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Peter Lehmann: Antidepressiva absetzen - Massive Entzugsprobleme, keine professionellen Hilfen

Eine Sammlung von Artikeln, die über wissenschaftliche, politische und wirtschaftliche Hintergründe der Behandlung von seelischen Leiden mit Psychopharmaka berichten.
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Murmeline
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Peter Lehmann: Antidepressiva absetzen - Massive Entzugsprobleme, keine professionellen Hilfen

Beitrag von Murmeline »

Im aktuellen Rundbrief des Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener (BPE) gibt es einen Artikel von Peter Lehmann (2016, Nr. 1, S. 8-11).

Antidepressiva absetzen - Massive Entzugsprobleme, keine professionellen Hilfen

Auszüge nachfolgend, Quelle und den ganzen Artikel als PDF gibt es hier:
http://www.antipsychiatrieverlag.de/art ... 1.8-11.pdf

Zur aktualisierten Version (siehe auch Beitrag nachfolgend)
http://www.antipsychiatrieverlag.de/art ... setzen.pdf

Aufgrund von möglichen Entzugsproblemen sollte nicht nur die Einnahme, sondern auch der Entschluss zum Absetzen und dessen Prozess gut durchdacht sein.

Antidepressiva können massive Entzugsprobleme bereiten. Seit einem halben Jahrhundert ist diese Problematik bekannt. Rudolf Degkwitz, ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Nervenheilkunde, schrieb 1967: »Das Reduzieren oder Absetzen der Psycholeptika führt (...) zu erheblichen Entziehungserscheinungen, die sich in nichts von den Entziehungserscheinungen nach dem Absetzen von Alkaloiden und Schlafmitteln unterscheiden.« (S. 161)
Pharmahersteller und Schulmediziner verleugnen das Risiko einer körperlichen Abhängigkeit von Antidepressiva und Antipsychotika. Bei Benzodiazepinen war dies lange Zeit auch der Fall, bis schließlich Gerichte Hersteller und Anwender zu Schadenersatzzahlungen verurteilten, da sie die Geschädigten nicht rechtzeitig vor dem bekannten Risiko gewarnt hatten.
Da Benzodiazepine seit Mitte der 1980er Jahre in Deutschland die Verordnungen wegen des Abhängigkeitsrisikos nur noch begrenzt verabreicht werden dürfen, nehmen ihre Verordnungszahlen kontinuierlich ab, dafür diejenigen von Antipsychotika und Antidepressiva kontinuierlich zu. Deren Verabreichung ist verbunden mit der unwahren Information, es bestünde kein Abhängigkeitsrisiko. Dieses einzugestehen würde bedeuten, dass die Verkaufszahlen und damit Gewinne der Pharmaindustrie zurückgingen und die Betroffenen Anspruch auf therapeutische und stationären Hilfe beim Absetzen und auf Rehamaßnahmen hätten.
Dies alles ist nicht der Fall. Es gibt noch nicht einmal die Diagnose der Abhängigkeit von Antipsychotika oder Antidepressiva. Die Betroffenen erhalten keine sachgerechten Informationen. Körperliche Abhängigkeit kann sich entwickeln, verbunden mit Toleranzbildung. Beim Absetzen können je nach individueller Disposition, Dauer der Einnahme, Begleitumständen und Geschwindigkeit der Reduzierung gravierende Entzugssymptome auftreten. Und oft werden die Betroffenen mit dem Verdacht eines Rückfalls einer erneuten, intensivierten Behandlung unterzogen.
Unabhängige Profis haben sich mittlerweile ansatzweise der Absetzproblematik bei Antipsychotika angenommen, jedoch noch nicht der von Antidepressiva. Im Interesse der Betroffenen ist ein Umdenken dringender denn je.
