Artikel: Hitzesensitivität und Psychopharmaka
Verfasst: 03.08.2018 15:22
Originaltext:
Psychiatric medications can interfere with the body's ability to regulate temperature, and most patients don't know, experts say.
NBC News, by Avichai Scher / Jun.28.2018
[h2]Unerwarteter Risikofaktor bei extremer Hitze betrifft ein Sechstel der amerikanischen Bevölkerung[/h2]
Psychopharmaka können die Temperatur-Regulationsfähigkeit des Körpers beeinträchtigen. Den meisten Patienten ist das nicht bewusst, sagen Experten.
Am Donnerstag erreichte das Thermometer in Wichita (Kansas) 38 Grad Celsius. Sonderpädagogin Sherry White weiß, dass sie besser drinnen bleibt, denn diese Art von Hitze - die im Moment den größten Teil des Landes zum Schwitzen bringt - kann besonders gefährlich für Menschen sein, die wie sie Psychopharmaka einnehmen.
White leidet unter Fibromyalgie die ihr Arzt mit Cymbalta (Duloxetin) behandelt - einem Antidepressivum das gegen die Symptome hilft. Aber durch das Medikament schwellen bei großer Hitze ihre Knöchel an, sie schwitzt übermäßig, sie fühlt sich matt und leidet unter Atemnot.
Aus diesem Grund verbringt sie ihre Sommertage zurückgezogen in ihrem Zuhause.
"Ich habe es geliebt im Sommer im Garten zu arbeiten und mit meiner Tochter in den Zoo zu gehen" erzählt White. "Jetzt habe ich das Gefühl als ob ich sie im Stich lasse".
Ein Sechstel der amerikanischen Bevölkerung nimmt wie Sherry White Psychopharmaka ein. Viele dieser Medikamente können die Aktivität des Hypothalamus beeinträchtigen, ein Teil des Gehirns, der für die Temperaturregulation und Durstgefühl zuständig ist.
Manche Menschen die Psychopharmaka einnehmen verlieren teilweise ihr Durstgefühl, auch wenn ihr Körper stärkerer Dehydration ausgesetzt ist. Es ist ein gefährliches Zusammenspiel.
Diese Woche trifft eine rekordverdächtige Hitzewelle einen Großteil der USA und setzt geschätzte 160 Millionen Amerikaner gefährlich hohen Temperaturen aus.
Es ist kein Geheimnis, dass so hohe Temperaturen sogar tödlich sein können. Laut dem Nationalen Wetterdienst starben im Zeitraum von 2006-2016 im Mittel 97 Menschen pro Jahr durch extreme Hitze.
Kinder unter vier Jahre und Erwachsene über 65 haben das größte Risiko einen Hitzeschlags zu erleiden, aber Menschen die mehrere Medikamente nehmen sind besonders gefährdet.
Studien haben gezeigt, dass Menschen die unter seelischen Erkrankungen leiden bei Hitzewellen einem größerem Risiko ausgesetzt sind. Eine Studie über die Hitzewelle in Wisconsin in 2012, die 27 Menschen das Leben gekostet hat, zeigte, dass mehr als die Hälfte der Verstorbenen eine seelische Erkrankung hatte und wiederum die Hälfte von ihnen Psychopharmaka einnahm.
Nicht alle Patienten, die Psychopharmaka nehmen, haben eine erhöhte Hitzeanfälligkeit, aber viele die unter hohen Temperaturen leiden wissen vielleicht gar nicht warum.
Dr. Susana Galle, eine Psychiaterin, die den Einfluss von Hitze auf Menschen mit psychischer Erkrankung untersucht hat, sagt dass es nicht genug Bewusstsein dafür gibt welche Auswirkungen Psychopharmaka haben können. Sie sagt, dass Psychiater die Medikamente verschreiben ihre Patienten vor den Risiken großer Hitze warnen und sie dazu anhalten mehr Wasser zu trinken und sich der Hitze nicht auszusetzen.
