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Übers.: Millionen unterliegen dem Risiko eines AD-Entzugs

Eine Sammlung von Artikeln, die über wissenschaftliche, politische und wirtschaftliche Hintergründe der Behandlung von seelischen Leiden mit Psychopharmaka berichten.
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Rosenrot
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Übers.: Millionen unterliegen dem Risiko eines AD-Entzugs

Beitrag von Rosenrot »

Hallo,

Murmeline :) hat die Berichterstattung zu einer von britischen Unterhausabgeordneten in Auftrag gegebenen Untersuchung entdeckt.

Quelle: https://amp.theguardian.com/society/201 ... new-report

Neuer Bericht bezeichnet Antidepressiva-Entzugssymptome als schwerwiegend

Bestehende Leitlinien, welche Symptome als geringfügig einstufen, führen zu Fehldiagnosen und „gesundheitsschädlichen, langen Verschreibungen“

Sarah Boseley, Gesundheitsredakteurin
2. Okt. 2018, 16.23 BST

Gemäß einer von Unterhausabgeordneten beauftragten Untersuchung erleben die Hälfte aller Antidepressiva-Patienten bei einem Absetzversuch Entzugssymptome, Millionen Engländer sogar schwerwiegende.

Die Autoren der Untersuchung stellen fest, dass die Leitlinien des National Institute of Health and Care Excellence (Nice), welche die Entzugssymptome als „gewöhnlich wenig ausgeprägt und auf ungefähr eine Woche begrenzt“ beschreiben, dringend überarbeitet werden müssen.

Dr. James Davies, University of Roehampton, und Prof. John Read, University of East London, stellen fest, dass die vielen Entzugssymptome zum Teil die lange Einnahmedauer der Pillen verursachen können. Die Patienten können die Entzugssymptome nicht ertragen und führen daher die Einnahme fort. Oder die Ärzte vermuten einen Rückfall und stellen das nächste Rezept aus.

Die Untersuchung wurde von der parteienübergreifenden parlamentarischen Arbeitsgruppe zur Abhängigkeit von verschreibungspflichtigen Medikamenten beauftragt und war das Ergebnis einer langen Debatte zu den Nice-Leitlinien, die von Kritikern als veraltet bezeichnet werden.

Moderne Antidepressiva aus der Klasse der SSRI wie Prozac (Fluoxetin) und Seroxat (Paroxetin) werden zum Teil wegen ihrer Sicherheit vermarktet. Studien hatten gezeigt, dass Überdosierungen bei alleiniger Einnahme – anders als bei Benzodiazepinen - selten tödlich verliefen. Außerdem wurde das Absetzen der Medikamente als einfacher beschrieben.

Diese neue Studie enthüllt, was viele Patienten seit Jahren wussten.“ (Dr. James Davies)

Es gab viele Einzelberichte zu Entzugssymptomen, die Benommenheit, Schwindel, Übelkeit, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten umfassen. Jedoch beschrieben die Nice-Leitlinien im Jahr 2004 die Entzugssymptome als geringfügig und von kurzer Dauer. Die Leitlinien wurden in dieser Form ohne weitere Belege im Jahr 2009 übernommen. Sie ähneln den US-Leitlinien, welche besagen, dass betreffende Symptome gewöhnlich 1 bis 2 Wochen andauern.

Die Untersuchung wurde in der Zeitschrift „Addictive Behaviors“ veröffentlicht und bezog sich auf 14 Studien zu Antidepressiva, die relevante Daten zu Entzugssymptomen beinhalteten. Die vielfältigen Studien zeigten, dass 27 bis 86 % der Patienten, durchschnittlich 56 %, an Entzugssymptomen litten.

Gemäß den Autoren gehören Antidepressiva zu den im Vereinigten Königreich und den USA meist verschriebenen Medikamenten. Laut Untersuchung „sind im Vereinigten Königreich die Verschreibungen seit dem Jahr 2000 um 170 % gestiegen - mit über 7 Millionen Erwachsenen (16 % der erwachsenen englischen Bevölkerung) alleine im vergangenen Jahr.“

Ungefähr die Hälfte der Nutzer nahm die Pillen länger als 2 Jahre. In England betrifft das 3,5 Millionen Menschen - 8 % der Bevölkerung). In den USA belegen offizielle Daten 13 % der Bevölkerung (37 Millionen Erwachsene) für den Zeitraum 2011 bis 2014. Die Hälfte nahm die Pillen 5 Jahre und länger.

