Teil 1
Hallo,
seit meinem letzten Eintrag habe ich eine höllische Zeit erlebt.
Ungelogen eine echte Zeit des Grauens
Die Schmerzen nach der Zahnbehandlung wurden nicht besser, sondern immer schlimmer.
Ich habe mehrfach mit der Uniklinik telefoniert und geschildert, was los ist.
Vor knapp 3 Wochen hatte ich dann einen Termin und die Studenten standen ratlos neben mir.
Ich hatte grauenhafte Zahn- und Nervenschmerzen, konnte nichts essen, kaum trinken, nicht reden (nur noch
hm), nicht mehr schlafen.
Die Studenten testeten, ob es eine Zahnnerv- und Mark-Entzündung sein könnte (Pulpitis), kamen aber zu keinem eindeutigen Ergebnis, da der Kältetest ansprach und das Klopfen auf dem Zahn auch nicht wirklich weh tat.
Dann kam man auf die Idee der Trigeminusnerv könnte etwas abbekommen haben und prüfte in diese Richtung.
Nicht ohne zu erwähnen, dass ich ja unterschrieben hätte, dass so etwas bei einer Leitungsanästhesie passieren könne.
Auf meine Bitten mal Röntgenbilder anzufertigen und mein Implantat zu überprüfen, ging man nicht ein.
Der diensthabende Doc kam für 1min vorbei, klopfte kurz auf den Zahn, murmelte "nee, das ist es wohl nicht, wir schicken Sie jetzt zur Schmerzprofessorin" und verschwand wieder.
Die Schmerzprofessorin, spezialisiert auf Zahn-, Nerven und Gesichtsschmerz wollte mich nicht empfangen und ließ mich seitenweise Fragebögen ausfüllen. Es wurde mir versichert man würde mich die nächsten Tage dann zurückrufen und einen Termin anbieten, aber darauf warte ich heute noch

.
Ich wurde von Abteilung zu Abteilung geschoben und keiner hat sich richtig für mich verantwortlich gefühlt. Demoralisierend.
Ich war am Ende wirklich völlig frustriert und schon dabei das Krankenhaus als Nervenschmerzpatientin zu verlassen.
Ich bat den Arzt noch mir stärkere (verschreibungspflichtige) Schmerztabletten aufzuschreiben; keiner war auf mich zugekommen und hat mir das mal angeboten und das, obwohl ich wirklich vor Schmerzen kaum noch stehen konnte.
Ich war wirklich gefrustet, verzweifelt und fertig.
Als ich dann da saß und auf mein Rezept wartete, überlegte es sich der diensthabende Arzt doch noch und wollte noch mal nach mir schauen. Aber es passierte nicht das, was man meinen sollte, was in einer guten Zahnklinik passieren würde.
Denn statt sich noch mal selbst intensiv um mein Problem zu kümmern, sagte der Arzt zu mir, er wolle mich nun in der Psychiatrie vorbei schicken, ich hätte mich suizidal geäußert.
Ich hatte vorher den Fehler gemacht in meiner Verzweiflung zu stöhnen, ich hätte solche Schmerzen, ich hätte gut Lust mich aus dem Fenster zu werfen.
Ich saß vollkommen paralysiert auf dem Stuhl und habe den Arzt fassungslos angestarrt.
Die Studenten haben betreten auf den Boden geschaut.
Ich habe mir dann innerlich gesagt "Jamie, bleib ruhig, wenn du jetzt austickst, ist das für ihn nur der Beweis, dass du psycho bist".
So "sachlich" es in diesem Moment ging, habe ich gesagt, dass ich ganz sicher nicht in die Psychiatrie gehen werde, sondern rasende Zahnschmerzen habe und Abhilfe haben will.
Darauf ließ er sich nicht ein, wiederholte mantraartig, ich habe mich suizidal geäußert.
Irgendwann wurde er laut, da habe ich ihm gesagt, er müsse nicht laut werden, wir seien erwachsene Menschen und können sachlich reden. Da wurde er dann wieder normal vom Tonfall.
Ein Albtraum.
Da wir beide nicht von unserer Position abrückten sagte der Doc, er hole jetzt den Oberarzt.
Daraufhin habe ich gesagt, das geht OK für mich.
Der Oberarzt ließ sich dann in zwei Minuten noch mal eine Kurzversion meines Martyriums schildern und sagte dann "Frau X, Sie haben eine atypische Pulpitis, ich bin mir sicher. Das sind Höllenschmerzen. Ich betäube Sie jetzt, wir bohren den Zahn auf und ziehen den entzündeten Nerv!".
Da bin ich vollkommen in Panik ausgebrochen.
Ich war eben gerade noch vor einer Psychiatrieeinweisung, hatte zwei Tage nichts gegessen und kaum getrunken, war dehydriert, mein Kreislauf am Boden, es war schwülheiß, ich war alleine eine Stunde mit dem Auto zur Uniklinik gefahren, hatte keinen bei mir.
