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Meine Erfahrungen mit Citalopram

Sammlung von Erfahrungsberichten mit Psychopharmaka.
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MorulaMyomatosus
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Meine Erfahrungen mit Citalopram

Beitrag von MorulaMyomatosus »

Meine Erfahrung mit Citalopram


Es fällt mir nicht sehr leicht mich an die Zeit vor dem Citalopram zu erinnern. Klar, ich weiß was dann und dann gewesen ist, aber ich weiß nicht mehr so richtig was ich eigentlich für ein Mensch war. Das liegt vielleicht daran, dass ich noch ziemlich jung war, als ich anfing SSRI zu konsumieren. Was ich aber weiß ist, dass ich unglaublich viel gelacht habe und dass ich gerne unterwegs und unter Menschen war. Ich habe gerne neue Dinge erlebt. Ich weiß aber auch, dass ich immer schon ein Mensch mit vielen Ängsten war. Ich möchte hier nicht weiter auf meine Biografie eingehen, nur soviel: All meine Probleme hatten sicher ihre absolute Berechtigung.

Meine erste Panikattacke hatte ich mit 19. Zu der Zeit waren meine Lebensumstände ziemlich frustrierend. Ich machte gerade mein Fachabitur und Voraussetzung war ein Jahrespraktikum. An diesem besagten Tag hatte ich meine Praktikumsstelle wegen Mobbing gekündigt und ich wusste, wenn ich nicht innerhalb weniger Tage einen neuen Platz fand, konnte ich mein Abitur nicht weitermachen. Außerdem hatte meine erste große Liebe angekündigt, dass er mit dem Gedanken spielte sich zu trennen. Und da war sie dann: Meine erste Panikattacke!
Ich lag Nachmittags in meinem Bett und wollte nur schlafen. Ich war sehr erschöpft. Und kurz vor dem Einschlafen überkam mich eine Todesangst und ich schreckte hoch. Egal wie oft ich es noch probierte, jedes Mal diese extreme Panik. So entwickelte sich, zum Einen, eine Panik vor dem Einschlafen und zum Anderen eine extreme Krankheitsangst. Die Panikattacken hatten sich schnell auf den ganzen Tag ausgebreitet und ich war der felsenfesten Überzeugung, dass ich an einer tödlichen Herzkrankheit leide. Der Ärztemarathon begann. Fast jeden Tag saß ich bei meinem Hausarzt und ließ ein Belastungs EKG schreiben. Nichts. Alles ok. Das hat mich für vielleicht ein paar Stunden beruhigt, bis die Panik wieder hochkroch. Ich war mir sicher, dass etwas übersehen wurde. Ich verbrachte also sehr viel Zeit damit alle möglichen Untersuchungen machen zu lassen. Einmal habe ich den Notarzt gerufen, weil ich sicher war einen Herzinfarkt zu erleiden. Ich erinnere mich noch, dass für mich jedes Symptom ein Zeichen einer tödlichen Erkrankung war. Ob Herzinfarkt oder Gehirntumor.
Hinzu kam die Angst vor der Angst.

Es war ein Teufelskreis und ich wusste einfach nicht wie ich da raus kommen konnte. Ich hatte mich in der Zwischenzeit um einen neuen Praktikumsplatz bemüht, zu dem mich meine Mutter jeden Tag fuhr, weil ich alleine nicht konnte.
Ich weiß leider nicht mehr wie viel Zeit ins Land ging bis ich den Psychiater aufsuchte, aber als ich letztendlich vor ihr saß hatte ich tagelang nicht mehr geschlafen und war fix und fertig.

Es hat vielleicht 15 Minuten gedauert bis die erste Packung Citalopram und Zopiclon vor mir lag und ich zwei Rezepte in der Hand hielt. Ich konnte nicht glauben, dass es ein Medikament gab, dass mich heilen konnte. Aber es stand groß und in roten Buchstaben auf der Packung: „Gegen die Panikstörung“. Die Packungsbeilagen hatte die Ärztin bei sich behalten, weil sie der Auffassung war, dass mich die Informationen nur verunsichern würden. Neben der medikamentösen Behandlung, hatte sie noch in ein, zwei Sätzen erwähnt, dass eine Psychotherapie sinnvoll wäre. Aber da müsste ich mich selbst drum kümmern und genaueres könne sie mir nicht sagen. Zuhause angekommen saß ich also vor den beiden Medikamenten und hatte eine wahnsinnige Angst davor die Tabletten zu schlucken.

Die Einnahme des Citalopram hatte ich auf den nächsten Morgen verschoben. Als ich dann Abends im Bett meiner Mutter lag, musste sie mir versprechen, dass sie immer wieder nachschaut ob ich noch lebe. Unter Tränen und unglaublicher Angst nahm ich die erste Schlaftablette. Ich weiß nur noch, dass ich unmittelbar danach in einen 10-Stunden-Schlaf fiel.

