbewahrscheinlichkeit um 33 % erhöht (siehe MIA report).

Tatsächlich haben Studien gezeigt, dass 85 % der an Depression leidenden Patienten sich spontan erholen. In einem kürzlich aufgezeigten Beispiel stellten Wissenschaftler fest, dass nur 35 % der Patienten mit Depression innerhalb der folgenden 15 Jahre eine erneute depressive Episode durchlebten. Das bedeutet, dass 65 % der Patienten mit einer depressiven Störung wahrscheinlich nie wieder daran erkranken werden.

Kritiker früherer Forschungsergebnisse argumentierten, dass es unangemessen sei, Patienten mit Medikation mit solchen ohne Medikation zu vergleichen. Sie begründeten ihren Standpunkt damit, dass die Schwere der ursprünglichen Depression die Ergebnisse verfälsche – Patienten mit schwereren Symptomen würden eher mit Antidepressiva behandelt werden. Gemäß einigen Wissenschaftlern würde daher der Verlauf einer mit Medikamenten behandelten Depression schlechter sein, weil von Anfang an schwerere Symptome zu behandeln seien. Dies gelte auch, wenn Antidepressiva genau so gut wie Psychotherapie oder wie keine Behandlung wirkten.

Aus diesem Grund schloss Vittengl in der aktuellen Studie eine Analyse der Schwere der ursprünglichen und der nach 9 Jahren bestehenden Depression mit ein – sowie weitere Variablen, die Erklärungen für die Ergebnisse bereitstellen könnten. Dies bietet ein direktes Gegenargument dafür, dass die ursprüngliche Schwere der Depression die Ergebnisse verfälschen könne.

Zu diesem Zweck verwendete er Daten aus dem Überblick „Midlife Development in the United States Survey”, welcher die Schwere von Depressionen und die Art der Behandlung über die Dauer von 9 Jahren dokumentiert. Die Daten wurden in 3 Zeiträumen aufgenommen (1995-1996, 2004-2006, und 2013-2014). Im dritten Zeitraum verblieben 3.294 Teilnehmer in der Studie.

Der Überblick sammelte Daten zu Depression, generalisierter Angststörung, Panikstörung und weiteren medizinischen Angaben, familiärer gesundheitlicher Vorgeschichte und Kindheitstraumata. Weitere Daten umfassten Persönlichkeitsmerkmale, Unterstützung durch das soziale Umfeld, Alltagsfähigkeit und Alkoholgewohnheiten. Diese Informationen standen Vittengl für seine Studie zur Verfügung.

Er stellte fest, dass, obwohl all diese Faktoren depressive Symptome beeinflussten, sie jedoch in allen Behandlungskategorien diese Wirkung hatten. D.h., dass die Schwere der ursprünglichen Depression eine mangelnde Verbesserung vorherbestimmt. Aber dies geschieht unabhängig davon, ob ein Patient Medikamente einnimmt oder nicht. Daher erklärt es nicht, wie der Verlauf einer Depression mit Medikation schlimmer sein kann.

Die vielleicht bemerkenswerteste Einschränkung in Vittengls Studie besteht in seiner Unterscheidung zwischen adäquater und inadäquater Behandlung, basierend ausschließlich auf der Anzahl von Sitzungen (weil diese im „Midlife of development“ Überblick festgehalten wurden). Dies mag nicht der beste Indikator sein, inwieweit Teilnehmer ausreichende Versorgung erhalten. Jedoch beeinflusst es nicht seine allgemeinen Ergebnisse beim Vergleich der Gruppen von Behandlungen mit und ohne Medikation mit der Gruppe ohne Behandlung.

Obwohl Vittengl schreibt, dass Antidepressiva einen sofortigen, kurzfristigen Nutzen haben können, legt er dar, dass die langfristige Einnahme schädlich zu sein scheint. Seine Ergebnisse lassen vermuten, dass Patienten langfristig mehr davon profitieren, überhaupt auf eine Behandlung zu verzichten anstatt Antidepressiva einzunehmen. Andererseits scheint Psychotherapie keine schädlichen Auswirkungen zu haben. Jedoch war sogar, keine Behandlung zu durchlaufen, im Verlauf von 9 Jahren erfolgreicher als eine Medikation, wenn es um die Reduzierung der Symptome ging.

Vittengl, J. R. (2017). Poorer long-term outcomes among persons with major depressive disorder treated with medication. (Verschlimmerter langfristiger Verlauf einer schweren Depression von mit Medikation behandelten Patienten) Psychotherapy and Psychosomatics, 86, 302-304. doi: 10.1159/000479162 (https://www.karger.com/Article/Abstract/479162)
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