„Diese neue Studie enthüllt, was viele Patienten seit Jahren wussten – dass Antidepressiva-Entzug häufig schwere, entkräftende Symptome auslöst, die Wochen, Monate oder länger andauern können,“ sagt Dr. James Davies.

„Die bestehenden Nice-Leitlinien schaffen es nicht anzuerkennen, wie weit verbreitet die Entzugsproblematik ist und geben fälschlicherweise vor, dass ein Entzug innerhalb einer Woche vorüber sei. Dadurch fehldiagnostizieren viele Ärzte Entzugssymptome als Rückfall, was häufig zu unnötigen und gesundheitsschädlichen, langfristigen Verschreibungen führt.“

"Zusätzlich zum Aktualisieren der Untersuchungen werden wir neue Anregungen zur Wahlfreiheit des Patienten mit einschließen." Nice

Die Untersuchung inkludiert Kommentare aus einigen Studien, in denen Nutzer zu ihren Erfahrungen beim Absetzversuch befragt wurden.

Ein Nutzer spricht von „furchtbaren Schwindelanfällen und Übelkeit, sobald ich meine Dosis reduziere“.
Ein weiterer sagt: “Sobald ich vergesse, meine Pille zu nehmen, äußert sich der Entzug in schwerem Zittern, Suizidgedanken, dem Gefühl von zu viel Koffein in meinem Gehirn, elektrischen Schlägen, Halluzinationen, verrückten Stimmungsschwankungen … hänge jetzt irgendwie darauf fest, weil ich zu viel angst habe, davon los zu kommen.“

Sir Oliver Letwin, Unterhausabgeordneter, Vorsitzender der parlamentarischen Gruppe, sagte: „Diese systematische Untersuchung bietet wichtige neue Daten zum Antidepressiva-Entzug, die von Public Health England als Teil der aktuellen Untersuchung zur Abhängigkeit von verschreibungspflichtigen Medikamenten berücksichtigt werden. Die Daten legen nahe, dass die bestehenden medizinischen Leitlinien auf diesem Gebiet dringend aktualisiert werden müssen, um der Tatsache gerecht zu werden, dass Antidepressiva-Entzug wesentlich verbreiteter, schwerwiegender und lang andauernder ist als ursprünglich angegeben. Darüber hinaus hoffen wir, dass weitere medizinische Institutionen diese neuen Forschungsergebnisse zur Kenntnis nehmen und ihre eigenen Richtlinien entsprechend anpassen werden.“

Nice sagte zu, die Leitlinien erneut zu überprüfen. „Im Juli 2018 kam das Komitee zusammen und stellte fest, dass die Datenlage unter Berücksichtigung der Untersuchungen seit 2016 aktualisiert werden muss. Nice stimmt dem zu,“ sagte Paul Chrisp, Direktor des Centre for Guidelines bei Nice. „Es ist wichtig, dass die abschließenden Empfehlungen auf den aktuellsten Daten basieren. Zusätzlich zum Aktualisieren der Untersuchungen werden wir neue Anregungen zur Wahlfreiheit des Patienten und gemeinsamen Entscheidungsfindung mit einschließen.“

„Wir hoffen, dass die abschließenden Leitlinien es ermöglichen, Menschen mit Depressionen die besten Behandlungen anzubieten und gemeinsame Entscheidungen unter Berücksichtigung ihrer Präferenzen und Werte zu treffen.“

Dieser Artikel wurde am 3. Oktober 2018 überarbeitet, um zu zeigen, wie sich die Überdosierung von Antidepressiva von der Überdosierung von Benzodiazepinen unterscheidet.
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Quelle: http://prescribeddrug.org/millions-at-r ... concludes/

Neue Untersuchung – Millionen unterliegen dem Risiko eines Antidepressiva-Entzugs