Als ich wach wurde konnte ich es nicht glauben. So lange hatte ich seit Wochen oder Monaten nicht mehr geschlafen. Also fing ich am nächsten Morgen mit dem Citalopram an. Wie schon erwähnt, kann ich mich nicht mehr gut an die Zeit erinnern. Ich weiß aber noch, dass es mir relativ schnell nach der Einnahme viel schlechter ging. Ich war extrem unruhig, nervös und hatte schlimme Panikzustände. Auf Nachfrage bei meiner Psychiaterin, sollte ich die Einnahme auf keinen Fall unterbrechen und ich sollte abwarten. Es wäre schließlich normal, dass es einige Wochen dauert bis die Medikamente wirkten. Ich schätze es hat 5-6 Wochen gedauert bis es langsam besser wurde. Es war eine schreckliche Zeit.
Ich hatte mich dann auch um eine Psychotherapie gekümmert. Ich hatte ja überhaupt keine Ahnung was es da für Unterschiede gab und da die Wartezeiten sehr lang waren, habe ich genommen was ich kriegen konnte. Als ich dann bei besagter Psychotherapeutin saß, die ich im Übrigen absolut unsympathisch und ätzend fand, war ich schon so weit von meinen Emotionen abgeschottet, dass ich nicht mehr verstehen (oder besser 'fühlen') konnte, wieso ich überhaupt eine Therapie brauchte. Ich habe ein paar Wochen durchgehalten und habe dann abgebrochen.
Das Zopiclon habe ich für ca. 6 Monate eingenommen. Für ein Rezept musste ich nur anrufen. Aus eigenen Stücken habe ich es dann langsam über mehrere Wochen ausgeschlichen und es hat funktioniert. Ich konnte ohne Schlafmittel schlafen. Irgendwann hatte ich mich dann noch mal um eine Psychotherapie gekümmert, die ich dann auch ca. 2 Jahre machte. Gebracht hat es nichts.

Nach ca. 3 Jahren auf Citalopram 20 mg habe ich es mit der Einnahme nicht mehr so genau genommen, ich war ja stabil. Dass ich nicht mehr lachen und weinen konnte, dass diese Medikamente meine Persönlichkeit verändert hatten, habe ich nicht mitbekommen. Ich habe dann und wann noch mal eine Tablette genommen und es schließlich ganz gelassen.

Ich weiß es, wie schon erwähnt, nicht mehr genau, aber es müsste sowas zwischen 4 und 7 Monaten nach der letzten Tablette gewesen sein, als ich bei meinem (neuen) Freund auf der Couch saß, aus dem offenen Fenster schaute und plötzlich das Gefühl und den Gedanken im Kopf hatte rausspringen zu müssen. Voller Panik rannte ich die Treppen runter und rief meine Mutter an. Ich blieb unten im Flur sitzen bis mein Freund von der Arbeit kam. Ich wurde aus heiterem Himmel von ganz schrecklichen Gefühlen und Gedanken gequält, pausenlos. Ich konnte ab diesem Moment nichts mehr essen und meine Gedanken- und Gefühlswelt war wie vergiftet... Wie von einem anderen Planeten...

Da ich auf keinen Fall länger in dieser Wohnung sein konnte (Dachgeschoss) und schon gar nicht alleine, packten wir unsere 7 Sachen und zogen zu meinen Eltern. Meine Situation verschlimmerte sich in ungeahnte Ausmaße. In Allem sah ich eine Gefahr mich umzubringen. Sobald ich die Augen schloß verfolgten mich Bilder wie ich entweder mich selbst, oder meine Familie umbrachte. Keine Minute wurde ich verschont. Jeden Morgen wachte ich voller Panik auf, musste mich übergeben und hatte durchfall. Ich fühlte mich wie ein Monster. Ich hatte in jeder Sekunde Angst vor mir selbst. Nachts lag ich im Bett und habe gesehen, wie ich mich mit meinen eigenen Händen erwürge. Aus allen meinen Tshirts schnitt ich den Kragen heraus, weil ich das Gefühl um meinen Hals nicht ertragen konnte. Gott sei Dank hatte ich durch meine Mutter eine 24-Std.-Betreuung.
Da meine Mutter im Familienunternehmen arbeitete, konnte ich jeden Tag mit ihr ins Büro fahren, damit ich nicht alleine war. Dort lag ich auf einer Couch und dachte ich verliere jeden Augenblick den Verstand. Sehr bald haben wir einen Termin bei einem neuen Psychiater bekommen. Als ich dann dort war, erzählte ich von meinen unzähligen Symptomen. Die Sache war klar: „Zwangsstörung mit überwiegend Zwangsgedanken“. Er sagte mir, dass ich mir keine Sorgen machen bräuchte, ich müsse nur zügig wieder mit dem Citalopram starten. Also bekam ich zwei neue Rezepte. Einmal Citalopram 30 mg und Tav*r. Sobald ich die Tür draußen war, nahm ich 0,5 mg Lorazepam und beruhigte mich. Das Citalopram schlich ich über 2 Wochen auf insgesamt dann 30 mg ein. Das Tav*r nahm ich für 4 Wochen. Ich weiß nicht mehr wie lange es dauerte, ich würde schätzen ca. 3-4 Wochen, und ich war wieder 'normal'. Als wenn nie etwas gewesen wäre.

Ich nahm also wieder das Citalopram und fing bald darauf eine Verhaltenstherapie an. Auch hier war es wieder so, dass ich gar nicht mehr an meine Emotionen ran kam. Aber die Therapie machte ich trotzdem 3 Jahre lang. Ich erinnere mich noch, als es hieß, dass wir mit den Konfrontationsübungen starteten. Meine Therapeutin und ich standen also auf einer großen Brücke und ich sollte ihr immer sagen, wie schlimm meine Angst auf einer Skala von 1 bis 10 ist. Leider konnte ich nichts fühlen. Es war weg. Ich machte also meine Ausbildung und lebte so vor mich hin. Bis ich es, wieder 3 Jahre später, mit der Pilleneinnahme nicht mehr so ernst nahm. Das Spiel wiederholte sich erneut.