Und erst recht würde ich mir in dem Zustand nicht den Zahn aufbohren und den Nerv ziehen lassen von einem Arzt, der telepathisch Ferndiagnosen stellt und mir nicht eine Sekunde in den Mund guckt und mich untersucht, keine Röntgenbilder anfertigt und das in einer Zahnklinik, die mich wie ein lästiges Stück Mensch behandelt, von Abteilung zu Abteilung schiebt und nicht wirklich an mir interessiert oder bemüht ist.
Der Oberarzt ging und sagte, ich solle es mir überlegen. Das Thema Psychiatrie war damit auch vom Tisch.
Ich überlegte es mir 20min, sagte dem Studenten, der bei mir geblieben ist, weil er all das protokollieren musste, dass ich jetzt gehe und bin mit einer Mischung aus völliger Verzweiflung, Todesverachtung und kurz vorm Zusammenklappen da raus gewankt.
Ich weiß nicht genau, wie ich heim gekommen bin, außer dass es heil war und ich mich bei all meinen himmlischen Helfern aufs Innigste bedanken muss.
Ich vereinbarte einen Notfalltermin für den nächsten Tag bei meiner regulären Zahnärztin und ging einen Tag später dort hin.
Sie hörte sich die Geschichte an und war völlig schockiert über das Verhalten in der Uniklinik.
Sie sagte einen so komplexen Fall wie mich bei Komplikationen bei den Studenten zu belassen und nicht selbst Verantwortung zu übernehmen, das sei unmöglich.
Den Studenten könne man keine Vorwürfe machen, sie seien zu unerfahren.
Es hätten sich die erfahrenen und versierten Zahnärzte um sich kümmern müssen.
Ihre Untersuchung war weniger ´vorsichtig´ und siehe da, beim (festeren) Klopfen auf den Zahn fing an dieser weh zu tun, was ein eindeutiges Zeichen für eine Pulpitis ist.
Da hatte der telepathische Oberarzt sich also nicht getäuscht; trotzdem habe ich mich nach diesen Vorkommnissen dort nicht mehr behandeln lassen wollen.
Ich denke jeder kann es mir nachempfinden.
Röntgenbilder zeigten auch schwache Entzündungszeichen an der Zahnwurzel. Also klare Sache.
Ich bat meine Zahnärztin auch nach meiner Backe zu schauen, die Stelle, die mir schon nach der ersten Behandlung so weh getan hatte.
Dabei stellte sich heraus, dass die Uniklinik eine schwere ausgeprägte Ohrspeicheldrüsenentzündung mit übersehen hatte, die einen Teil der massiven Schmerzen mit verursachte. Das würde man mit AB behandeln müssen, soviel war klar.
Meine Zahnärztin wollte aber noch den nächsten Tag abwarten um dann zu entscheiden, welches AB es wird; auch beruhend auf dem Befund, was sich ihr zeigen würde, wenn sie den Zahn aufbohrt.
So weit kam es nicht, denn ich bekam noch am gleichen Nachmittag Fieber, wie immer mittwochs nachmittags, wenn so etwas passiert....
Ich habe eine gut sortierte Hausapotheke und hatte noch eine ziemlich volle Schachtel Amoxicillin von meiner letzten schweren Mitelohrentzündung, wo ich im Krankenhaus gelandet bin.
Ich begann sofort mit der Einnahme und habe meiner Ärztin aufs Notfallhandy gesprochen.
Sie rief dann abends noch zurück und sagte, es wäre genau richtig gewesen und wir würden morgen weiterschauen.
Am nächsten Tag ging ich also voller Bammel in die Praxis; wir wollten ja einen Versuch unternehmen den Zahn aufzubohren und Medikamente einzugeben, unter anderem ein Mitel, das den Nerv zum Absterben bringt.
Meine Zahnärztin versuchte es experimentell mit dem normalen Ultracain mit Adrenalinzusatz bei der Lokalanästhesie - und was passierte? Nach der ersten Ampulle wurde mir ein paar Sekunden später ganz komisch und ich merkte, dass ich gleich ohnmächtig werde.
Ich konnte mich noch mitteilen und man kümmerte sich sofort um mich (Beine hoch usw) - Gott sei Dank trat die Ohnmacht nicht ein.
Taub fühlte sich überhaupt nichts an.
Ich sagte meiner Zahnärztin sofort, dass es wohl das Adrenalin ist, das ich nicht vertrage.
Sie meinte, es wäre meine Angst vor Spritzen (hab ich nicht!, ich hab keine Angst vor Spritzen, ich hab Angst, dass das Lokalanästhetikum nicht wirkt!).
Wir warteten 15 min und dann wurde eine weitere Ampulle gespritzt. Und was passierte?
Genau das Gleiche. Mir wurde wieder seltsam / halb ohnmächtig und es stellte sich wieder Null Betäubung ein.
Es war, als hätte ich Null komma Null Lokalanästhetikum gespritzt bekommen
Wir mussten daraufhin den Versuch den Zahn zu behandeln abbrechen und meine Zahnärztin versprach das Mepivacain zu bestellen; sie hatte es nicht vorrätig, weil es so toxisch ist und sie es normalerweise nicht benutzt.
Teil 2 folgt