Von admin 2.Oktober 2018 in News

Die Zeitschrift „Addictive Behavior“ veröffentlicht heute eine neue systematische Untersuchung, die aufzeigt, dass der Entzug von Antidepressiva wesentlich weiter verbreitet, schwerwiegender und lang andauernder ist, als in den aktuellen Leitlinien angegeben. Millionen von Antidepressiva-Nutzern sind im Vereinigten Königreich potenziell betroffen. „Eine systematische Untersuchung zu Auftreten, Schwere und Dauer der Auswirkungen eines Antidepressiva-Entzugs: Sind die Leitlinien evidenzbasiert?“ wurde von Dr. James Davies, University of Roehampton und Professor John Read, University of East London , im Auftrag der überparteilichen parlamentarischen Gruppe zur Abhängigkeit von verschreibungspflichtigen Medikamenten durchgeführt.

Die Untersuchung stellt fest, dass durchschnittlich 56 % der Patienten, die die Einnahme von Antidepressiva abbrechen oder reduzieren, Entzugssymptome erleben. 46 % beschreiben diese Symptome als schwerwiegend. Darüber hinaus gaben die meisten der untersuchten Studien bei einer beträchtlichen Anzahl von Patienten eine Entzugssymptomatik von über 2 Wochen an. Eine Entzugssymptomatik über einen Zeitraum von mehreren Wochen, Monaten oder länger sei nicht ungewöhnlich. Eine Studie gab einen Zeitraum von mindestens 6 Wochen bei 40 % der Patienten an, eine andere mindestens 3 Monate bei 25 %.

Aufgrund dieser Datenlage gehen die Autoren von ca. 4 Millionen Menschen in England aus, die beim Antidepressiva-Entzug Symptome erleben. Rund 1,8 Millionen könnten diese Symptome als schwerwiegend erfahren. Insgesamt widersprechen diese Ergebnisse den aktuellen klinischen Leitlinien (herausgegeben von Nice – dem National Institute for Health and Care Excellence), welche die durch Antidepressiva-Entzug hervorgerufenen Symptome als „gewöhnlich schwach ausgeprägt und auf ca. eine Woche begrenzt, können aber auch schwerwiegend sein“ bezeichnen.

Dr. James Davies: „Diese neue Studie enthüllt, was viele Patienten seit Jahren wussten – dass Antidepressiva-Entzug häufig schwere, entkräftende Symptome auslöst, die Wochen, Monate oder länger andauern können. Die bestehenden Nice-Leitlinien schaffen es nicht anzuerkennen, wie weit verbreitet die Entzugsproblematik ist und geben fälschlicherweise vor, dass ein Entzug innerhalb einer Woche vorüber sei. Dadurch fehldiagnostizieren viele Ärzte Entzugssymptome als Rückfall, was häufig zu unnötigen und gesundheitsschädlichen, langfristigen Verschreibungen führt.“

Sir Oliver Letwin, Unterhausabgeordneter, Vorsitzender der parlamentarischen Gruppe: „Diese systematische Untersuchung bietet wichtige neue Daten zum Antidepressiva-Entzug, die von Public Health England als Teil der aktuellen Untersuchung zur Abhängigkeit von verschreibungspflichtigen Medikamenten berücksichtigt werden. Die Daten legen nahe, dass die bestehenden medizinischen Leitlinien auf diesem Gebiet dringend aktualisiert werden müssen, um der Tatsache gerecht zu werden, dass Antidepressiva-Entzug wesentlich verbreiteter, schwerwiegender und lang andauernder ist als ursprünglich angegeben. Darüber hinaus hoffen wir, dass weitere medizinische Institutionen diese neuen Forschungsergebnisse zur Kenntnis nehmen und ihre eigenen Richtlinien entsprechend anpassen werden.“

Die Untersuchung kann unter http://prescribeddrug.org/wp-content/up ... s-Read.pdf eingesehen werden.