Ca. 4-5 Monate, nach der letzten Tablette, fing es wieder an. Nach einem heftigen Streit mit meinem Freund überkamen mich wieder diese grauenvollen Gefühle und Gedanken mir etwas antun zu müssen. Von jetzt auf gleich war mein Leben wieder eine Vollkartastrophe. Ich habe in meiner Panik schnell eine Citalopram geschluckt die ich noch irgendwo rumliegen hatte und hoffte, dass es gleich vorbei war. Pustekuchen. Dann ging es erst richtig los. Mein einziger Gedanke war, dass ich wieder meine Medikamente nehmen muss und unbedingt Tav*r brauchte. Also sind mein Freund und ich in die nächste Klinik gefahren. Dort habe ich 3 Tav*r Expidet bekommen, mit der Auflage, nach dem Wochenende direkt zu meinem Psychiater zu fahren. Es war einfach die Hölle auf Erden in der ich da, jetzt ein zweites Mal, gelandet war. Ich rief meine Eltern an, wir packten unsere Sachen und zogen (mal wieder) zu ihnen. Keine Sekunde verging, in der ich nicht dachte, dass ich komplett durchdrehe. Hinzu kam, dass ich plötzlich von uralten Erinnerungen gequält wurde. 24 Stunden am Tag, ausgenommen der Zeit in der ich schlief, musste ich darüber nachdenken. Dinge die ich getan hatte als ich 10 Jahre alt war machten mich fertig. Es war als müsste ich jetzt dafür büßen. Ich fühlte mich wie eine Schwerverbrecherin. Jeder einzelne Tag war die pure Hölle. Ich konnte nicht mehr aus einem Glas trinken, weil ich dachte ich beiße rein und schlucke die Scherben hinunter. Ich konnte nicht alleine sein, weil ich dachte ich bringe mich um. Ich konnte nicht in die Dusche, weil ich dachte ich stranguliere mich mit dem Duschvorhang oder verletze mich mit dem Rasierer. Ich konnte einfach nichts mehr. Nichts. Ich hatte so eine Angst vor mir selbst, dass ich mir immerzu wünschte, mich würde jemand irgendwo festketten bis es vorbei ist. Wenn ich jeden Morgen mit meiner Mutter ins Büro fuhr, dachte ich, dass ich jeden Moment die Autotüre aufreiße und mich rauswerfe. All das habe ich nicht nur gedacht, ich habe es gefühlt. Es waren nicht nur Zwangsgedanken, es waren Zwangsgefühle. Ich war am Ende.

Erneut saß ich also bei meinem Psychiater. Er verschrieb mir wieder Tav*r und Citalopram 40 mg. Ich kontaktierte wieder meine alte Psychotherapeutin. Ich war so fertig, dass die Therapiestunden nur noch eine weitere Qual waren. Die Praxis lag nämlich im 7. Stock und ich verbrachte die 50 Minuten damit mich zu zwingen, nicht aus dem Fenster zu schauen. Ich wurde von so vielen grausamen Symptomen gequält, dass ich nicht mehr wusste wo oben und unten ist. An dem einen Tag war es das, am nächsten Tag etwas anderes. Mit Tav*r abgeschossen, lag ich tagsüber im Büro meiner Mutter. Ich war von all den grausamen Gefühlen wie gelähmt. Ich wollte mich nicht bewegen, aus Angst ich könnte die Kontrolle verlieren. Um mich aufzuraffen, auf die Toilette im 1. Stock zu gehen, brauchte es mindestens 30 Minuten. Bewegung bedeutete Angst.
Plötzlich dachte ich, dass meine Tante (die auch im Familienbetrieb arbeitete) einen Plan gegen mich schmiedete. Dass sie heimlich plante mich wegsperren zu lassen. Ich war nicht mehr Herr meiner Sinne. Ich war nur noch ein Häufchen Elend, dass darauf wartete, dass endlich diese gottverdammten SSRI wieder wirkten. Das passierte allerdings nicht mehr. Nichts wirkte mehr, ausser Tav*r. Und das musste ich nach 4 Wochen wieder loswerden. Gott sei Dank hat das geklappt, ohne dass ich mich noch viel schlechter fühlte. Wobei ich auch nicht glaube, dass das hätte gehen können. Nach ungefähr 8 Wochen in dieser Hölle entschloss ich mich dazu in eine Klinik zu gehen. Ich konnte die Verantwortung für mich schon lange nicht mehr tragen. Und meine Familie sollte das auch nicht. Ich bekam ziemlich schnell einen Platz in einer Privatklinik in der Nähe meines Wohnortes. Die Kosten übernahm meine gesetzliche Krankenkasse.

Als ich dort im Juli 2014 ankam war ich nur noch ein Schatten meiner selbst. Die Symptome waren nicht auszuhalten. Ich nahm weiterhin das Citalopram ohne jegliche Wirkung. In der Klinik wurde ich dann auf Cipralex 10 mg umgestellt. Die Ärztin hatte die Vermutung, dass 40 mg Citalopram zu viel waren. Ich setzte also all meine Hoffnung auf diese Medikamentenumstellung. Aber auch das brachte nichts mehr. Mir ging es unverändert grauenvoll schlecht. Ich hatte in der Klinik 5 Mal die Woche Einzeltherapie. Meine Therapeutin war überzeugt, dass meine Mutter der Ursprung meiner Probleme war. Sie war der Meinung, dass unser Verhältnis viel zu eng wäre. Auf meiner verzweifelten Suche nach Antworten und nach einem Grund für meinen Absturz, war ich dankbar für jeden Strohhalm nach dem ich greifen konnte. Also versuchte ich mich, gegen meine eigene Überzeugung, von meiner Mutter 'abzukapseln'. Ich versuchte einfach alles. Ich las unzählige Psychobücher in der Hoffnung auf Besserung. Es tat sich nichts. Ich war gefangen in dieser schrecklichen Gefühlswelt und fand keinen Ausweg. Nach 1,5 Monaten entschloss ich mich geistesgegenwärtig das Cipralex abzusetzen. Die Ärzte in der Klinik hielten mich nicht davon ab. Sie versuchten zwar mich von Paroxetin zu überzeugen, aber ich lehnte ab. Wieso ich das tat, weiß ich nicht. Mir ging es so grottenschlecht, dass ich nicht weiß, wieso ich nichts anderes probieren wollte. Vielleicht weil ich in der zwischenzeit schon hier im ADFD geschrieben hatte und mir unterbewusst die Infos diese Entscheidung abnahmen. Jedenfalls war es keine bewusste Entscheidung gegen Medikamente.