"Ich habe Menschen erlebt die gesagt haben, sie fühlen sich fiebrig. Sie haben nicht erkannt, dass die Mediamente der Grund dafür waren" berichtet Galle gegenüber NBC News.
Jahrelang verstand White nicht warum sie im Sommer mehr als andere Menschen litt.
Sie erinnert sich an das erste Mal als sie begriff, dass die Hitze sie fertig machte. Ein Elternteil kam vorbei um ein Kind abzuholen und frage sie warum sie so extrem schwitze und ob alles in Ordnung sei. White ist übergewichtig und sagt, dass sie zunächst ihr Gewicht für das extreme Schwitzen verantwortlich machte.
"Es war demütigend" sagt White. "Ich wusste nicht, dass die Antidepressiva der Grund dafür waren".
Auch kein Arzt hat ihr das jemals gesagt. Sie hat sich selbst über all ihre Medikamente informiert die sie nahm und gelesen, dass Dehydration und Hitzeempfindlichkeit mögliche Nebenwirkungen sind.
Andere Medikamente, die Anfälligkeit gegenüber Hitze verursachen können und in die Temperaturregulationsfähigkeit eingreifen sind unter anderem Antihistaminika, Beta-Blocker und Amphetamine. Patienten die Medikamente nehmen sollten sich die Nebenwirkungen durchlesen und voraus planen. Sie sollten außerdem darauf achten, dass die Medikamente angemessen gelagert werden.
Die Zentren für Disease Control and Prevention bieten einen Leitfaden an, wie man sich auf extreme Hitze vorbereitet, sich davor schützt und auch detailliertere Informationen über hitzebedingte Erkrankungen.
Galle betont, dass es nicht nur für das körperliche Wohlergehen wichtig ist, über die hitzebezogenen Nebenwirkungen Bescheid zu wissen, sondern auch seelisch.
Sie sagt "Nicht zu wissen, was mit ihnen los ist, verschlimmert ihre Probleme".
Psychiatric medications can interfere with the body's ability to regulate temperature, and most patients don't know, experts say.
NBC News, by Avichai Scher / Jun.28.2018
[h2]Unerwarteter Risikofaktor bei extremer Hitze betrifft ein Sechstel der amerikanischen Bevölkerung[/h2]
Psychopharmaka können die Temperatur-Regulationsfähigkeit des Körpers beeinträchtigen. Den meisten Patienten ist das nicht bewusst, sagen Experten.
Am Donnerstag erreichte das Thermometer in Wichita (Kansas) 38 Grad Celsius. Sonderpädagogin Sherry White weiß, dass sie besser drinnen bleibt, denn diese Art von Hitze - die im Moment den größten Teil des Landes zum Schwitzen bringt - kann besonders gefährlich für Menschen sein, die wie sie Psychopharmaka einnehmen.
White leidet unter Fibromyalgie die ihr Arzt mit Cymbalta (Duloxetin) behandelt - einem Antidepressivum das gegen die Symptome hilft. Aber durch das Medikament schwellen bei großer Hitze ihre Knöchel an, sie schwitzt übermäßig, sie fühlt sich matt und leidet unter Atemnot.
Aus diesem Grund verbringt sie ihre Sommertage zurückgezogen in ihrem Zuhause.
"Ich habe es geliebt im Sommer im Garten zu arbeiten und mit meiner Tochter in den Zoo zu gehen" erzählt White. "Jetzt habe ich das Gefühl als ob ich sie im Stich lasse".
Ein Sechstel der amerikanischen Bevölkerung nimmt wie Sherry White Psychopharmaka ein. Viele dieser Medikamente können die Aktivität des Hypothalamus beeinträchtigen, ein Teil des Gehirns, der für die Temperaturregulation und Durstgefühl zuständig ist.