Beim Absetzen von Antidepressiva sind massive Entzugserscheinungen einzukalkulieren, die gewöhnlich nach ein bis zwei Tagen eintreten. Je länger ein Antidepressivum eingenommen wurde und je kürzer seine Halbwertzeit ist, desto eher ist mit Entzugserscheinungen zu rechnen: beispielsweise Magen-Darm-Störungen mit oder ohne begleitende Angstzustände, Schlafstörungen, Parkinson-ähnliche Symptome, paradoxe Aktivierung, Aggressivität oder Verschlechterung der ursprünglichen Depression. Das »British National Formulary«, das offizielle britische Medikamentenverzeichnis, listete 2008 noch weitere Entzugserscheinungen auf. Nach schon zweimonatiger Einnahme sei bei raschem Absetzen mit Übelkeit zu rechnen, mit Erbrechen und Appetitlosigkeit, verbunden mit Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Schüttelfrost und Schlaflosigkeit
und gelegentlich mit Hypomanie (leicht gehobene Stimmung), panikartiger Angst und extremer motorischer Unruhe. 2012 fügte es Bewegungsstörungen, Muskelschmerzen und Manien hinzu.
Bei neueren Antidepressiva wie den SSRI und SNRI muss mit einem spezifischen Entzugssyndrom gerechnet werden:
»Magen-Darm-Störungen, Kopfschmerz, Angst, Schwindel, Parästhesie (Fehlempfindung in Form von Kribbeln, Pelzigsein, Ameisenlaufen etc.), Empfindungen als würde der Kopf, Nacken oder Rücken von einem elektrischen Schlag durchzuckt, Tinnitus, Schlafstörungen, Müdigkeit, grippeartige Symptome und Schweißabsonderung sind bei einem SSRI die verbreitetsten Charakteristika nach abruptem Absetzen oder einer merklichen Dosisreduzierung.« (ebd., S. 250)
Schon 1966, ein Jahr vor Degkwitz’ Warnung, betonte Raymond Battegay von der Universitätsklinik Basel die Notwendigkeit, den Abhängigkeitsbegriff um einen neuen Typ zu erweitern, um dem Problem der Abhängigkeit von Antidepressiva und Neuroleptika gerecht zu werden.
Im Vergleich mit den Entzugserscheinungen von Tranquilizern würden neuroleptische Substanzen bzw. deren Entzug zwar kein unstillbares Verlangen (»craving«) auslösen, dennoch würden die Entzugserscheinungen auf eine körperliche Abhängigkeit hinweisen, so dass von einem »Neuroleptica/Antidepressiva-Typ der Drogenabhängigkeit« gesprochen werden könnte
Anfang der 1970er Jahre äußerten Ärzte den Verdacht, dass Antidepressiva zur Chronifizierung von Depressionen führen. Nun zeigte die Studie eines Teams um Paul Andrews von der Abteilung für Psychologie, Neuro- und Verhaltenswissenschaften an der McMaster-Universität von Hamilton in Ontario (Kanada), dass synthetische Antidepressiva die natürliche Selbstregulation des Serotoninhaushalts oder anderer Transmitter im Gehirn stören und dazu führen können, dass das Gehirn überreagiert, wenn die Antidepressiva abgesetzt werden. Hierdurch würden neue Depressionen hervorgerufen, erläutert Andrews.

»Wir fanden heraus, dass je stärker diese Medikamente im Gehirn auf Serotonin und andere Neurotransmitter einwirken – und diese Wirkung schreibt man ihnen zu –, desto größer das Rückfallrisiko ist, wenn man sie absetzt. (...) All diese Medikamente verringern Symptome wahrscheinlich bis zu einem bestimmten Grad und kurzfristig. Aber was passiert auf lange Sicht? Unsere Resultate legen nahe, dass die Depression wieder da ist, wenn man versucht, diese Medikamente wegzulassen. Dies kann Leute in einem Kreislauf festhalten, wo sie weiterhin Antidepressiva nehmen müssen, um der Wiederkehr der Symptome vorzubeugen.« (zit. n. »Patients«, 2011)
Dass die Unterstützung durch einen kompetenten Arzt hilfreich ist, steht außer Frage. Bei neueren SSRI wird Ärzten inzwischen geraten, sich an Experten zu wenden, sollten Entzugssymptome nicht nachlassen.