Innerhalb von 2 Wochen setzte ich, unter ärztlicher Begleitung, das Cipralex ab. Am 14. Juli 2014 nahm ich meine letzte Tablette.
Meine Bezugstherapeutin hatte dann die Klinik verlassen und ich bekam einen neuen Therapeuten zugewiesen. Als die erste Stunde beendet war, sagte er zu mir folgendes: „Ich weiß zwar nicht was sie haben, aber Sie sind definitiv nicht psychisch krank.“
Das hat mir echt den Rest gegeben. Ich fühlte mich so schrecklich, so Monströs, so krank, dass diese Aussage wie ein Schlag in die F***** war.
Die Zeit in der Klinik verging und es tat sich nichts. Alle hatten irgendwelche Erfolge und ich immer wieder andere Symptome. Irgendwann war ich überzeugt eine Psychose zu haben, oder an Borderline erkrankt zu sein. Ich wusste mir einfach nicht mehr zu helfen.
Irgendwann fing dann die Zeit an, wo meine Symptome Abends besser wurden. Das war zwar kein Normalzustand, sondern eher ein Neutralzustand, aber immerhin. Endlich konnte ich Abends etwas essen. Ich verlor nämlich stätig und rasant immer weiter an Gewicht. Die Tage waren immer noch die Hölle, aber irgendwann wusste ich, dass ich Abends eine Pause haben werde. Gott sei Dank.
Dann beschäftigte ich mich nochmal intensiver mit dem ADFD. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich hatte ein SSRI Entzugssyndrom. Ich konnte es nicht glauben.

Ich erzählte meinem Therapeuten von meiner Vermutung und er konnte sich das auch gut vorstellen, auch wenn er davon noch nie was gehört hatte.
In dem Wissen verließ ich nach 3,5 Monaten die Klinik ohne Medikamente.

Zuhause angekommen war es immer noch nicht einfach. Diese schlimmen Gefühle machten mir das Leben schwer. Nach 2 Wochen Daheim hatte ich mein erstes richtiges Fenster. Ich fühlte mich 1 ganze Woche wie ein normaler Mensch. Dann holte mich wieder eine Welle ein. Und so läuft das jetzt seit über einem Jahr. Trotz Wellen konnte ich anfangen zu arbeiten und habe mich selbstständig gemacht. Es funktionierte irgendwie. Die Wellen waren nicht mehr so extrem grausam. Jetzt seit 4 Wochen stecke ich wieder in einer wirklich üblen Welle. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass ich es irgendwann geschafft habe. Auch wenn die Entzüge immer sehr zeitverzögert eintraten und mir das immer wieder Grund gibt den Entzug anzuzweifeln, hoffe ich, dass diese Zweifel einfach nur ein weiteres Symptom sind und der Spuk irgendwann vorbei ist.

Mein Fazit: Hätte ich vorher gewusst was diese Medikamente anrichten können, hätte ich, bei Gott, niemals damit angefangen. Nie. Nie. Nie.

Puh, das ist ganz schön lang geworden. Aber vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen.

Alles Liebe für euch :hug:

Morula
Zuletzt geändert von Murmeline am 28.07.2015 12:17, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Absätze eingefügt
Irgendwann 2007
Diagnose „Panikstörung“.
Erste Einnahme von Citalopram 20 mg.
Wegen Schlafstörungen Zopiclon 7,5 mg über ein halbes Jahr.
Zopiclon selbstständig innerhalb von 8 Wochen ausgeschlichen. Keine Entzugssymptome wahrgenommen.
Tiefenpsychologische Therapie über 2,5 Jahre.

Anfang/Mitte 2010
Citalopram nur noch unregelmäßig genommen, dann eigenständig kalt abgesetzt, da ich dachte ich wäre über den Berg.

Ende 2010
Nach einigen Monaten auf 0 mg setzt, von jetzt auf gleich, der verzögerte Entzug ein. Hauptsymptom: Extreme Suizidgedanken. Ich wusste allerdings nichts von einem Entzug!
Neue Diagnose: „Autoaggressive Zwangsgedanken“ und "mittelschwere bis schwere Depression".
Zweite Einnahme von Citalopram 30 mg und begleitend Lorazepam 1,5 mg
Lorazepam nach ca. 3 Wochen abgesetzt. Keine Entzugssymptome wahrgenommen.
Citalopram wirkt nach 3 Wochen wieder, die Suizidgedanken und alle anderen Symptome sind weg.
Verhaltenstherapie über 3 Jahre.

Ende 2013
Citalopram wieder unregelmäßig genommen, dann wieder eigenständig und kalt abgesetzt, da ich einigermaßen symptomfrei war.

Mai 2014
Nach ca. 5 Monaten auf 0 mg setzt wieder, von jetzt auf gleich, der verzögerte Entzug ein. Hauptsymptome: Schreckliche Suizidgedanken, Gedanken an Fremdgefährdung, völlige Appetitlosigkeit mit starkem Gewichtsverlust.
Auch hier wieder keinen Zusammenhang erkannt, deshalb Wiedereindosierung von Citalopram 40 mg, dazu Lorazepam 1,5 mg.
Lorazepam nach ca. 8 Wochen, ohne erkennbare Probleme, abgesetzt.
Auch nach wochenlanger Einnahme zeigt das Citalopram diesmal keinerlei Wirkung. Es wurde immer schlimmer.
Ich beschäftigte mich langsam mit der Problematik der Psychopharmaka.