Manche Menschen die Psychopharmaka einnehmen verlieren teilweise ihr Durstgefühl, auch wenn ihr Körper stärkerer Dehydration ausgesetzt ist. Es ist ein gefährliches Zusammenspiel.
Diese Woche trifft eine rekordverdächtige Hitzewelle einen Großteil der USA und setzt geschätzte 160 Millionen Amerikaner gefährlich hohen Temperaturen aus.
Es ist kein Geheimnis, dass so hohe Temperaturen sogar tödlich sein können. Laut dem Nationalen Wetterdienst starben im Zeitraum von 2006-2016 im Mittel 97 Menschen pro Jahr durch extreme Hitze.
Kinder unter vier Jahre und Erwachsene über 65 haben das größte Risiko einen Hitzeschlags zu erleiden, aber Menschen die mehrere Medikamente nehmen sind besonders gefährdet.
Studien haben gezeigt, dass Menschen die unter seelischen Erkrankungen leiden bei Hitzewellen einem größerem Risiko ausgesetzt sind. Eine Studie über die Hitzewelle in Wisconsin in 2012, die 27 Menschen das Leben gekostet hat, zeigte, dass mehr als die Hälfte der Verstorbenen eine seelische Erkrankung hatte und wiederum die Hälfte von ihnen Psychopharmaka einnahm.
Nicht alle Patienten, die Psychopharmaka nehmen, haben eine erhöhte Hitzeanfälligkeit, aber viele die unter hohen Temperaturen leiden wissen vielleicht gar nicht warum.
Dr. Susana Galle, eine Psychiaterin, die den Einfluss von Hitze auf Menschen mit psychischer Erkrankung untersucht hat, sagt dass es nicht genug Bewusstsein dafür gibt welche Auswirkungen Psychopharmaka haben können. Sie sagt, dass Psychiater die Medikamente verschreiben ihre Patienten vor den Risiken großer Hitze warnen und sie dazu anhalten mehr Wasser zu trinken und sich der Hitze nicht auszusetzen.
"Ich habe Menschen erlebt die gesagt haben, sie fühlen sich fiebrig. Sie haben nicht erkannt, dass die Mediamente der Grund dafür waren" berichtet Galle gegenüber NBC News.
Jahrelang verstand White nicht warum sie im Sommer mehr als andere Menschen litt.
Sie erinnert sich an das erste Mal als sie begriff, dass die Hitze sie fertig machte. Ein Elternteil kam vorbei um ein Kind abzuholen und frage sie warum sie so extrem schwitze und ob alles in Ordnung sei. White ist übergewichtig und sagt, dass sie zunächst ihr Gewicht für das extreme Schwitzen verantwortlich machte.
"Es war demütigend" sagt White. "Ich wusste nicht, dass die Antidepressiva der Grund dafür waren".
Auch kein Arzt hat ihr das jemals gesagt. Sie hat sich selbst über all ihre Medikamente informiert die sie nahm und gelesen, dass Dehydration und Hitzeempfindlichkeit mögliche Nebenwirkungen sind.
Andere Medikamente, die Anfälligkeit gegenüber Hitze verursachen können und in die Temperaturregulationsfähigkeit eingreifen sind unter anderem Antihistaminika, Beta-Blocker und Amphetamine. Patienten die Medikamente nehmen sollten sich die Nebenwirkungen durchlesen und voraus planen. Sie sollten außerdem darauf achten, dass die Medikamente angemessen gelagert werden.
Die Zentren für Disease Control and Prevention bieten einen Leitfaden an, wie man sich auf extreme Hitze vorbereitet, sich davor schützt und auch detailliertere Informationen über hitzebedingte Erkrankungen.
Galle betont, dass es nicht nur für das körperliche Wohlergehen wichtig ist, über die hitzebezogenen Nebenwirkungen Bescheid zu wissen, sondern auch seelisch.
Sie sagt "Nicht zu wissen, was mit ihnen los ist, verschlimmert ihre Probleme".