Doch wo findet man hierzulande Spezialisten für Entzugssymptome bei Antidepressiva und insbesondere bei SSRI und SNRI, und weshalb sollten Ärzte sich überhaupt über das Problem der Antidepressiva-Abhängigkeit Gedanken machen, wenn sie ungestört von jedweden Arzneimittelüberwachungs- und Strafverfolgungsbehörden von Seiten der Pharmaindustrie fehlinformiert werden? Wer kann dem dänischen Mediziner Peter Gøtzsche widersprechen, wenn er die Pharmaindustrie als »organisierte Kriminalität« bezeichnet?

Der Artikel von Andrews et al im Original findet sich hier: http://journal.frontiersin.org/article/ ... 7/abstract
eine Übersetzung eines weiteren Artikel von Paul Andrews im Forum: http://adfd.org/austausch/viewtopic.php ... 73#p125973
Arianrhod
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Re: Peter Lehmann: Antidepressiva absetzen - Massive Entzugsprobleme, keine professionellen Hilfen

Beitrag von Arianrhod »

2004, ärztliches Gespräch für die Einwilligung einer Neuroleptikabehandlung (mein Mann war Zeuge).
Ich fragte natürlich nach dem Abhänggkeitspotential der Medikamente, besonders nach Schwierigkeiten beim Absetzen , falls ich sie nicht vertragen würde.
Antwort der Psychiaterin: " Sie können die Einnahme von Neuroleptika jederzeit bleiben lassen und damit rausgehen. Sie haben gar kein Abhängigkeitspotential."
Hätte ich gewußt, dass mich die Ärztin in diesem Moment belog, hätte ich einer neuroleptischen Medkation niemals zugestimmt!

10 Jahre später bin ich mir immer noch nicht sicher:
- wissen es Ärzte einfach nicht besser?
ODER
täuschen sie bewußt den Patienten, um "compliance" zu erzwingen????

(das gleiche gilt für Antidepressiva bzw. auch für andere psychoaktiven Medikamente )

liebe Grüße Arianrhod
[spoil]2005 mit Burnout und Depression in eine Tagesklinik gekommen.

Zuerst einmonatige Behandlung mit diversen Antidepressiva: Doxepin, Mirtazipin, Sulprid,
hypomane Reaktion
wobei die AD sofort und ohne Ausschleichen von den Ärzten abgesetzt wurden.


Verschiedene Diagnosen: schizoaffektive Psychose, Depression, bipolare Störung, Schizophrenie, dissoziative Identitätsstörung


Erst 2 Jahre Behandlung mit Amisulprid . Zu schnell auf eigene Faust abgesetzt.
Schwere Supersensitivitätspsychose .

Einstellen auf verschiedene Neuroleptika: Haloperidol, Quetiapin, Olanzapin, Risperidon, Paliperidon, Aripiprazol
Außerdem Lorazepam, Promethazin, Chlorprothixen, Melperon, Pipamperon

jahrelang , vieles gleichzeitig und in höchster Dosierung.
u.a. Berentung, 60 kg Gewichtszunahme
seit 2012 Ausschleichen von 800 mg Quetiapin retard innerhalb von 2 Jahren.
Meinen Absetzbericht findet man hier:
http://adfd.org/austausch/viewtopic.php ... 47#p120447
Seit Januar 2014 keine Neuroleptika mehr.

Ich leide seit 3 Jahren unter Nervenschmerzen, Kribbeln und Lähmungen. Bei mir wurde eine Polyneuropathie diagnostiziert und ein Zusammenhang mit NL vermutet - leider nicht beweisbar.

Außer Neuroleptika habe ich zwischenzeitlich auch Oxycodon ( ein Opioid) und Trimipramin nach zweijähriger Einnahme abgesetzt , die ich wegen chronischer Schmerzen verschrieben bekommen habe.
Pregabalin habe ich am 7.9.2016 endgültig ausgeschlichen.