Juli 2014
Stationärer Aufenthalt und kurze Umstellung auf Escitalopram. Auch dann kein Wirkeintritt und keine Besserung.
Viel zu schnelles und deshalb unbewusst kaltes Absetzen des Escitalopram innerhalb von 2 Wochen, unter ärtztlicher Begleitung in der Klinik.
Letzte C*pralex am 14.07.2014, seitdem im protrahierten Entzug!
Erst nach der letzen Tablette habe ich langsam verstanden was da eigentlich passiert ist und einen klaren Zusammenhang zu der SSRI-Einnahme erkannt.

Ende August/Anfang September 2014
Es stellen sich die typischen Wellen & Fenster ein.

Update Oktober 2015
Ich bin immer noch im protrahierten Entzug. Es ist extrem wechselhaft und betrifft besonders die Emotionen.

Update April 2016
Seit der letzten Tablette sind nun 21 Monate vergangen. Leider halten die Symptome immer noch an. Seit ca. Jahresbeginn wechseln sich die Wellen und Fenster fast täglich, häufig auch stündlich bis minütlich, ab. Das ist alles extrem anstrengend. Tja... Weiter geht's :schnecke:

Update Mai 2017
34 Monate nach Null. Immer noch im protrahierten Entzug.

Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende!
Murmeline
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Re: Meine Erfahrungen mit Citalopram

Beitrag von Murmeline »

Morula, ich hab Gänsehaut. Danke, dass Du Dir die Zeit genommen hast, das alles aufzuschreiben.
Das war bestimmt sehr anstrengend, aber ich hoffe, es hat auch Dir im Verabreitungsprozess weitergeholfen.

:hug:

Murmeline
Erfahrung mit Psychopharmaka (Citalopram, langjährig Venlafaxin und kurzzeitig Quetiapin), seit 2012 abgesetzt
Hinweis: Das Team sorgt für die Rahmenbedingungen im Forum und organisiert den Austausch. Ansonsten sind wir selbst Betroffene und geben vor allem Erfahrungswerte weiter, die sich aus unserer eigenen Geschichte und aus Erfahrungen anderer ergeben haben.

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Re: Meine Erfahrungen mit Citalopram

Beitrag von MorulaMyomatosus »

Sehr gerne Murmeline.
Irgendwann 2007
Diagnose „Panikstörung“.
Erste Einnahme von Citalopram 20 mg.
Wegen Schlafstörungen Zopiclon 7,5 mg über ein halbes Jahr.
Zopiclon selbstständig innerhalb von 8 Wochen ausgeschlichen. Keine Entzugssymptome wahrgenommen.
Tiefenpsychologische Therapie über 2,5 Jahre.

Anfang/Mitte 2010
Citalopram nur noch unregelmäßig genommen, dann eigenständig kalt abgesetzt, da ich dachte ich wäre über den Berg.

Ende 2010
Nach einigen Monaten auf 0 mg setzt, von jetzt auf gleich, der verzögerte Entzug ein. Hauptsymptom: Extreme Suizidgedanken. Ich wusste allerdings nichts von einem Entzug!
Neue Diagnose: „Autoaggressive Zwangsgedanken“ und "mittelschwere bis schwere Depression".
Zweite Einnahme von Citalopram 30 mg und begleitend Lorazepam 1,5 mg
Lorazepam nach ca. 3 Wochen abgesetzt. Keine Entzugssymptome wahrgenommen.
Citalopram wirkt nach 3 Wochen wieder, die Suizidgedanken und alle anderen Symptome sind weg.
Verhaltenstherapie über 3 Jahre.

Ende 2013
Citalopram wieder unregelmäßig genommen, dann wieder eigenständig und kalt abgesetzt, da ich einigermaßen symptomfrei war.

Mai 2014
Nach ca. 5 Monaten auf 0 mg setzt wieder, von jetzt auf gleich, der verzögerte Entzug ein. Hauptsymptome: Schreckliche Suizidgedanken, Gedanken an Fremdgefährdung, völlige Appetitlosigkeit mit starkem Gewichtsverlust.
Auch hier wieder keinen Zusammenhang erkannt, deshalb Wiedereindosierung von Citalopram 40 mg, dazu Lorazepam 1,5 mg.
Lorazepam nach ca. 8 Wochen, ohne erkennbare Probleme, abgesetzt.
Auch nach wochenlanger Einnahme zeigt das Citalopram diesmal keinerlei Wirkung. Es wurde immer schlimmer.
Ich beschäftigte mich langsam mit der Problematik der Psychopharmaka.

Juli 2014
Stationärer Aufenthalt und kurze Umstellung auf Escitalopram. Auch dann kein Wirkeintritt und keine Besserung.
Viel zu schnelles und deshalb unbewusst kaltes Absetzen des Escitalopram innerhalb von 2 Wochen, unter ärtztlicher Begleitung in der Klinik.
Letzte C*pralex am 14.07.2014, seitdem im protrahierten Entzug!
Erst nach der letzen Tablette habe ich langsam verstanden was da eigentlich passiert ist und einen klaren Zusammenhang zu der SSRI-Einnahme erkannt.

Ende August/Anfang September 2014
Es stellen sich die typischen Wellen & Fenster ein.

Update Oktober 2015
Ich bin immer noch im protrahierten Entzug. Es ist extrem wechselhaft und betrifft besonders die Emotionen.