Liebe Grüße
Rosenrot
Vorgeschichte und Absetzverlauf:
1. Teil
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Murmeline
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Re: Übers.: Millionen unterliegen dem Risiko eines AD-Entzugs

Beitrag von Murmeline »

Danke an Rosenrot! 🌸

Die Studie wird in verschiedenen Medien und Portalen aufgegriffen, auch von Christopher Lane auf Psychology Today. https://www.psychologytoday.com/us/blog ... 3gYBBO9WLa

Er hat bereits 2011 zum Thema geschrieben und auch die Gründerin des amerikanischen Forums, Altostrata, interviewt: https://www.adfd.org/austausch/viewtopi ... 11#p116211
Bittchen
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Re: Übers.: Millionen unterliegen dem Risiko eines AD-Entzugs

Beitrag von Bittchen »

Liebste Rosenrot,
ich verneige mich vor deiner Leistung!!!
Vielen Dank und ganz liebe Grüße
Deine Brigitte
► Text zeigen
Vorgeschichte:
Als junge Frau hatte ich schon zwei Suizidversuche,18 u.24.Jahre,1968 verbunden mit schmerzhaften Trennungen.

1986 nach der Geburt von der dritten Tochter das erste Mal Diagnose durch Frauenarzt ,Depression.


Medikationsverlauf:


Seit Feb.1992 trockene Alkoholikerin.Halbes Jahr später depressive Phase. Hausarzt spritzt alle 4 Wochen Imap.


1994 erneut starke depressive Symptome,jüngste Tochter hatte bald Kommunion,ich wollte funktionieren.
Hausarzt verschreibt das 1.Mal Aurorix(Mao-Hemmer),hat schnell gewirkt.
Ich hatte eine kurze Hypomanie. In den langen Jahren immer Mal wieder,jetzt schon ein paar Jahre nicht mehr.
Eingenommen bis 2004,dann keine Wirkung mehr.

2004,das erste Mal Akut-Psychiatrie, umgestellt worden auf Trevilor(Venla),immer wenn Wirkung nach ließ, erhöht worden,bis 300 mg.


Dann Inkontinenz und weitere Nebenwirkungen,zu schnell ausgeschlichen.
Umgestellt auf Escitalopram,zwischendurch Citralopram,
Nach ein paar Jahren wieder abgesetzt,immer zu schnell,i

2009 erneut schwere Episode,Hausarzt verschreibt wieder Aurorix,wirkt nicht mehr.
Auch 2009,endlich Psychotherapie,
Psychiater verschreibt Sertralin 25 mg, sehr starke Nebenwirkungen,Zittern,Unruhe,Angst,Selbstmordgedanken,so dass ich erneut,während der Psychotherapie, in die Akut- Psychiatrie muss.
Entlassung mit 50 mg Sertralin. als Nebenwirkung ,starken Durchfall.


Dann ohne Ausschleichen ,Umstellung auf Citalopram 40 mg. dann umgestellt auf 20 mg Es-Citalopram,

Absetzversuche scheitern immer wieder,da erneutes Auftreten der Krankheit diagnostiziert wird.

Absetzverlauf:
Anfang 2017 : Vom neuen Hausarzt ließ ich mir dann Tropfen verschreiben und reduzierte jede Woche einen Tropfen.
Seit Mai 2017 ohne Ad.

3.12.2017 Versuch der Wiedereindosierung von 0,5 mg Escitalopram - starker Durchfall, wieder weggelassen


Seit Ewigkeiten 125 mg L-Thyroxin gegen Unterfunktion der SD.

aktuelle Symptome
Jetzt bin ich in eine, angeblich leichte, Überfunktion geraten.
Symptome sind starke Schlafstörungen,Gereiztheit,Wut ,innere Unruhe und Beben,Kribbeln in Füßen und Waden,schwitzen,sehr trockener Mund,immer Durst.
Plaque in Halsschlagader ,vorgestern beim Endokrinologen fest gestellt,auch Polyneuropathie ,wird in beiden Beinen vermutet.

Erst einmal will ich versuchen ohne erneutes PP auszukommen.
Kein PP hat mich stabilisiert ,eigentlich hatte ich immer nur Nebenwirkungen,wie Inkontinenz und Schleimhautbluten erneut auftraten,beschloss ich auszuschleichen.
Auch Sehstörungen,Magengeschwüre,mit Teerstuhl hatte ich in den letzten drei Jahren .
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