Die Anzahl meiner Dauermedikamente beträgt gerade "0". :)

Ich weiß mittlerweile 2019 , dass ich Asperger- Autistin bin .
Murmeline
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Re: Peter Lehmann: Antidepressiva absetzen - Massive Entzugsprobleme, keine professionellen Hilfen

Beitrag von Murmeline »

Peter Lehmann hat seinen Artikel aktualisiert, hier der Link zur aktuellen Version:
http://www.antipsychiatrieverlag.de/art ... setzen.pdf

Neu findet sich zum Beispiel der Abschnitt:
Beim Absetzen von Antidepressiva sind massive Entzugserscheinungen einzukalkulieren, die gewöhnlich nach ein bis zwei Tagen eintreten. Das Antidepressiva Forum Deutschland, eine 2003 gegründete private Initiative von Betroffenen und Angehörigen, informiert allerdings, dass gerade bei neueren Antidepressiva (SSRI und SNRI) Entzugserscheinungen erheblich zeitverzögert auftreten können, das heißt noch nach mehreren Wochen und gar Monaten. Da in aller Regel nicht nur Mediziner, sondern auch die Betroffenen von diesem Risiko keine Ahnung haben, ist die Verkennung dieser verzögert auftretenden Symptome als Rückfall oder neue Erkrankung programmiert, damit auch die weitere und oft gar verstärkte Psychopharmaka-Verabreichung
Erfahrung mit Psychopharmaka (Citalopram, langjährig Venlafaxin und kurzzeitig Quetiapin), seit 2012 abgesetzt
Hinweis: Das Team sorgt für die Rahmenbedingungen im Forum und organisiert den Austausch. Ansonsten sind wir selbst Betroffene und geben vor allem Erfahrungswerte weiter, die sich aus unserer eigenen Geschichte und aus Erfahrungen anderer ergeben haben.

Dein Behandler nimmt Absetzproblematik nicht ernst? Das geht anderen auch so, siehe hier
Einer Deiner Ärzte erkennt Probleme mit Psychopharmaka an? Dann berichte doch hier
Arianrhod
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Re: Peter Lehmann: Antidepressiva absetzen - Massive Entzugsprobleme, keine professionellen Hilfen

Beitrag von Arianrhod »

Murmeline hat geschrieben:Peter Lehmann hat seinen Artikel aktualisiert, hier der Link zur aktuellen Version:
http://www.antipsychiatrieverlag.de/art ... setzen.pdf

Neu findet sich zum Beispiel der Abschnitt:
Beim Absetzen von Antidepressiva sind massive Entzugserscheinungen einzukalkulieren, die gewöhnlich nach ein bis zwei Tagen eintreten. Das Antidepressiva Forum Deutschland, eine 2003 gegründete private Initiative von Betroffenen und Angehörigen, informiert allerdings, dass gerade bei neueren Antidepressiva (SSRI und SNRI) Entzugserscheinungen erheblich zeitverzögert auftreten können, das heißt noch nach mehreren Wochen und gar Monaten. Da in aller Regel nicht nur Mediziner, sondern auch die Betroffenen von diesem Risiko keine Ahnung haben, ist die Verkennung dieser verzögert auftretenden Symptome als Rückfall oder neue Erkrankung programmiert, damit auch die weitere und oft gar verstärkte Psychopharmaka-Verabreichung

Ich wurde einen Monat mit Antidepressiva behandelt, wurde dann hypoman. Auf Grunddessen wurden die AD sehr schnell herausgenommen. ein Monat später traten Symptome auf, die als psychotisch eingestuft wurden, vorallendingen Ängste.

Ich denke mal, ich bin da kein Einzelfall.