Update April 2016
Seit der letzten Tablette sind nun 21 Monate vergangen. Leider halten die Symptome immer noch an. Seit ca. Jahresbeginn wechseln sich die Wellen und Fenster fast täglich, häufig auch stündlich bis minütlich, ab. Das ist alles extrem anstrengend. Tja... Weiter geht's :schnecke:

Update Mai 2017
34 Monate nach Null. Immer noch im protrahierten Entzug.

Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende!
Lisamarie
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Re: Meine Erfahrungen mit Citalopram

Beitrag von Lisamarie »

Hallo Morula, das ist eine furchtbare Lebensgeschichte und es tut mir sehr leid das dir sowas passiert ist. Gut das du instinktiv die Medikamente die dir sowas angetan haben abgesetzt hast. Auch wenn dich jetzt wieder eine üble Welle erwischt hat, was mir sehr leid tut. Bist du jetzt auf dem langen Weg der Heilung.
Ich wünsche dir das die Welle dich bald loslässt , sicher ist diese Welle ein weiterer Baustein zu Gesundung , auch wenn man das nicht sehen kann wenn man tief drinsteckt.
Danke das du deine Geschichte mit uns geteilt hast , sie hat mich sehr berührt.
Gute Besserung wünscht dir Petra
2012 noch 5 Monate Mirtzapin,Pipamperon,Levomepromaxin
Bis auf die Praxiten von heute auf morgen kalt abgesetzt, erste Absetzbeschwerden nach sechs Wochen, aber dann
6 Monate heftigste Absetzproblematik.Magendarm 30 Kilo in vier Monaten abgenommen.Halbes Jahr bettlägerig.Schwer suzidal zum stabilisieren fast ein Jahr gebraucht.
Oxazepam reduzieren von umgerechnet 50 mg Diazepam:

[spoil]Dosis vor dem 13.03.14 6,5 Tabletten a 15 mg 97,5 Ozapepam ca. 49 Diazepam
Seit dem 13.03 . Auf 6 runterdosiert 90 Ozapepam entspricht ca. 44 Diazepam dann bis zum 4.7 linar ohne große Probleme bis auf 60 Oxazepam (ca. 30 Diazepam )abgesetzt alle 4 Wochen 10%
04.07 auf 4. reduziert. 60. Oxazepam entspricht ca. 30. Diazepam
30.07 auf 3.75 reduziert 56,25. Oxazepam entspricht ca. 28.13 Diazepam
10.09 zu Mikrotapering entschlossen , ein Krümmelchen abgesetzt.
Bis zum 22.10. Krümmelweise abgesetzt ungefähr jetzt bei 28 mg Diazepam
01.11 einen weiteren Krümmel abgesetzt...

1.12einen weiteren Krümmel abgesetzt ca.26 mg Diazepam (umgerechnet) bis zum 30.12. auf ungefähr 22 .5 mg.
24.01 einen Krümmel weniger
14.02 weiterer Krümmel Abgesetzt ungefähr bei 22 mg Diazepam
20.04 10% abgesetzt
08.06. weiteren Krümmel
15.06 weiteren Krümmel
06.07. weiterer Krümmel
22.07. 1 ml abgesetzt 0,25 Wirkstoff ungefähr auf 18 mg Diazepam
Drei erneute Absetzversuche gescheitert. 1 mg erhöht.
25.09 1ml abgesetzt 0,25 mg
13.10 1 ml abgesetzt unglaubliche 0,25 mg :schnecke:
13.11 1ml 0,25 mg = 18,5 mg
25.11 2,5 mg = 16 mg Diazepam
11.12 1 mg abgesetzt jetzt auf ungef. 15 mg :o
13.01. bis 21.06.16 in 0,25 mg Schritten runter auf 12,5 mg

29.08.16 1 ml weniger 0,25 mg 12,25 mg Diazepam
20.09.16 1 ml weniger 0,25 mg. 12 mg Diazepam
10.10.16 - 0,25 mg. 11,75 mg Diazepam
20.10.16. -0,25 mg. 11,5. mg Diazepam
10.11.16. -0,25 mg. 11,25. mg Diazepam
22.11.16. -0,25 mg 11 mg Diazepam
12.12.16. -0,25 mg. 10,75. mg Diazepam
31.12.16 -0,25 mg 10,5 mg Diazepam das erste mal keine Entzugsymthome
13.1. 17 -0,5 mg 10 mg Diazepam yippy 40 mg Abgesetzt
8.3.17 -0,25 mg 9.75 mg Diazepam
14.4.17. -0,25 mg. 9,5 mg
3.5. 17 -0,25 mg 9,25 mg
16.7.17. -0,25 mg 9 mg
12.8.17. -0,25 mg 8,75
12.9.17. 8,5 mg
25.10.17 - 0,25 mg 8.25 mg
31.11. 8. mg
26.01.18. – 0,5 mg. 7,5 mg
02.03.18 5 mg
28.8. 18. 4;75 mg
27.11.18 Schrittweise abdosieren bis. 4 mg
16.01.19. 3.5 mg
27.02.19. 3 mg
29.03. 2,5 mg
25.6. 1,5 mg
Seit Mitte November auf 0.
MorulaMyomatosus
Beiträge: 284
Registriert: 04.06.2014 14:28
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Hat sich bedankt: 18 Mal
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Re: Meine Erfahrungen mit Citalopram

Beitrag von MorulaMyomatosus »

Danke Petra für deine lieben Worte <3
Irgendwann 2007
Diagnose „Panikstörung“.
Erste Einnahme von Citalopram 20 mg.
Wegen Schlafstörungen Zopiclon 7,5 mg über ein halbes Jahr.
Zopiclon selbstständig innerhalb von 8 Wochen ausgeschlichen. Keine Entzugssymptome wahrgenommen.
Tiefenpsychologische Therapie über 2,5 Jahre.

Anfang/Mitte 2010
Citalopram nur noch unregelmäßig genommen, dann eigenständig kalt abgesetzt, da ich dachte ich wäre über den Berg.

Ende 2010
Nach einigen Monaten auf 0 mg setzt, von jetzt auf gleich, der verzögerte Entzug ein. Hauptsymptom: Extreme Suizidgedanken. Ich wusste allerdings nichts von einem Entzug!
Neue Diagnose: „Autoaggressive Zwangsgedanken“ und "mittelschwere bis schwere Depression".
Zweite Einnahme von Citalopram 30 mg und begleitend Lorazepam 1,5 mg
Lorazepam nach ca. 3 Wochen abgesetzt. Keine Entzugssymptome wahrgenommen.
Citalopram wirkt nach 3 Wochen wieder, die Suizidgedanken und alle anderen Symptome sind weg.
Verhaltenstherapie über 3 Jahre.

Ende 2013
Citalopram wieder unregelmäßig genommen, dann wieder eigenständig und kalt abgesetzt, da ich einigermaßen symptomfrei war.

Mai 2014
Nach ca. 5 Monaten auf 0 mg setzt wieder, von jetzt auf gleich, der verzögerte Entzug ein. Hauptsymptome: Schreckliche Suizidgedanken, Gedanken an Fremdgefährdung, völlige Appetitlosigkeit mit starkem Gewichtsverlust.
Auch hier wieder keinen Zusammenhang erkannt, deshalb Wiedereindosierung von Citalopram 40 mg, dazu Lorazepam 1,5 mg.
Lorazepam nach ca. 8 Wochen, ohne erkennbare Probleme, abgesetzt.
Auch nach wochenlanger Einnahme zeigt das Citalopram diesmal keinerlei Wirkung. Es wurde immer schlimmer.
Ich beschäftigte mich langsam mit der Problematik der Psychopharmaka.

Juli 2014
Stationärer Aufenthalt und kurze Umstellung auf Escitalopram. Auch dann kein Wirkeintritt und keine Besserung.
Viel zu schnelles und deshalb unbewusst kaltes Absetzen des Escitalopram innerhalb von 2 Wochen, unter ärtztlicher Begleitung in der Klinik.
Letzte C*pralex am 14.07.2014, seitdem im protrahierten Entzug!
Erst nach der letzen Tablette habe ich langsam verstanden was da eigentlich passiert ist und einen klaren Zusammenhang zu der SSRI-Einnahme erkannt.

Ende August/Anfang September 2014
Es stellen sich die typischen Wellen & Fenster ein.

Update Oktober 2015
Ich bin immer noch im protrahierten Entzug. Es ist extrem wechselhaft und betrifft besonders die Emotionen.

Update April 2016
Seit der letzten Tablette sind nun 21 Monate vergangen. Leider halten die Symptome immer noch an. Seit ca. Jahresbeginn wechseln sich die Wellen und Fenster fast täglich, häufig auch stündlich bis minütlich, ab. Das ist alles extrem anstrengend. Tja... Weiter geht's :schnecke:

Update Mai 2017
34 Monate nach Null. Immer noch im protrahierten Entzug.

Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende!
Sneum
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Re: Meine Erfahrungen mit Citalopram

Beitrag von Sneum »

Liebe Morula,

vielen Dank für das Teilen Deiner Geschichte! Sie hat mich sehr bewegt.

Bleib stark.

:hug:
Citalopram 20 mg von März 2009 bis Oktober 2014

Erster Absetzversuch Anfang 2012: 10 mg pro Woche. Kommentar Psychotherapeutin: "Absetzsymptome gibt es bei diesem Medikament nicht, Ihre Grunderkrankung ist noch da. Sie sind noch nicht so weit."

Zweiter Absetzversuch Anfang 2013: von 1 Tablette auf eine 3/4 Tablette, 2 Wochen gehalten, dann auf 1/2 reduziert. Starke Entzugserscheinungen. Psychotherapeutin nach einem Jahr wieder konsultiert. Dieselbe Antwort wie 2013: "Das ist die Grunderkrankung!"

Bis 12.10.14: 20 mg

12.10.14 --- 18,5 mg Keine Symptome
12.11.14 --- 17,0 mg Keine Symptome
12.12.14 --- 15,5 mg Keine Symptome
12.01.15 --- 14,0 mg Keine Symptome
12.02.15 --- 12,5 mg Keine Symptome
12.03.15 --- 11,0 mg Erste Symptome: Übelkeit, Kopfschmerzen, Benommenheit, Konzentrationsschwäche, Grübeln, Stimmungsschwankungen, sinkendes Selbstwertgefühl. Aber aushaltbar. Habe es nicht mit dem Absetzen in Verbindung gebracht.
01.05.15 --- 10,0 mg Massive Symptome: Wattegefühl,Benommenheit, fast jeden Tag weinen, starke Traurigkeit, Angst, Gefühl von absoluter Wertlosigkeit Gefühl von "nicht mehr da sein wollen", Beklemmung, migräneartige Kopfschmerzen.
08.05.15 hochdosiert auf 12,1 mg, aber durch unterschiedliches Tablettengewicht gedacht, ich habe nur auf 11,4 hochdosiert. Deutlich besser als unter 10,0 mg. Stimmung stabiler, Zuversicht zurück.
04.06.15 Umstieg auf Wassermethode. Dabei versehentlich reduziert von 12,1 auf reelle 11,4 mg. Panik, Benommenheit, depressive Gefühle, Angst, Mutlosigkeit, Weltuntergangsstimmung.
09.06.15 aufdosiert auf 11,7 mg. Kurz war's gut, dann wurde es richtig schlimm
20.06.15 aufdosiert auf 11,9 mg.
19.07.15 0,1 ml abdosiert. Nur für das Gefühl, nicht stehengeblieben zu sein.
21.-25.07.15 täglich 0,1 ml abdosiert. Nachdem es super klappte, am 26.07. dann plötzliche Verschlechterung. Fazit: Blöde Idee.
27.07.2015 0,2 ml wieder hochdosiert.
02.08.2015 Leider nochmal aufdosiert. Symptome ließen einen normalen Arbeitsalltag nicht zu. Aktuell: 20,3 ml weg, 29,7 ml to go.
Mitte Oktober-Mitte November Gescheiterter Versuch mit NEMS und Akupunktur
09.11.15 Umstieg von Wasserlösmethode zurück auf Wiegemethode. Keine Probleme. (unglaublich aber wahr).
02.03.15 Der Februar war nicht gut, da viele unschöne Dinge passiert sind. Das einzige Fenster dauerte gerade mal 6 Tage. Bin deprimiert und kraftlos und frage mich, ob und wie ich das alles jemals schaffen soll.