Da könnte ich mir gut vorstellen, dass Depressions- Patienten, die Enzugssymptome wie Körpermissempfindungen ( diese stromschlagähnlichen Erscheinngen), Angstzustände etc. haben ,jetzt als psychotisch diagnostiziert und mit Neurolpetika behandelt werden .
Die ursprüngliche Depression gilt dann als eine Art Vorläufer der "Psychose" . :?

liebe Grüße Arianrhod
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Meinen Absetzbericht findet man hier:
http://adfd.org/austausch/viewtopic.php ... 47#p120447
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Re: Peter Lehmann: Antidepressiva absetzen - Massive Entzugsprobleme, keine professionellen Hilfen

Beitrag von Arianrhod »

Leider kann ich aus dem Artikel nicht zitieren, interessant fand ich den Abschnitt, in dem bestätigt wurde, dass Absetzen mit Hilfe des Arztes oder gegen seinen Rat die gleiche Erfolgschance hat.

Ich persönlich brauchte den Arzt, um an die verschiedenen Dosierungen "heranzukommen", da mein Medikament retardiert und daher schwierig zu teilen war. Wenn er den Rezeptblock zückt und mich beim Ausschleichen nicht sabotiert, ist das schon ein guter Psychiater, oder?
(irgendwie werden die Ansprüche auch immer niedriger ;))
liebe Grüße Arianrhod
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Re: Peter Lehmann: Antidepressiva absetzen - Massive Entzugsprobleme, keine professionellen Hilfen

Beitrag von Murmeline »

Hallo Arianrhod,

das Original ist diese Studie:
http://www.theicarusproject.net/files/M ... fStudy.pdf

MIND ist eine sozialpsychiatrische Organisation in England, wohl vergleichbar mit der DGSP in Deutschland.

Den Leitfaden von MIND zum Absetzen von Psychopharmaka wurde hier verlinkt: http://adfd.org/austausch/viewtopic.php?f=19&t=10199

Grüße, Murmeline
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Yasmina
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Re: Peter Lehmann: Antidepressiva absetzen - Massive Entzugsprobleme, keine professionellen Hilfen

Beitrag von Yasmina »

Sehr guter Artikel. Wobei auch ich mir immer wieder die Frage stelle ob die Ärzte es nicht besser wissen oder einfach die Patienten bewusst anlügen. Mein Arzt ist genauso. Er sagt tatsächlich, dass ich nach fast 7 jähriger Einnahme das Cipralex von heute auf morgen absetzen könne. Und wenn ich Beschwerden hätte wäre es die Depressionen, die noch da ist

Ich denke es hat einfach viel mit dem lieben Geld zu tun. Gesunde Patienten bringen halt einfach keine Einnahmen. Am besten sind solche die einmal im Quartal ihr Rezept abholen.
Ich vertraue daher schon lange keinen Arzt mehr
Murmeline
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Re: Peter Lehmann: Antidepressiva absetzen - Massive Entzugsprobleme, keine professionellen Hilfen

Beitrag von Murmeline »

Hallo,

ich glaube, die meisten wissen es nicht besser.

Peter Ansari berichtet auf Monis Blog von einer Ärztin folgendes:
Wir haben festgestellt, dass auch in der Arztausbildung immer noch ein großes Informationsdefizit besteht. Hilfreich war hier ein Brief aus Wien, den wir von einer Ärztin erhalten haben. Sie war selber von Depressionen betroffen und beklagte, dass ihr während ihres Studiums vermittelt wurde, Antidepressiva wären hochwirksam und hätten keine Nebenwirkungen. Sie entschied sich deswegen die Medikamente einzunehmen, was sie später sehr bereute. Während ihres qualvollen Entzugs konnte sie sechs Monate lang nicht arbeiten. Heute rät sie ihren Patienten von Antidepressiva ab.
http://my-free-mind.at/depression-heute ... ne-ansari/

Die Praxen sind doch zumeist sehr überlaufen - Patienten sind also genug da...

Naja, definitiv ist es einfacher, regelmäßig ein Rezept zu schreiben als sich aktiv zu informieren durch eigene Recherche und womöglich noch zum Betroffenen sagen zu müssen: Hups, da war ich wohl nicht ausreichend informiert, habe sie wiederum nicht ausreichend informiert und jetzt weiß ich garnicht, wie ich sie am besten beim Absetzen begleite....

Grüße, Murmeline
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