Seit Ende November 2015: ? mg. Mein Partner hat das Abwiegen für mich übernommen und reduziert ohne, dass ich davon etwas weiß. Daher kann ich nicht sagen, auf wie viel mg ich aktuell bin. Kann den Tag kaum erwarten, an dem er mir sagen wird: "Du hast es geschafft, Du bist jetzt 2 Monate auf Null!"

März 2017: seit dem 1. Märzwochenende bestehendes Grippegefühl + Deprimiertheit

Update 26.04.2017 Das Grippegefühl dauerte mehrer Tage, die miese Stimmung auch. Seither ist es ziemlich ok und ich habe mein Ziel wieder fest vor Augen.
Jennal
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Re: Meine Erfahrungen mit Citalopram

Beitrag von Jennal »

Hallo Morula! Hab mir gerade deinen Beitrag durchgelesen und ich erkenne mich in vielem Stellen selbst. Ich hatte 2012 die erste Panikattacke und bekam dananch Medikamente die völlig in die falsche Richtung gingen. Ich glaube sie ware der Auslöser für meine Zwangsgedanken. Ich musste ins KH und anschließend in eine Psychsomatische Klinik für 12 Wochen. Auch ich hatte immer den Gedanken mich jetzt hier oder hier hinunterzustürzen zu müssen. Als ich die Klinik verlassen habe ging es mir schon besser, aber leider habe ich mich nach ein paar Monaten einen Mann ausgeliefert der 1 jahr lang verbal auf mich und meine tochter einwirkte. Als ich dann nach dem jahr endlich ausgezogen bin und zu meinem jetztigen mann gezogen bin, war mir viel viel leichter. Kurz danach setzte ich meine Citalopram ab und wurde dann auch schwanger. Wir freuten uns sehr, doch nach einem Monat des absetzens begannen die Absetzerscheinungen mit Attacken, angst usw...
Also musste ich wieder in die Klinik, wieder mit citalopram eingestellt und es wurde somit besser, nur meine Zwangsgedanken haben sich nicht gleich verabschiedet "ich könnte mich einfach erhängen", "hoffentlich kann ich niemanden etwas antun (Mann, Kinder), diese gedanken haben mich so kaputt gemacht, ich lebte in einer ständigen Angst und war mir sicher sowieso nicht mehr normal zu sein. Als fa Baby da war, wurde es immer besser, ich nahm meine Tabs weiterhin, als sie 7 Monate war fing ich wieder an zu arbeiten und vergas ab und an meine Tabletten, der Stress zu Hause und auch in der Arbeit ließ keine Angst nicht zu, doch als ich sie dann wieder absetzte, holte mich nach einem Monat wieder alles ein! Die Zwangsgedanken waren enorm (könnte ich meinen Lieben etwas antun) usw. es bracht mich zum durchdrehen, ich konnte nicht anders und fing mit den Tabletten wieder an. Die 3 wochen bis die tabletten wirken waren die Hölle! Jetzt nehm ich seit 5 monaten 30 mg und hab angefangen auf 20 mg zu reduzieren, aber der verdammte sch :censored: beginnt schon wieder. Ich hab so ein schlechtes Gewissen meinen Kindern und meinem Mann gegenüber! Ich liebe sie doch über alles! Was ist bloß los? Bin nur noch am verzweifeln.

:cry:

Jenny
Zuletzt geändert von Jamie am 05.05.2016 18:16, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Kraftausdruck mit smiley editiert
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Re: Meine Erfahrungen mit Citalopram

Beitrag von Jamie »

Hallo Jennal,

wenn du Hilfe brauchst, sei so lieb und erstelle einen eigenen Thread im Bereich "Hier bist du richtig" oder "AD absetzen".
In Morulas Thread geht dein Anliegen sonst unter. Nur als Info.
Auf die Schnelle : ich glaube es gibt Hoffnung bei dir :hug: ; du reduzierst einfach viel zu schnell, deswegen schlagen die Zwangsgedanken so zu.
Bitte lasse dich von uns beraten, wie man richtig ausschleicht, du hast viel zu viel weggelassen!

Grüße und willkommen hier im Forum :)

Jamie
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Das Team sorgt für die Rahmenbedingungen im Forum und organisiert den Austausch. Ansonsten sind wir selbst Betroffene und geben vor allem Erfahrungswerte weiter, die sich aus unserer eigenen Geschichte und aus Erfahrungen anderer ergeben haben.

Dies ist kein medizinischer Rat. Besprich Entscheidungen über Deine medizinische Versorgung mit einem sachkundigen Arzt / Therapeuten.



:!: mein Erfahrungsbericht (AD absetzen / erzwung. Kaltentzug / SSRI / Akathisie): http://adfd.org/austausch/viewtopic.php?f=51&t=12478


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